Geiselnahme in Köln könnte terroristischen Hintergrund haben

Geiselnahme in Köln könnte terroristischen Hintergrund haben

15.10.2018, 20:4015.10.2018, 20:40

Eine Geiselnahme im Kölner Hauptbahnhof hat die Polizei am Montag stundenlang in Atem gehalten. Die Sicherheitsbehörden schliessen einen terroristischen Hintergrund nicht aus. Vier Menschen wurden verletzt - darunter der Geiselnehmer.

Dieser sei mit Gaskartuschen und Brandbeschleuniger bewaffnet gewesen, sagten die Ermittler. Es seien zudem mehrere blaue Campinggaskartuschen entdeckt worden, von denen einige mit Klebeband verbunden gewesen seien

Der bewaffnete Täter zündete nach Polizeiangaben am Mittag in einem Schnellrestaurant im Bahnhof zunächst einen Molotowcocktail, durch den eine 14-jährige Jugendliche verletzt wurde. Als durch den Brandsatz die Sprinkleranlage im Restaurant ausgelöst wurde, ergriff der Mann die Flucht und verschanzte sich in einer gegenüberliegenden Apotheke im gleichen Gebäude mit einer Frau als Geisel.

Nach zwei Stunden stürmte ein Spezialeinsatzkommando die Apotheke, verletzte den Geiselnehmer durch Schüsse schwer und befreite die Geisel, die leichte Verletzungen erlitt. Eine weitere Person im Schnellrestaurant erlitt einen Schock.

Pass eines Syrers gefunden

«Im Zusammenhang mit dem Betreten der Apotheke soll er Passanten zufolge auch gerufen haben, dass er zur Terrorgruppe Daesh gehört», sagte Einsatzleiter Klaus Rüschenschmidt am Montagabend. Weitere Hinweise dazu gebe es aber nicht. «Daesh» ist der arabische Name für die Terrormiliz Islamischer Staat.

Am Tatort wurden laut Kriminalpolizei Papiere eines 55 Jahre alten Syrers gefunden. Der Besitzer dieser Papiere habe eine Duldung bis Mitte 2021 erhalten. Der Geiselnehmer sei mit «hoher Wahrscheinlichkeit» der Passinhaber. Die Ermittler betonten aber auch, dass die Identität des Täters noch nicht eindeutig geklärt sei. Der Inhaber des gefundenen Dokumentes sei seit 2016 umfangreich wegen verschiedener Delikte wie Diebstahl und Bedrohungen bekannt.

Bahnhof acht Stunden gesperrt

Der Polizeieinsatz rund um die Geiselnahme hatte für ein Chaos auf den Bahnstrecken rund um die Millionenmetropole gesorgt. Der Bahnhof wurde evakuiert und war auch Stunden nach der Geiselnahme gesperrt, Züge wurden weiträumig umgeleitet, einige endeten vorzeitig. Der Bahnverkehr rund um den zentralen Knotenpunkt Köln kam nahezu zum Erliegen.

Der Bahnhof Köln gehört zu den meistfrequentierten in Deutschland. Der Schienenknotenpunkt liegt im Stadtzentrum direkt neben dem Kölner Dom. Täglich durchströmen ihn rund 1300 Züge, bis zu 280'000 Reisende kommen hier auf elf Gleisen an oder fahren ab. (sda/reu/dpa/afp)

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