Filmbesprechung: «Far from the Madding Crowd»: Eine Frau zwischen drei Männern

Filmbesprechung: «Far from the Madding Crowd»: Eine Frau zwischen drei Männern

09.07.2015, 10:43

In schwelgerischen Bildern südenglischer Landschaften verfilmt der dänische Regisseur Thomas Vinterberg («Festen») den viktorianischen Roman «Far from the Madding Crowd». Darin steht eine Frau zwischen drei Männern.

Selbst die intelligentesten Frauen können die sich in Männern täuschen. Seit Jahrhunderten inspiriert diese Tatsache Geschichtenerzähler und Romanautoren. Thomas Hardys viktorianischen Roman «Far from the Madding Crowd» darauf zu reduzieren, würde jedoch weder Autor noch Werk gerecht werden. Die falsche Männerwahl steht aber im Zentrum der gleichnamigen Verfilmung von Thomas Vinterberg.

Die Waise Bathsheba (Carey Mulligan) lebt bei ihrer Tante ein unkonventionelles Leben: Sie kann hart arbeiten, ist aber auch gebildet und reitet am liebsten im Herrensitz - vorausgesetzt sie fühlt sich unbeobachtet, denn so weit beugt sie sich den Konventionen des viktorianischen Englands dann doch.

Das bleibt dem selbstständigen Schafzüchter Gabriel Oak (Matthias Schoenaerts) nicht verborgen. Prompt macht er ihr einen Heiratsantrag. Bei ihm sei sie versorgt und könne auch ein Klavier haben. Bathsheba lehnt mit der Begründung ab, dass sie sich keinem Mann unterordnen kann und will. Und ein Klavier habe sie schon.

Bilder wie in einer Landleben-Zeitschrift

Wenig später wendet sich das Blatt: Bathsheba erbt einen grossen Gutshof und entscheidet, diesen ohne Verwalter selbst zu leiten. Gabriel dagegen verliert seine komplette Herde und wird zum Wanderarbeiter - wobei er stets in unmittelbarer Nähe zu Bathsheba bleibt.

Derweil beginnt sich der wohlhabende Nachbar William Boldwood (Michael Sheen) für die Gutsherrin zu interessieren. Auch er bietet ihr Sicherheit und ein Klavier und wieder lehnt sie den Antrag ab. Worauf der schnöselige Offizier Frank Troy (Tom Sturridge) auf den Plan tritt. Ausgerechnet dieser wenig charismatische Don-Juan-Verschnitt gewinnt die Gunst der selbstbewussten Frau.

Es folgen Irrungen und Wirrungen, verheerende Feuer, vertrauliche Gespräche, der finanzielle Ruin und viele, viele Einstellungen auf farbenprächtige Blumen, putzige Tiere und endlose Landschaften der Südwestküste Englands. In einer Landleben-Zeitschrift geht es nicht hübscher zu.

Eindimensionale Protagonisten

Der ehemalige Dogma-Regisseur Thomas Vinterberg schwelgt geradezu in den opulenten Bildern und in dem Gesicht von Carey Mulligan, die wahlweise banal-leidend oder naiv-lächelnd dreinblickt. Einen wirklich komplexen, widersprüchlichen Charakter, wie ihn Autor Thomas Hardy angelegt hat, verkörpert sie nicht. Diese Bathsheba ist weder hochmütig noch scheint sie sonderlich zerrissen zwischen ihrer Freiheitsliebe und den Konventionen des 19. Jahrhunderts.

Auch die drei Männer, die um sie buhlen, bleiben eindimensional: der ehrliche Landbursche, der reiche, unbeholfene Grossgrundbesitzer und der aalglatte, betrügerische Soldat. Erschwerend kommt hinzu, dass Hardy in seinen Romanen versuchte, jegliche Sentimentalitäten zu vermeiden.

Vinterberg, der mit dem drastischen Familienfilm «Festen» seinen Durchbruch schaffte, scheut sich dagegen nicht vor diesen, noch weniger vor Kitsch. Der ist zum Ende des Films kaum noch zu ertragen. Viel ärgerlicher aber ist, dass er einen Kostümepos geschaffen hat, in dem letztendlich eine Frau doch nur durch und mit einem Mann ihr Glück findet. (sda/dpa)

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