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Doris Leuthard ist sauer auf Schneider-Ammann

«Das war ein Bubenstück»: Doris Leuthard ist sauer auf Schneider-Ammann

Zwischen Doris Leuthard und Johann Schneider-Ammann herrscht dicke Luft. Hat er ihr mit einem Unterzug die Show vermiest?
28.09.2018, 06:1016.10.2018, 14:44
Henry Habegger / Nordwestschweiz
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Sie versuchte gestern an der Rücktrittspressekonferenz gar nicht erst, ihren Ärger zu verbergen. Doris Leuthard fühlt sich von ihrem Kollegen Johann Schneider-Ammann, kurz JSA, überrumpelt. «Er hat immer gesagt, er gehe Ende 2019», so die abtretende CVP-Bundesrätin auf eine Journalistenfrage. Und nein, ihr Rücktritt sei nicht mit jenem des FDP-Wirtschaftsministers abgesprochen gewesen.

ARCHIVBILD --- ZUM RUECKTRITT VON BUNDESRAETIN DORIS LEUTHARD STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES BILDMATERIAL ZUR VERFUEGUNG - Bundesraetin Doris Leuthard spricht auf der Baustelle bei der Einweihung der Kav ...
Leuthard fühle sich von Schneider-Ammann unter Druck gesetzt, heisst es von gut informierten Politikern.Bild: KEYSTONE

Die Aargauerin gab aber an, sie hätte eigentlich heute Freitag ihre Demission verkünden wollen. Ihr Rücktrittsschreiben ist denn auch auf heute datiert. Weil aber nach dem abrupten Abgang von Schneider-Ammann die Spekulationen der Medien um ihre eigene Zukunft ins Kraut schossen, zog sie die Bekanntgabe um einen Tag vor.

Bereits in den letzten Tagen war von gut informierten Politikern zu erfahren: Leuthard sei aus allen Wolken gefallen, als sie von Schneider-Ammanns Rücktritt erfuhr. Sie hatte nicht damit gerechnet. Und: «Sie ist sauer, sie fühlt sich unter Druck gesetzt», hiess es. Leuthard waren zudem die Hände gebunden, weil sie sich bei der UNO in New York befand, als ihr Kollege am Dienstag in Bern vor die Medien trat.

Der bewegende Abschied von Doris Leuthard

Video: srf

Dabei, so Insider weiter, habe die CVP in den letzten Monaten versucht, mit der FDP ein koordiniertes Vorgehen bei den Rücktritten zu vereinbaren. Ohne Erfolg. CVP-Präsident Gerhard Pfister wollte gestern auf Anfrage nicht sagen, ob dies zutrifft. «No comment», sagte er nur. Was dafür spricht, dass es so war.

Insider reden sogar davon, die Truppe um Schneider-Ammann habe Leuthard bewusst «in die Suppe gespuckt». Von einem «Bubenstück» ist die Rede.

JSA wollte alleine gehen

Demnach realisierte das Umfeld von Schneider-Ammann irgendwann, dass Leuthard am letzten Freitag der laufenden Session zurücktreten wollte. Wie es sich gebührt an einem Tag also, an dem sowohl das Parlament als auch der Bundesrat in Bern zu Sitzungen zusammenkommen. Sie wollte Bundesversammlung und Regierung gleichermassen persönlich informieren.

Die lustigsten Auftritte von Bundesrat Schneider-Amman

Video: watson/nico franzoni

Aber Schneider-Ammann beziehungsweise seinem Umfeld habe die Aussicht, mit Leuthard abzutreten, nicht gefallen. Was nicht weiter erstaunt, denn kein Bundesrat teilt diese letzte grosse öffentliche Würdigung gerne mit anderen. Das JSA-Umfeld habe zudem befürchtet, so meinen einige, dass der bedächtige Grosspapa aus dem Emmental neben der gewandten Strahlefrau aus dem Aargau gleichsam verblassen würde.

Jedenfalls habe sein Umfeld Anfang Woche gezielt durchsickern lassen, dass der Wirtschaftsminister heute Freitag zurücktreten wolle. Ziel sei gewesen, einen Vorwand zu schaffen, um den Rücktritt vorzuverlegen. Was dann auch geschah. Schneider-Ammann trat am Dienstag vor die Medien. Begründung: Die Medien hätten Wind von seinen Plänen bekommen, und er wolle nicht, dass seine Frau eine Woche lang lügen müsse, wenn sie gefragt würde.

«Schneider-Ammann hatte gar nie vor, am Freitag zurückzutreten», behauptet ein bekannter Politiker, der sich auf Insiderinformationen beruft, aber nicht genannt werden will.

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Video: watson

Dann wäre der Abtritt des ehemaligen Obersten generalstabsmässig inszeniert worden. Dafür spricht: Der Wirtschaftsminister und sein Umfeld reagierten erstaunlich gelassen auf die Indiskretion um seine Rücktrittsplanung. Und: Es ist sehr aussergewöhnlich, dass der Rücktritt eines Bundesrats schon fast eine Woche vorher bekannt wird. In der Regel sickert er einige Stunden vorher durch. Dann, wenn Parteigremien und Bundesratskollegen informiert werden.

Genau so, wie es gestern im Fall Doris Leuthard geschah. Am frühen Vormittag gab es erste konkrete Hinweise, und zwei Stunden später, kurz vor 10.30 Uhr, verlas der Nationalratspräsiden ihr Rücktrittsschreiben. (aargauerzeitung.ch)

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quelle: keystone / ennio leanza
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46 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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bud!
28.09.2018 06:50registriert Juni 2015
Hoffen wir, dass jetzt Leute gewählt werden, denen die Arbeit wichtiger ist als die Show.
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Denk nach
28.09.2018 06:43registriert Juli 2016
Ist und bleibt halt ein Politiker.... Sogar am Ende der Karriere
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Leider Geil
28.09.2018 08:29registriert Mai 2017
Gahsch du scho in Chindsgi? Nei, ich bin no im BR!
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