«Furchtlosen Journalismus» verspricht Al Jazeera. Allerdings ist das nur die halbe Wahrheit. Das reichweitenstarke Medium trägt mit fragwürdigen Berichten und Postings auf Social-Media-Plattformen zur gesellschaftlichen Spaltung bei. Und diese Postings erreichen auch junge Leute hierzulande.
watson fasst die wichtigsten Punkte zusammen.
Social-Media-Postings von Al Jazeera erreichen auch hierzulande Menschen, die mit islamistischen Terror-Organisationen sympathisieren. Diese Feststellung erhält angesichts von antisemitischen Straftaten wie dem Messerangriff auf einen orthodoxen Juden in Zürich zusätzliche Brisanz.
Der öffentlich-rechtliche deutsche Fernsehsender ARD hat Anfang Februar einen Fakten-Check zu Al Jazeera veröffentlicht und stellt darin fest: Kaum ein Medium sei im Gazastreifen so präsent wie der katarische Staatssender. Dessen Inhalte erreichten auf Social-Media-Plattformen Millionen von Menschen – und seien oft sehr einseitig.
Tatsächlich berichtet der arabische Nachrichtensender während des Krieges rund um die Uhr von Orten, an die keine westlichen Journalistinnen und Journalisten hinkommen. Das Problem: Al Jazeera vermittelt mit einer einseitigen Berichterstattung den Eindruck, Israel sei an allem schuld.
Die unausgewogene Haltung zeigte sich beispielhaft bei der Hamas-Terrorattacke vom 7. Oktober, die zunächst als «kühn» bezeichnet wurde. Gleichzeitig verlor Al Jazeera kein Wort über die Gräueltaten der palästinensischen Islamisten. In einem Frage-Antwort-Beitrag durften Hamas-Verantwortliche unwidersprochen die Lüge verbreiten, dass keine israelischen Zivilpersonen ermordet worden seien.
Sehr viele Bilder und Videos, die uns seither aus dem Gazastreifen erreichen, stammen von Al Jazeera. Der arabische Sender sei nahezu das einzige Medium, das vor Ort stationierte Mitarbeitende habe und deshalb auch ohne Begleitung des israelischen Militärs aus dem Gazastreifen berichten könne, hielt die ARD in ihrem Faktenchecker-Beitrag fest.
Der Sender berichte einseitig, hatte zuvor auch SRF konstatiert, «ohne dass die israelische Sichtweise oder israelische Opfer und Geiseln überhaupt vorkommen».
Um für diese Einseitigkeit eine plausible Erklärung zu finden, müssen wir der Spur des Geldes folgen ...
Al Jazeera ist ein staatlich finanziertes Medium. Geldgeberin ist die Herrscherfamilie des Emirats Katar. Und die unterstützt auch die Hamas. Logistisch und finanziell.
Der Chef des Hamas-Politbüros residiert Berichten zufolge in einem Büro in der katarischen Hauptstadt Doha. Und die Führung der islamischen Erbmonarchie liess und lässt der islamistischen Muslimbruderschaft sowie der mit ihr verbundenen Terrororganisation Hamas Geld zukommen.
Halten wir fest: Im Gegensatz zu den unabhängigen Medien der westlichen Welt wird das reichweitenstärkste arabische Medium nicht durch Werbung oder Abogebühren finanziert, sondern durch ein Regime, das Terroristen unterstützt und dank Öl- und Gasvorkommen steinreich ist.
Für Medienkonsumentinnen und -konsumenten im Westen sind zwei Ableger des arabischen Mutterhauses Al Jazeera relevant: das englischsprachige Programm Al Jazeera English sowie AJ+, ein zum Al-Jazeera-Netzwerk gehörendes Social-Media-Unternehmen, das Inhalte zusätzlich auf Französisch und Spanisch anbietet. Und zwar auf vielen Kanälen:
Laut eigenen Angaben erreicht der katarische Nachrichtensender weltweit über 430 Millionen Menschen. Das von Al Jazeera speziell für westliche Social-Media-Plattformen produzierten Angebot AJ+ richtet sich explizit auch an ein europäisches und US-amerikanisches Publikum.
Bereits seit 2006 bietet Al Jazeera ein englischsprachiges TV-Programm. Die Inhalte von Al Jazeera English werden zudem online verbreitet, insbesondere über YouTube und weitere US-Plattformen. Immer wichtiger wird auch TikTok, das dem chinesischen Unternehmen ByteDance gehört.
Antisemitische «Ausfälle» seien in den englischen Beiträgen von Al Jazeera aber selten, konstatierte die NZZ, denn hier bemühe man sich um einen moderaten Auftritt.
Das Urteil der ARD-Faktenchecker fällt klar aus: AJ+ gebe sich im Westen «strategisch modern und progressiv», was auch als «woker Islamismus» bezeichnet werde. So fänden sich etwa auch Inhalte, die sich für die Rechte von LSBTIQ* einsetzten – obwohl Homosexualität in Katar mit bis zu sieben Jahren Gefängnis oder gar mit dem Tod bestraft werde.
Die ARD-Faktenchecker haben mit Andreas Jacobs gesprochen, der von 2007 bis 2012 das Auslandsbüro der Konrad-Adenauer-Stiftung in Kairo leitete und Leiter der Abteilung Gesellschaftlicher Zusammenhalt der Stiftung ist.
Der studierte Islamwissenschaftler sagt:
Demnach beziehen sich viele Inhalte von AJ+ «auf konkrete Diskriminierungs- und Ausgrenzungserfahrungen von muslimischen Jugendlichen», die sie hierzulande erleben. Nicht zuletzt wegen rechtsextremer Hetze.
Al Jazeera setzt bei der Kriegsberichterstattung gemäss ARD-Analyse «auf emotionalisierende Augenzeugenberichte und Bilder von verletzten palästinensischen Kindern und trauernden Frauen». Als seriöses journalistisches Medium und im Interesse einer ausgewogenen Berichterstattung müsste auch die israelische Perspektive berücksichtigt werden. Doch die sucht man in den meisten Beiträgen vergebens.
Er halte die zugespitzte Erzählung, dass die Israelis am Massaker der Hamas quasi selbst schuld seien, nicht nur «für eine grotesk falsche, sondern auch für eine besorgniserregende Entwicklung in Deutschland,» so Jacobs. Dies gefährde zunehmend den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Und wir konstatieren: Al Jazeera folgt mit der einseitigen Berichterstattung der Hamas-Strategie, wonach Israel als das «absolut Böse» dargestellt wird, um so das Mitgefühl für die Menschen in Gaza für ihre Zwecke zu missbrauchen.
Al Jazeera, übersetzt «die Arabische Halbinsel», wurde 1996 gegründet, als die britische BBC ihren arabischsprachigen Ableger einstellte. Die Gründung kostete den damaligen Herrscher Katars, Scheich Hamad bin Khalifa Al Thani, gemäss Berichten 150 Millionen Dollar. Mittlerweile gehört Al Jazeera aber offiziell zur Qatar Media Corporation, ein Unternehmen, das ebenfalls im Besitz der Herrscherfamilie ist.
Gerade in arabischen Ländern mit Zensur und stark kontrolliertem Staatsfernsehen greifen die Menschen häufig auf die Website und den YouTube-Kanal von Al Jazeera zurück.
Und hier zeigt sich seit Jahren das gleiche, bereits weiter oben geschilderte Muster in der Berichterstattung: Es wird mit falschen Narrativen versucht, Israel zu schaden. Dazu gehört auch, das militärische Vorgehen im Gazastreifen, das zivile Opfer fordert, als Genozid darzustellen.
Tatsächlich berichtet Al Jazeera sehr einseitig. Schonungslose Kritik an der Hamas-Führung sucht man vergeblich. Kein Wort darüber, dass sich Anführer der Terrororganisation massiv bereichert haben an den westlichen Hilfsgeldern und im sicheren arabischen Exil im Luxus schwelgen. Kein Wort darüber, dass auch die palästinensische Bevölkerung durch Hamas-Vertreter eingeschüchtert und terrorisiert wird.
Besorgniserregend: Bei vielen pro-palästinensischen Kundgebungen in Deutschland kam es laut der NGO Reporter ohne Grenzen (RSF) auch «verstärkt zu Drohungen, Beleidigungen und Angriffen auf Berichterstattende».
Auch die berichten einseitig. Sehr einseitig sogar, wie aus einer aktuellen Dokumentation des deutschen Fernsehsenders ZDF hervorgeht. Der israelische Journalist Gideon Levy («Haaretz») weist darauf hin, dass ausschliesslich über die Einsätze der israelischen Armee und die Geiseln der Hamas berichtet werde. Das Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung werde hingegen nicht thematisiert. Und der bekannte Reporter erwähnt auch die extremistischen israelischen Siedler, die nun im Schatten des Gaza-Kriegs mit enormen Anstrengungen versuchten, «die Realität hier zu verändern».
Dass die grundsätzlich freien Medien in Israel ausgewogen berichten dürften, aber aus Quoten-Gründen darauf verzichteten, widerspreche nicht nur den journalistischen Grundregeln, sondern gefährde auch die demokratischen Werte.
Das AJ ein von einer islamistischen Petromonarchie finanziertes Medienoutlet zur Hybriden Kriegsführung war, wurde dazumal noch gerne bestritten.
Gut, dass sich diese Zeiten ändern.