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Gaza: So viele Häuser zerstörte Israel bereits

epa11324766 Internally displaced Palestinians, carrying their belongings, set up tents on the ruins of their homes after the Israeli army asked them to evacuate from the city of Rafah, in Khan Yunis c ...
Zerstörte Häuser in Rafah.Bild: keystone

Wie viel von Gaza bisher zerstört wurde – und wohin die Palästinenser flüchten sollen

07.05.2024, 19:0308.05.2024, 07:40
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Israelische Truppen haben am Montag den Grenzübergang im Süden der Stadt Rafah besetzt. Es ist der einzige offizielle Weg aus dem Gazastreifen, der nicht nach Israel, sondern nach Ägypten führt. Gleichzeitig wurden mit Artillerie und Raketen Militärschläge gegen mutmassliche Hamas-Infrastruktur in der Stadt geführt. «Damit ist die Operation aber nicht beendet», erklärte ein israelischer Militärangehöriger am Dienstagmorgen. Laut den jüngsten Berichten haben israelische Bodentruppen damit begonnen, in die Stadt einzudringen.

Israel hatte in den vergangenen Wochen immer wieder damit gedroht, Rafah anzugreifen. Es handle sich um eine Hamas-Hochburg. Einen anderen Weg, die Terrororganisation zu vernichten, gebe es nicht. Verbündete Staaten wie die USA warnen indes vor diesem Schritt. Befürchtet wird, dass sich die bereits katastrophale humanitäre Lage noch weiter verschlimmert.

Wo befindet sich Rafah?

Rafah mit dem gleichnamigen Grenzübergang liegt im Südwesten des Gazastreifens, der an Ägypten grenzt.
Rafah mit dem gleichnamigen Grenzübergang liegt im Südwesten des Gazastreifens, der an Ägypten grenzt.Karte: watson.ch

Seit sieben Monaten wütet der Krieg im Gaza-Streifen. Zu Beginn konzentrierten sich die israelischen Angriffe auf die Bezirke Nordgaza und Gaza im Nordosten des abgeriegelten Gebiets. Die dort ansässigen Palästinenser wurden aufgefordert, in den Süden zu fliehen. Es handelte sich dabei um über eine Million Menschen.

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Karte: watson.ch

Wochen später verlagerten sich die Kampfhandlungen immer weiter in den Süden – mit der Folge, dass noch mehr Menschen in Richtung Rafah vertrieben wurden. Vor dem Krieg lebten dort weniger als 300'000 Menschen. Laut UN-Schätzungen sind es heute 1,4 Millionen, auf engstem Raum, mit einer Dusche pro 3600 und einer Toilette pro 850 Menschen.

Die Bewohner des östlichen Teils von Rafah, offiziell handelt es sich dabei um rund 100'000 Menschen, sind nun aufgefordert, sich nach Al-Mawasi, in eine für Zivilisten relativ sichere Zone nördlich der Stadt, zurückzuziehen. Laut dem «Guardian» sind bereits Tausende der Aufforderung nachgekommen.

Den Einwohnern des roten Gebiets wurde befohlen, nach Al-Mawasi umzusiedeln.
Den Einwohnern des roten Gebiets wurde befohlen, nach Al-Mawasi umzusiedeln.Karte: watson.ch, quelle: IDF

Wie die Flüchtlinge in Al-Mawasi untergebracht und versorgt werden können, bleibt ungeklärt. Noch vor fünf Monaten war der Abschnitt aus Sanddünen und Strand Ödland. Heute leben 380'000 Menschen, vorwiegend in Zelten, dort. Die Nahrungsmittelversorgung bewältigen die UN und verschiedene Hilfswerke, die sanitären Anlagen seien in einem «entsetzlichen Zustand», wird berichtet.

This photo provided by the Israel Defense Forces shows a tank with an Israel flag on it entering the Gazan side of the Rafah border crossing on Tuesday, May 7, 2024. (Israel Defense Forces via AP)
Israelische Panzer beim Grenzposten von Rafah.Bild: keystone

Entsetzlich sieht es auch weiter im Norden des Gazastreifens aus. Hier wurden die meisten Häuser zerstört. Wie viele es sind, das untersuchen Jamon Van Den Hoek und Corey Scher. Van Den Hoek ist Assistenzprofessor an der Oregon-State-Universität und analysiert Geo-Veränderungen anhand von Satellitendaten. Er und sein Team vergleichen nicht nur Bilder, sondern werten auch Radardaten aus. Diese messen tektonische Veränderungen – und können so zerstörte Häuser identifizieren. Van Den Hoeks Berechnungen wurden von der CNN, der «New York Times» und auch von Bloomberg aufgenommen – und sie zeigen ein verheerendes Bild.

Beschädigte oder zerstörte Wohn- und Agrarflächen laut Jamon Van Den Hoek und Corey Scher. Stand: 13. März 2024
Beschädigte oder zerstörte Wohn- und Agrarflächen laut Jamon Van Den Hoek und Corey Scher. Stand: 13. März 2024 karte: watson, quelle: Jamon van den hoek

Bis Mitte März wurde der Bezirk Rafah von Israel deutlich an wenigsten unter Beschuss genommen. Das zeigt sich am Ausmass der beschädigten oder zerstörten Wohn- und Agrarflächen. Dies könnte sich in den kommenden Tagen und Wochen jedoch ändern.

Israelische Armee rückt in Rafah ein – die Darstellungen sind unterschiedlich

Video: watson/lucas zollinger
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Am Morgen des 7. Oktobers 2023 startete die Terrormiliz Hamas einen grossflächigen Angriff auf zahlreiche Ziele in Israel. Es handelt sich um den grössten Massenmord an Jüdinnen und Juden seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges.
quelle: keystone / abir sultan
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106 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Tugium
07.05.2024 20:55registriert Oktober 2017
Das Problem mit der Hamas wird so nicht gelöst, im Gegenteil.
All die vielen Toten und Verletzten schüren sovill Hass auf Israel dass eine ganze Generation neuer Terroristen heranwächst.
Netanjahu schaut nur auf sich alleine, solange Krieg herrscht bleibt er an der Macht. Ist der Krieg zu Ende landet er vor Gericht. Einfach nur tragisch was er da treibt.
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Antoniata
07.05.2024 19:35registriert Mai 2024
Für mich ist das Völkermord und ich frage mich, warum die internationale Staatengemeinschaft nicht militärisch eingreift, sonst ist sie doch auch immer fix dabei, man erinnere sich an den Balkan. Besonders viele Blauhelme sind derzeit im Südsudan und in der Demokratischen Republik Kongo stationiert. Weitere große Einsätze finden derzeit auch in Mali oder der Zentralafrikanischen Republik statt.
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Tannzapfen
07.05.2024 22:02registriert Februar 2022
Warum Kapituliert die Hamas nicht? Weiss das jemand?
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