S-chanf. Ein lustiger Name. Zumindest sieht er für einen Unterländer witzig aus. Hier im Engadin gibt’s noch mehr davon: Chaumues-ch zum Beispiel. Wofür der Bindestrich mitten im Wort steht? Ein Klicklaut wie das «!» beispielsweise in Xhosa? Zum Glück nicht. Aber wie spricht man die beiden Orte denn aus? S'tschanf und Tschamues'tsch. Der Bindestrich dient lediglich der richtigen Aussprache.
S'tschanf macht dann übrigens kurz nach S-chanf auch mein Hinterreifen. Weil ein User mich vorbildlich warnte, dass zwischen Zernez und S-chanf Bauarbeiten sind und ein grosser Teil auf Schotterstrasse gefahren werden muss, befolge ich seinen Tipp und nehme den Veloweg. Der Tipp war grossartig, denn das Strässchen ist wunderschön. Das einzige Problem: Es war praktisch alles Naturstrasse und Kies.
Erst bin ich froh, dass die Reifen das neun Kilometer lange Stück überleben. Doch kurz nach S-chanf – wieder auf Teer – platzt mein Reifen mit einem lauten S'tschanfffff doch noch. Die Seitenwand hatte sich aufgelitzt und ich stand beim Ortsschild-Selfie-schiessen wohl genau falsch. Nun ja, der Reifen ist dann schnell geflickt und es kann weiter gehen durch die herzigen Dörfli des Oberengadins. Vorbei an der höchsten Kaffeerösterei in Zuoz, vorbei am urchigen Bever, bis hoch nach Pontresina.
Da überrascht mich Tinu an der Rezeption der Jugi mit dem geöffneten Livetracking von watson. Er habe mich «kommen sehen». Und ja: «Tschamues'tsch ist die richtige Aussprache von Chamues-ch.» Kurz zuvor hatte ich dies auf Twitter gefragt.
Tinu rät zu einem kühlen Bad im nahegelegenen Lej da Staz – ein fantastischer Flecken Erde mitten im Lärchen-/Arvenwald – und empfiehlt mir den Tag dann auf dem Muottas Muragl, dem 2454m hohen Aussichtspunkt, zu beenden. Ein Tipp, der sich lohnt. Was ich neben dem Bestaunen des Oberengadins auch noch entdecke: Die genauste Sonnenuhr der Welt. Auf 10 Sekunden genau könne diese die Zeit bestimmen. Ein faszinierendes Ding.