«Ran an die Möpse!» – was wurde eigentlich aus dem jungen, wilden, sexy Cyril?

Äusserlich: Keine grossen Veränderungen feststellbar. Innerlich? Ein anderer Mensch. Fast.
Äusserlich: Keine grossen Veränderungen feststellbar. Innerlich? Ein anderer Mensch. Fast.Bild: screenshhot/srf

«Ran an die Möpse!» – was wurde eigentlich aus dem jungen, wilden, sexy Cyril?

05.07.2017, 09:2108.07.2017, 19:41
william stern

Er war kein Kostverächter: Der 18-jährige Cyril aus «Jung, wild & sexy» wollte am liebsten immer «zwei mit nach Hause nehmen», wenn eine Frau «Holz vor der Hütte» hatte, dann «reichte ihm das» und sein Leitspruch lautete: «Ran an die Möpse». Zusammen mit dem leicht cholerischen und auf Bauland fixierten Tobias und der Partynudel Pringles bildete er das Aargauer Trio infernale der pubertären Trash-Fremdschäm-Serie von «3plus».

«Die Aargauer» von links nach rechts: Cyril, Tobias, Pringles und der namenlose Bruder von Pringles, der meistens nur stumm im Bild stehen darf.
«Die Aargauer» von links nach rechts: Cyril, Tobias, Pringles und der namenlose Bruder von Pringles, der meistens nur stumm im Bild stehen darf.bild: screenshot/youtube

Sechs Jahre später: Ein Reporter** von «SRF Virus» begibt sich auf die Spuren des inzwischen 24-jährigen Landwirts und landet im hintersten Aargauer Krachen: Wittnau.

Und siehe da, der nie um einen dummen Spruch verlegene Cyril wartet mit überraschenden Bekenntnissen auf: 

«Ich bin eigentlich kein Mann der grossen Sprüche.»
«Ich bin gerne alleine in der Natur unterwegs.»

Oh, Cyril ganz nachdenklich, reflektiert, vorsichtig denkend. Fast scheint sie ihm ein wenig schwer zu fallen, diese neuartige Beschäftigung. Dank den schmalen Brillengläsern geht es aber einigermassen. Nur das mit den Augen, das plagt ihn noch immer: Wenn man ihm zuschaut, hat man das Gefühl, ein verängstigtes Tier zu sehen. Der Sucher der Kamera scheint für den unfreiwilligen Carhartt-Werbebotschafter noch immer mehr Scharfschützen-Laserpointer als Verheissung von Ruhm, Ehre und kreischenden Mädchen mit grellbunten Spaghetti-Schnur-BHs. Cyril im Scheinwerferlicht. Behagen tut es ihm nicht.

Cyrils Brillengläser in der Nahaufnahme.
Cyrils Brillengläser in der Nahaufnahme.Bild: screenshhot/srf

Später, als der Reporter und der Ex-TV-Star auf einer Bank sitzen und den Blick über Cyrils Heimatdorf schweifen lassen, bricht es dann aber doch aus ihm heraus, das überbordende Selbstbewusstsein, das irgendwo in diesem pummeligen Jungmann schlummert.

«Diese Sendung ist eigentlich meine Sendung.»

Und:

«Die Leute sagen mir, ich hätte diese Sendung ausgemacht. Ich war der Typ, der diese Sendung interessant gemacht hatte.»
Carhartt. Punkt.
Carhartt. Punkt.Bild: screenshhot/srf

Und er hat ja recht. Wer erinnert sich denn noch an die Zürcher, die Basler, die Luzerner und all die anderen Knallköpfe, die sich vor der Kamera bereitwillig zu den hochnotpeinlichsten Aktionen hinreissen liessen, wahrscheinlich mit freundlicher Ermunterung durch das Kamerateam.

Cyril hingegen machte immer ein wenig den Eindruck, als ob er gar nicht hier sein möchte, als ob er nur durch eine fiese Laune des Schicksals in diesen tristen Szenerien (Schaumparty im Aargau, Pool-Planscherei in Lloret de Mar, you name it) gelandet sei und nur wieder aus dem verwunschenen Kamerawald herausfindet, wenn er brav die vorgestanzten Sätze seiner mit Clipboard und Kopfhörer bewaffneten Geiselnehmer abspult: «Brüste! Alkohol! Autos! Haargel!»

Aber vielleicht tut man Cyril damit auch Unrecht. Vielleicht wusste er genau, was er tat und sagte und was seine Taten und Worte (mehr Worte als Taten) auslösten. Und vielleicht sind die Brüste, Haargels und Autos ja tatsächlich tief in Cyril drin, Antrieb und Klebstoff seines Daseins.

«Ganz ehrlich, welcher normale Mann hat das noch nie gedacht: Gopfridstutz, hat die einen guten Vorbau!»

Irgendwie hat er ja recht. Schon wieder. Im Gegensatz zu allen anderen traut er sich das auszusprechen, was alle manchmal denken, aber aus Rücksicht auf Konvention, Sitte und den eigenen guten Ruf verschweigen.

Ein Hoch auf die entwaffnende Ehrlichkeit. Und auf Cyril, den Jungen, der uns auch sechs Jahre nach einem eigentlich vergessenswürdigen Fernsehauftritt zum Nachdenken anregt.

**Übrigens: Dieser Reporter arbeitet nun bei uns! Willkommen, Nico Franzoni. 

Und hier ist er:

Video: watson/Nico Franzoni, Emily Engkent

Vorher – nachher

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Damals noch mit Blumengirlanden und ohne Bartflaum. Cyrill im «Jung, wild & sexy»-Best of

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