Hunderte Siedler im besetzten Westjordanland fliehen vor Bränden

Hunderte Siedler im besetzten Westjordanland fliehen vor Bränden

26.11.2016, 13:56

Hunderte jüdische Siedler im israelisch besetzten Westjordanland sind laut Polizei vor verheerenden Bränden geflohen. Die Häuser von etwa 1000 Bewohnern der Siedlung Halamisch bei Ramallah mussten evakuiert werden.

45 Häuser seien durch die Flammen zerstört oder beschädigt worden, sagte eine Polizeisprecherin am Samstag. Bei einem Grossbrand in der Siedlerstadt Maale Adumim erlitten drei Personen schwere Rauchverletzungen, wie israelische Medien am Samstag berichteten. Insgesamt seien bei dem Brand in einem Wohnhaus zwölf Menschen verletzt worden.

Brände wurden auch aus den im palästinensischen Westjordanland gelegenen Siedlungen Dolev, Alfei Menasche und Karnei Schomron gemeldet. Evakuierungen gab es dort jedoch nicht.

Löschflugzeuge aus Israel, Russland, der Türkei, Griechenland, Frankreich, Spanien und Kanada warfen weiterhin tonnenweise Wasser und flammenhemmende Mittel auf die Feuer ab, unter anderem bei der Ortschaft Nataf nahe Jerusalem. Auch das weltgrösste Löschflugzeug aus den USA vom Typ Boeing 747 kommt zum Einsatz.

Suche aus der Luft

Zudem setze die israelische Luftwaffe zehn Drohnen ein, um mutmassliche Brandstifter und neue Brandherde zu identifizieren, berichtete «Haaretz». Auch das windige und trockene Wetter in der Region begünstigt die Brände.

Die Polizei nahm nach eigenen Angaben 14 Verdächtige wegen fahrlässiger oder vorsätzlicher Brandstiftung fest. Israelische Medien spekulierten über palästinensische Brandstifter, die eine «Feuer-Intifada» gegen Israel führen wollten.

Vertreter der israelischen Araber, die 17.5 Prozent der Bevölkerung ausmachen, wiesen Bemerkungen, jemand aus ihrer Gemeinschaft habe gezündelt, dagegen als rassistische Unterstellungen zurück. Sie seien von den Feuern ebenso betroffen wie die Juden.

Palästinensische Hilfe

Die Palästinensische Autonomiebehörde schickte 41 Feuerwehrleute und acht Lastwagen, um die Löscharbeiten im nordisraelischen Haifa und in Beit Meir im Zentrum des Landes zu unterstützen. Israelische und palästinensische Feuerwehrleute kämpften gemeinsam gegen die Flammen.

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu erklärte, am Tatbestand der absichtlichen Brandstiftung gebe es «keinen Zweifel». Er drohte den Tätern, sie hätten «einen Preis zu zahlen für Brand-Terrorismus».

Unterdessen kehrten Einwohner aus Haifa nach den Massenevakuierungen vom Donnerstag in Israels drittgrösste Stadt zurück, um die durch die Brände angerichteten Schäden in Augenschein zu nehmen. Etwa 60'000 Menschen waren vor den meterhohen Flammenwänden geflohen.

Dutzende Häuser wurden zerstört. Die Lage in der Stadt war inzwischen aber «unter Kontrolle», wie die Feuerwehr mitteilte. Bei der Stadtverwaltung hiess es, etwa 200 Familien seien obdachlos. (sda/afp/dpa)

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