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Al Jazeera auf YouTube: Wie hier Judenhass gefördert wird

Teaserbild Al Jazeera und Hamas.
Warum stösst islamistischer Terror nicht auf mehr Ablehnung im Westen? Das reichweitenstärkste arabische Medium trägt auch hierzulande zur Spaltung bei.Bild: watson
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7 knallharte Fakten zu Al Jazeera, das bei TikTok und YouTube den Judenhass fördert

Der Nachrichtensender Al Jazeera wird immer wieder von westlichen Medien zitiert, wenn es um den Krieg im Gazastreifen geht. Doch der katarische Staatssender spielt eine sehr problematische Rolle.
10.03.2024, 17:0511.03.2024, 08:01
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«Furchtlosen Journalismus» verspricht Al Jazeera. Allerdings ist das nur die halbe Wahrheit. Das reichweitenstarke Medium trägt mit fragwürdigen Berichten und Postings auf Social-Media-Plattformen zur gesellschaftlichen Spaltung bei. Und diese Postings erreichen auch junge Leute hierzulande.

watson fasst die wichtigsten Punkte zusammen.

Wo ist das Problem?

Social-Media-Postings von Al Jazeera erreichen auch hierzulande Menschen, die mit islamistischen Terror-Organisationen sympathisieren. Diese Feststellung erhält angesichts von antisemitischen Straftaten wie dem Messerangriff auf einen orthodoxen Juden in Zürich zusätzliche Brisanz.

Der öffentlich-rechtliche deutsche Fernsehsender ARD hat Anfang Februar einen Fakten-Check zu Al Jazeera veröffentlicht und stellt darin fest: Kaum ein Medium sei im Gazastreifen so präsent wie der katarische Staatssender. Dessen Inhalte erreichten auf Social-Media-Plattformen Millionen von Menschen – und seien oft sehr einseitig.

Tatsächlich berichtet der arabische Nachrichtensender während des Krieges rund um die Uhr von Orten, an die keine westlichen Journalistinnen und Journalisten hinkommen. Das Problem: Al Jazeera vermittelt mit einer einseitigen Berichterstattung den Eindruck, Israel sei an allem schuld.

Was man in der Gaza-Berichterstattung von Al Jazeera vergeblich sucht, ist schonungslose Kritik an den verbrecherischen Handlungen der Hamas-Terroristen.

Die unausgewogene Haltung zeigte sich beispielhaft bei der Hamas-Terrorattacke vom 7. Oktober, die zunächst als «kühn» bezeichnet wurde. Gleichzeitig verlor Al Jazeera kein Wort über die Gräueltaten der palästinensischen Islamisten. In einem Frage-Antwort-Beitrag durften Hamas-Verantwortliche unwidersprochen die Lüge verbreiten, dass keine israelischen Zivilpersonen ermordet worden seien.

Sehr viele Bilder und Videos, die uns seither aus dem Gazastreifen erreichen, stammen von Al Jazeera. Der arabische Sender sei nahezu das einzige Medium, das vor Ort stationierte Mitarbeitende habe und deshalb auch ohne Begleitung des israelischen Militärs aus dem Gazastreifen berichten könne, hielt die ARD in ihrem Faktenchecker-Beitrag fest.

«Die Grenze zwischen Nachrichtenberichterstattung und Propaganda ist hierbei jedoch fliessend – die Nähe zur Terrororganisation Hamas ist gerade in der Nahostberichterstattung ein wichtiger Faktor, den es zu beachten gilt.»

Der Sender berichte einseitig, hatte zuvor auch SRF konstatiert, «ohne dass die israelische Sichtweise oder israelische Opfer und Geiseln überhaupt vorkommen».

Um für diese Einseitigkeit eine plausible Erklärung zu finden, müssen wir der Spur des Geldes folgen ...

Wie wird Al Jazeera finanziert?

Al Jazeera ist ein staatlich finanziertes Medium. Geldgeberin ist die Herrscherfamilie des Emirats Katar. Und die unterstützt auch die Hamas. Logistisch und finanziell.

Der Chef des Hamas-Politbüros residiert Berichten zufolge in einem Büro in der katarischen Hauptstadt Doha. Und die Führung der islamischen Erbmonarchie liess und lässt der islamistischen Muslimbruderschaft sowie der mit ihr verbundenen Terrororganisation Hamas Geld zukommen.

Halten wir fest: Im Gegensatz zu den unabhängigen Medien der westlichen Welt wird das reichweitenstärkste arabische Medium nicht durch Werbung oder Abogebühren finanziert, sondern durch ein Regime, das Terroristen unterstützt und dank Öl- und Gasvorkommen steinreich ist.

«Aus Memos der US-Botschaft, die WikiLeaks veröffentlichte, geht hervor, dass Katar zwar behauptet, die Pressefreiheit hochzuhalten, nach Einschätzung des US-Botschafters im eigenen Land jedoch keine Pressefreiheit toleriert.»
quelle: wikipedia.org

Al Jazeera richtet sich mit «wokem Islamismus» an ein westliches Publikum

Für Medienkonsumentinnen und -konsumenten im Westen sind zwei Ableger des arabischen Mutterhauses Al Jazeera relevant: das englischsprachige Programm Al Jazeera English sowie AJ+, ein zum Al-Jazeera-Netzwerk gehörendes Social-Media-Unternehmen, das Inhalte zusätzlich auf Französisch und Spanisch anbietet. Und zwar auf vielen Kanälen:

  • Facebook
  • Instagram
  • Medium.com
  • TikTok
  • X (Twitter)
  • YouTube

Laut eigenen Angaben erreicht der katarische Nachrichtensender weltweit über 430 Millionen Menschen. Das von Al Jazeera speziell für westliche Social-Media-Plattformen produzierten Angebot AJ+ richtet sich explizit auch an ein europäisches und US-amerikanisches Publikum.

Bereits seit 2006 bietet Al Jazeera ein englischsprachiges TV-Programm. Die Inhalte von Al Jazeera English werden zudem online verbreitet, insbesondere über YouTube und weitere US-Plattformen. Immer wichtiger wird auch TikTok, das dem chinesischen Unternehmen ByteDance gehört.

Antisemitische «Ausfälle» seien in den englischen Beiträgen von Al Jazeera aber selten, konstatierte die NZZ, denn hier bemühe man sich um einen moderaten Auftritt.

«Aussagen von Fundamentalisten werden hier gerne mit einigen kritischen Stimmen konterkariert. Und islamistische Positionen verpackt man in jüngster Zeit in einen modischen antirassistischen Jargon.»

Das Urteil der ARD-Faktenchecker fällt klar aus: AJ+ gebe sich im Westen «strategisch modern und progressiv», was auch als «woker Islamismus» bezeichnet werde. So fänden sich etwa auch Inhalte, die sich für die Rechte von LSBTIQ* einsetzten – obwohl Homosexualität in Katar mit bis zu sieben Jahren Gefängnis oder gar mit dem Tod bestraft werde.

Al Jazeera indoktriniert (muslimische) Jugendliche

Die ARD-Faktenchecker haben mit Andreas Jacobs gesprochen, der von 2007 bis 2012 das Auslandsbüro der Konrad-Adenauer-Stiftung in Kairo leitete und Leiter der Abteilung Gesellschaftlicher Zusammenhalt der Stiftung ist.

Der studierte Islamwissenschaftler sagt:

«Al Jazeera bedient sich zunehmend progressiver Diskurselemente der westlichen Welt und dockt mit sehr gezielter Ansprache an die Erfahrungen und Lebenswirklichkeiten muslimischer Jugendlicher an.»

Demnach beziehen sich viele Inhalte von AJ+ «auf konkrete Diskriminierungs- und Ausgrenzungserfahrungen von muslimischen Jugendlichen», die sie hierzulande erleben. Nicht zuletzt wegen rechtsextremer Hetze.

«Diese Erfahrungen der Ungerechtigkeit werden in Kontext gesetzt mit dem islamistischen Narrativ der Opferrolle von Muslimen und einer internationalen Islamfeindlichkeit, gegen die man zusammenstehen und sich wehren müsse.»

Al Jazeera spaltet mit emotionalen Beiträgen, die nicht ausgewogen sind

Al Jazeera setzt bei der Kriegsberichterstattung gemäss ARD-Analyse «auf emotionalisierende Augenzeugenberichte und Bilder von verletzten palästinensischen Kindern und trauernden Frauen». Als seriöses journalistisches Medium und im Interesse einer ausgewogenen Berichterstattung müsste auch die israelische Perspektive berücksichtigt werden. Doch die sucht man in den meisten Beiträgen vergebens.

«Begriffe wie Widerstand, Genozid oder Apartheid würden laut Jacobs ganz selbstverständlich nebenbei benutzt, aktiv besetzt und nicht hinterfragt. Vielmehr habe sich die Erzählung durchgesetzt, dass der Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober eine legitime Reaktion jahrzehntelanger Apartheid gewesen sei.»
quelle: tagesschau.de
Screenshot zum YouTube-Kanal AJ+.
Vermeintlich neutrale Fragen, doch der Inhalt der Videos ist klar israelfeindlich. Screenshot: YouTube

Er halte die zugespitzte Erzählung, dass die Israelis am Massaker der Hamas quasi selbst schuld seien, nicht nur «für eine grotesk falsche, sondern auch für eine besorgniserregende Entwicklung in Deutschland,» so Jacobs. Dies gefährde zunehmend den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Und wir konstatieren: Al Jazeera folgt mit der einseitigen Berichterstattung der Hamas-Strategie, wonach Israel als das «absolut Böse» dargestellt wird, um so das Mitgefühl für die Menschen in Gaza für ihre Zwecke zu missbrauchen.

Kein Wort zu den Anführern der islamistischen Terror-Organisation, die sich an Hilfsgeldern massiv bereichert haben, statt der palästinensischen Bevölkerung zu helfen.

Al Jazeera rechtfertigt seit Jahren den islamistischen Terror gegen Juden

Al Jazeera, übersetzt «die Arabische Halbinsel», wurde 1996 gegründet, als die britische BBC ihren arabischsprachigen Ableger einstellte. Die Gründung kostete den damaligen Herrscher Katars, Scheich Hamad bin Khalifa Al Thani, gemäss Berichten 150 Millionen Dollar. Mittlerweile gehört Al Jazeera aber offiziell zur Qatar Media Corporation, ein Unternehmen, das ebenfalls im Besitz der Herrscherfamilie ist.

Gerade in arabischen Ländern mit Zensur und stark kontrolliertem Staatsfernsehen greifen die Menschen häufig auf die Website und den YouTube-Kanal von Al Jazeera zurück.

Und hier zeigt sich seit Jahren das gleiche, bereits weiter oben geschilderte Muster in der Berichterstattung: Es wird mit falschen Narrativen versucht, Israel zu schaden. Dazu gehört auch, das militärische Vorgehen im Gazastreifen, das zivile Opfer fordert, als Genozid darzustellen.

Falsche Genozid-Behauptung
Das Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung sei ohne Frage enorm und es gebe vermutlich kaum eine Person, die kein Mitgefühl mit den Menschen in Gaza habe, hielt Pia Lamberty, Psychologin und Geschäftsführerin des Centers für Monitoring Strategie und Analyse (CeMAS) gegenüber der ARD fest. Doch würden Genozid-Vorwürfe nicht helfen, die Lage der Betroffenen zu verbessern. «Die Behauptung, dass Israel einen Genozid ausübe, basiert auf einem antisemitischen Narrativ, welches instrumentalisiert wird, um Israel zu dämonisieren.» Tatsächlich gebe es keinerlei Hinweise darauf, dass der Begriff Genozid einen Bezug zur Realität im Gazastreifen habe. Die israelische Armee reagiere auf das Agieren der Hamas, welche das schlimmste antisemitische Massaker seit 1945 verübt habe.

Der Internationale Gerichtshof (IGH) in Den Haag befasst sich inzwischen in mehreren Verfahren mit dem umstrittenen Vorgehen Israels im Nahen Osten. Ein Verfahren gegen die Hamas ist hingegen nicht anhängig.

Al Jazeera gebärdet sich wie RT (Russia Today)

«Das Misstrauen in die westlichen Medien schürt Al Jazeera gezielt, indem sie beispielsweise behaupten, die westliche Medien würden die Wahrheit verschweigen, wohingegen sie als einzige die Wahrheit abbilden.»
Andreas Jacobs

Tatsächlich berichtet Al Jazeera sehr einseitig. Schonungslose Kritik an der Hamas-Führung sucht man vergeblich. Kein Wort darüber, dass sich Anführer der Terrororganisation massiv bereichert haben an den westlichen Hilfsgeldern und im sicheren arabischen Exil im Luxus schwelgen. Kein Wort darüber, dass auch die palästinensische Bevölkerung durch Hamas-Vertreter eingeschüchtert und terrorisiert wird.

Besorgniserregend: Bei vielen pro-palästinensischen Kundgebungen in Deutschland kam es laut der NGO Reporter ohne Grenzen (RSF) auch «verstärkt zu Drohungen, Beleidigungen und Angriffen auf Berichterstattende».

PS: Was ist mit den israelischen Medien los?

Auch die berichten einseitig. Sehr einseitig sogar, wie aus einer aktuellen Dokumentation des deutschen Fernsehsenders ZDF hervorgeht. Der israelische Journalist Gideon Levy («Haaretz») weist darauf hin, dass ausschliesslich über die Einsätze der israelischen Armee und die Geiseln der Hamas berichtet werde. Das Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung werde hingegen nicht thematisiert. Und der bekannte Reporter erwähnt auch die extremistischen israelischen Siedler, die nun im Schatten des Gaza-Kriegs mit enormen Anstrengungen versuchten, «die Realität hier zu verändern».

Dass die grundsätzlich freien Medien in Israel ausgewogen berichten dürften, aber aus Quoten-Gründen darauf verzichteten, widerspreche nicht nur den journalistischen Grundregeln, sondern gefährde auch die demokratischen Werte.

Die sehenswerte Doku trägt den Titel «Propaganda in Nahost: Die Verdrehung der Wirklichkeit»

Quellen

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Islamwissenschaftler über Antisemitismus 2.0
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Islamwissenschaftler über Antisemitismus 2.0
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quelle: keystone / monirul alam
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Arnold Schwarzeneggers starke Botschaft gegen Hass und Antisemitismus
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177 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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ubu
10.03.2024 18:42registriert Juli 2016
Wer glaubt, er würde aus Katar unabhängig informiert, hat ein ernstes Problem mit kritischem Denken.
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Esther R.
10.03.2024 17:27registriert November 2018
Vielen Dank für diesen wichtigen und bitter benötigten Beitrag.
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raues Endoplasmatisches Retikulum
10.03.2024 19:16registriert Juli 2017
Schon spannend, AJ wurde ja in den 2010 ja gerne auch von "progressiven" Stimmen zitiert, weil es kritisch gegenüber den US und der Globalisierung war. Natürlich auch wegen dem "Rassismus" gegenüber der "Diskriminierung" von Muslimen in Westlichen Ländern.
Das AJ ein von einer islamistischen Petromonarchie finanziertes Medienoutlet zur Hybriden Kriegsführung war, wurde dazumal noch gerne bestritten.
Gut, dass sich diese Zeiten ändern.
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