Zehn Gefangene soll der ehemalige Polizeichef Guatemalas, Erwin Sperisen, auf dem Gewissen haben. Ab dem 15. Mai muss der schweizerisch-guatemaltekische Doppelbürger sich wegen Mordvorwurfes vor dem Genfer Strafgericht verantworten. Ihm drohen mehr als zehn Jahre Haft.
Die Genfer Staatsanwaltschaft wirft Sperisen vor, die Morde an zehn Gefangenen entweder befohlen, geplant oder selber begangen zu haben. Der 43-Jährige, der seit 2007 in Genf lebt, bestreitet die Vorwürfe und plädiert auf Freispruch.
Sperisen war zwischen Juli 2004 und März 2007 Chef der Nationalpolizei Guatemalas. Die Genfer Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, im Jahr 2005 die Erschiessung von drei entflohenen Häftlingen angeordnet zu haben. In einem Fall soll der Tatort danach verändert worden sein, so dass er stattdessen einen Schusswechsel zwischen den Polizisten und dem Gefangenen darstellte.
Für die Nichtregierungsorganisationen, die Sperisen angezeigt haben, zeigt der Prozess, dass für die Opfer in Guatemala doch noch Hoffnung bestehe. Der Prozess sende auch ein «starkes Zeichen an die Verantwortlichen solcher Verbrechen aus, die sich ausserhalb der Reichweite der Justiz glauben».
Der Prozess in Genf ist auf drei Wochen angelegt. Die Zahl der auftretenden Zeugen ist hoch, steht aber noch nicht fest. Mehrere Zeugen kommen aus dem Ausland und es ist nicht sicher, ob sie nach Genf reisen können. (jas/sda)