Macron warnt bei Weltkriegsgedenken vor Gefahren für den Frieden

Macron warnt bei Weltkriegsgedenken vor Gefahren für den Frieden

11.11.2018, 16:40

Der französische Präsident Emmanuel Macron hat beim Gedenken an das Ende des Ersten Weltkrieges vor Nationalismus und einer Bedrohung des Friedens gewarnt. «Die alten Dämonen steigen wieder auf - bereit, ihr Werk von Chaos und Tod zu vollenden», sagte er in Paris.

Über 60 Staats- und Regierungschefs waren bei Regenwetter unter dem Arc de Triomphe versammelt, unter ihnen US-Präsident Donald Trump, die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und der russische Präsident Wladimir Putin. Rund 10'000 Sicherheitskräfte schützten die Grossveranstaltung und ein anschliessendes Friedensforum.

Macron blickte länger auf den blutigen Konflikt zurück, der von 1914 bis 1918 dauerte. «In diesen vier Jahren hat sich Europa fast umgebracht», resümierte er. In dem Krieg, der unter anderem zum Zusammenbruch des Deutsches Kaiserreiches führte, starben fast neun Millionen Soldaten und mehr als sechs Millionen Zivilisten. Die politische Ordnung Europas wurde völlig umgekrempelt.

Manchmal scheint es, als würde die Geschichte wieder ihren tragischen Verlauf nehmen und den Frieden bedrohen, sagte Macron. Rückzug auf sich selbst, Gewalt und Beherrschung seien aber keine Lösung. «Patriotismus ist genau das Gegenteil von Nationalismus», sagte der 40 Jahre alte Staatschef. Er nannte als Gefahr auch «neue Ideologien», die Religionen beeinflussen würden.

Flammender Friedensappell

Macron rief in einem flammenden Appell eindringlich auf, für Frieden und eine bessere Welt zu kämpfen. Als konkrete Bedrohungen nannte er die Klimaerwärmung, Armut, Hunger und die Ungleichheiten. «Es lebe der Frieden zwischen den Völkern und den Staaten», rief er aus. Er bekannte sich ausdrücklich zur deutsch-französischen Freundschaft, zur Europäischen Union und den Vereinten Nationen.

Zu grösseren Zwischenfällen kam es nicht. Der Frauen-Aktivistengruppe Femen gelang es allerdings kurzzeitig, den Konvoi von Trump zu stören, indem mehrere Mitglieder mit nackten Oberkörpern auf die Strasse liefen.

Mit der Aktion wollten die Frauen daran erinnern, dass unter den Teilnehmern auch mehrere Staats- und Regierungschefs waren, deren Politik nicht als friedensstiftend gilt. Kreml-Chef Putin hat Russland beispielsweise in die Kriege in der Ostukraine und in Syrien verwickelt. Und Trump steht unter anderem wegen seines Ausstiegs aus dem Atomabkommen mit dem Iran und Plänen zur einseitigen Aufkündigung des INF-Abrüstungsvertrages mit Russland in der Kritik.

Anlässlich des Jahrestages läuteten um 11 Uhr in Frankreich die Glocken. Die Gemeinden in Frankreich waren dazu aufgerufen worden.

Berset von Macron begrüsst

Macron und seine Gattin Brigitte hatten zunächst zahlreiche hochrangige Gäste im Élysée-Palast empfangen, darunter auch Bundespräsident Alain Berset, der am Abend noch an einer Table ronde in Paris teilnehmen wollte.

Anschliessend fuhren sie mit Bussen über die Champs-Élysées zum Triumphbogen und gingen die letzten Meter im strömenden Regen mit Schirmen zu zwei Tribünen unter einem Glasdach. Macron sass neben Merkel, die wiederum neben Trump platziert war. Als letzter kam schliesslich Putin, der sich neben Brigitte Macron setzte.

Macron fachte am Triumphbogen die Ewige Flamme symbolisch neu an. Das Feuer war 1923 zum ersten Mal entzündet worden und gehört zu einem Grabmal, in dem 1921 der Leichnam eines nicht identifizierten Gefallenen bestattet wurde. (sda/dpa/afp)

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