Knapp 300 Demonstranten am Wahltag in Russland festgenommen

Knapp 300 Demonstranten am Wahltag in Russland festgenommen

09.09.2018, 18:4809.09.2018, 18:48

Bei den landesweiten Protesten zu den Regionalwahlen in Russland sind Beobachtern zufolge am Sonntag knapp 300 Menschen festgenommen worden.

In der sibirischen Grossstadt Omsk seien am Nachmittag mehrere Dutzend Menschen in Gewahrsam genommen worden, meldete das Bürgerrechtsportal OVD-Info. In Jekaterinburg wurden demnach rund 60 Menschen festgesetzt, darunter auch der kremlkritische frühere Bürgermeister Jewgeni Roisman. Medienberichten zufolge soll er sich dem Protest in der Millionenmetropole am Ural angeschlossen haben.

In 18 weiteren Städten sei es ebenfalls zu Festnahmen gekommen. In Moskau startete der Protest, der sich vor allem gegen eine umstrittene Rentenreform richtet, erst am frühen Nachmittag. Die Polizei sprach von rund 2000 Teilnehmern, Beobachter gehen jedoch von weit mehr aus. Auch hier gab es Festnahmen. Eine genaue Zahl war bislang nicht bekannt.

Der Kreml-Kritiker Alexej Nawalny hatte zu dem Protest aufgerufen. Er selbst sitzt zur Zeit wegen einer anderen Protestaktion in Arrest.

Wiederwahl des Moskauer Bürgermeisters

In vielen Regionen Russland sollen am Sonntag die Gouverneure und lokalen Parlamente gewählt werden. Interessant ist die Abstimmung vor allem in der Hauptstadt. Rund 7.2 Millionen Moskauer können bis 22 Uhr Ortszeit (21 Uhr MESZ) über den wichtigsten Posten in der Metropole entscheiden.

Die Wiederwahl des seit 2010 amtierenden kremltreuen Bürgermeisters Sergej Sobjanin gilt aber als sicher; seine vier Konkurrenten haben keine realistischen Aussichten auf Erfolg. Präsident Wladimir Putin lobte die Arbeit seines Statthalters Sobjanin. «Ich gehe davon aus, dass der jetzige Führungsstil auch in Zukunft erhalten bleibt», sagte der Kreml-Chef bei seiner Stimmabgabe in Moskau.

Geringe Wahlbeteiligung

Meinungsforscher gehen landesweit von einer geringen Wahlbeteiligung aus. Bis zum Nachmittag lag die Beteiligung in der Hauptstadt bei lediglich 17.8 Prozent. Viele Bürger wollen aus Protest gegen die Rentenreform zu Hause bleiben, wie Experten sagen.

Erste Wahlprognosen werden am späten Abend erwartet. Auch in vielen weiteren Regionen des Riesenlandes wird über Gouverneursposten und lokale Parlamente abgestimmt. (sda/dpa)

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