Der grösste Rückruf der VW-Geschichte wird auf weitere Fahrzeuge ausgedehnt. Damit rückt der Autohersteller seinem Ziel näher, bis zum Jahresende die Umrüstung für alle Modelle zumindest gestartet zu haben.
Volkswagen darf 460'000 weitere Fahrzeuge technisch umrüsten, die vom Dieselskandal betroffen sind. Das Kraftfahrtbundesamt habe die Nachbesserungslösungen freigegeben, teilte VW am Sonntag in Wolfsburg mit.
Es handele sich um Wagen mit dem kleinen 1.2-Liter-Motor wie etwa bei den Modellen Volkswagen Polo und Seat Ibiza. Die Halter würden nun aufgefordert, sich mit einer Werkstatt in Verbindung zu setzen. «Die Fahrzeuge erfüllen nach der Umrüstung alle gesetzlichen Anforderungen», betonte VW.
Zum 1.2-Liter-Motor hatte VW in einem Kundenbrief zunächst einen Beginn der Werkstatt-Aktionen ab dem 30. Mai angekündigt. Später hiess es, dieser Teil werde erst «verzögert anlaufen». Noch in diesem Jahr will der Konzern die Umrüstung aller manipulierten Dieselmodelle in Europa auf den Weg bringen. Ob VW es aber schafft, die Aktion wie ursprünglich geplant auch 2016 abzuschliessen, ist ungewiss.
Winterkorn plant Comeback
VW hatte weltweit mithilfe einer Software die Abgaswerte von rund elf Millionen Dieselfahrzeugen manipuliert - das hatte die US-Umweltbehörde EPA im September 2015 bekanntgemacht. Kurz danach war VW-Chef Martin Winterkorn zurückgetreten.
Nun plane der 69-Jährige die Rückkehr in die Wirtschaft, schrieb «Bild am Sonntag». Dem früheren Top-Manager lägen mehrere Angebote von Dax-Konzernen für Aufsichtsratsmandate sowie von wissenschaftlichen Instituten vor.
Eine Voraussetzung sei erfüllt: Demnach habe die US-Kanzlei Jones Day, die im VW-Auftrag den Dieselskandal beim Autohersteller untersucht, keine persönliche Schuld Winterkorns in dem Fall festgestellt. Ein VW-Sprecher sagte am Sonntag: «Zu den laufenden Untersuchungen von Jones Day geben wir keinen Kommentar ab.» Der Bericht der Kanzlei wird frühestens für das Jahresende erwartet.
Unabhängig davon ermittelt die Staatsanwaltschaft Braunschweig seit Juni wegen möglicher Marktmanipulation gegen Winterkorn und den amtierenden VW-Markenchef Herbert Diess.
Strafen in Milliardenhöhe
VW muss weltweit Millionen Fahrzeuge zurückrufen und hat sich mit den US-Behörden bereits auf Strafen in Milliardenhöhe verständigt. In Deutschland ist Volkswagen mit diversen Schadenersatzklagen konfrontiert, die zusammen ebenfalls in die Milliarden gehen. In den USA werden zudem strafrechtliche Ermittlungen geführt, dabei geht es unter anderem um Verstösse etwa gegen das Umweltrecht.
In der Schweiz spannt die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) mit der niederländischen Stiftung «Volkswagen-Car-Claim» zusammen. Mit dieser Partnerschaft will die SKS für eine pauschale Entschädigung für die Betrugsopfer in der Schweiz kämpfen. Hierzulande sind schätzungsweise rund 180'000 Autos von Marken der Volkswagen-Gruppe mit manipulierten Dieselmotoren bestückt. (sda/dpa)