Brasilianischer Präsidentschaftskandidat Bolsonaro schwerverletzt

Brasilianischer Präsidentschaftskandidat Bolsonaro schwerverletzt

07.09.2018, 06:5207.09.2018, 06:52

Der ultrarechte brasilianische Präsidentschaftskandidat Jair Bolsonaro ist bei einer Messerattacke während eines Wahlkampfauftritts schwer verletzt worden. Das gab seine Familie bekannt.

Bolsonaro habe Verletzungen an Leber, Lunge und Darm erlitten und «viel Blut verloren», schrieb sein Sohn Flavio Bolsonaro am Donnerstag im Kurzbotschaftendienst Twitter. Der Sohn hatte zunächst angegeben, die Verletzung sei nur oberflächlich gewesen, seinem Vater gehe es gut. «Sein Zustand scheint nun stabil zu sein. Bitte betet.»

Kritische Phase

Die nächsten 48 Stunden seien entscheiden für die Genesung des Patienten, berichtete die Zeitung «Folha de São Paulo» unter Berufung auf die Ärzte. Weil die Wunde sich in der Nähe des Verdauungstrakts befinde, bestehe das Risiko einer Infektion, hiess es.

Fernsehbilder zeigten, wie der 63-jährige Ex-Offizier bei einem Wahlkampfauftritt in der Stadt Juiz de Fora im Bundesstaat Minas Gerais angegriffen wurde. Ein Polizeisprecher sagte der Nachrichtenagentur Brasil, Bolsonaro sei in ein Spital gebracht worden. Eine Person sei festgenommen worden.

«Leider ist es schlimmer, als wir dachten», schrieb Flavio Bolsonaro bei Twitter. Sein Vater sei in einem Spital in Juiz de Fora notoperiert worden. Das Internetportal G1 berichtete unter Berufung auf die Klinik zudem, Bolsonaro sei der Darm durchstochen worden, sein Zustand sei aber stabil.

Kopf-an-Kopf-Rennen

Der Rechtspopulist liegt in einer aktuellen Umfrage für die erste Runde der Präsidentschaftswahl am 7. Oktober vorn. In der zweiten Wahlrunde würde er aber von fast allen anderen Kandidaten geschlagen. Bolsonaro ist ein Verteidiger der Militärdiktatur der Jahre 1964 bis 1985. Er fällt immer wieder mit rassistischen, frauenfeindlichen und homophoben Äusserungen auf.

Bei der Präsidentschaftswahl wäre Ex-Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva von der Arbeiterpartei der eigentliche Favorit. Er sitzt aber nach einer Verurteilung wegen Korruption und Geldwäsche im Gefängnis und darf nach jetzigem Stand nicht antreten.

Der «Trump Brasiliens» mischt zwar schon lange im Politikbetrieb mit, präsentiert sich neuerdings aber als Anti-System-Kandidat. Im Falle eines Wahlsiegs will er Ministerposten mit Militärs besetzen und angesichts der eskalierenden Kriminalität die Bevölkerung bewaffnen.

Zahlreiche Genesungswünsche

Trotz aller ideologischer Unterschiede verurteilten Politiker aller Couleur den Anschlag auf Bolsonaro. Präsident Michel Temer nannte den Angriff «nicht hinnehmbar». Der linke Präsidentschaftskandidat Ciro Gomes sprach von «Barbarei» und Lulas Nachfolger Fernando Haddad schrieb auf Twitter: «Ich verurteile jede Gewalttat und wünsche Jair Bolsonaro gute Besserung.» (sda/afp/dpa)

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