Seit den Terroranschlägen vom 7. Oktober seien alle Medien in «einen Sumpf aus Verwirrung, Desinformation und widersprüchlichen Aussagen gestürzt worden», hielt kürzlich ein britischer Journalist (vom «Telegraph») treffend fest.
Der erste Generaldirektor, John Reith, hatte einst erklärt, der Zweck der BBC bestehe darin, «aufzuklären, zu informieren und zu unterhalten». Allerdings ist die Berichterstattung über den Krieg Israels gegen die Hamas weit hinter den ersten beiden Zielen zurückgeblieben, wie Kritiker monieren.
Tatsächlich durchlebt die British Broadcasting Corporation, kurz BBC, wegen Fehlern in ihrer Berichterstattung über die islamistische Terrororganisation eine regelrechte Krise.
Deborah Turness, Leiterin von BBC News, sagt, das Medienhaus befinde sich in einem brutalen Clinch.
Die «Times of Israel» fragt besorgt: Ist die BBC in ihrer Berichterstattung über den jüdischen Staat und diejenigen, die ihn zerstören wollen, wirklich objektiv und korrekt?
watson hat sich auf Spurensuche begeben.
Am 7. Oktober 2023, an dem Tag, an dem die Hamas ihren mörderischen Angriff in Israel entfesselte, ging es bei der Berichterstattung der BBC mit einer Fehlleistung los.
Sie strahlte ein Interview mit Refaat Alareer aus, einem Autor und Dozenten an der Islamischen Universität in Gaza, der die Massaker an der israelischen Zivilbevölkerung als Angriffe des «palästinensischen Widerstands» bezeichnete und als «legitim und moralisch» rechtfertigte. Und er verglich sie mit dem historischen Aufstand der Jüdinnen und Juden im Warschauer Ghetto gegen die Nationalsozialisten.
Nach heftigen Protesten sowie Beschwerden seitens jüdischer Gemeindeführer und Abgeordneter in Grossbritannien behaupteten die BBC-Verantwortlichen zwar, dass die «beleidigenden» Kommentare «in der Sendung energisch bestritten» worden seien, sie räumten jedoch einen Fehler ein und versprachen, Alareer werde nicht wieder eingeladen.
In einem weiteren TV-Beitrag, vom Gaza-Büro der BBC, wurden die Hamas-Terroristen, die ahnungslose Menschen an einer Bushaltestelle erschossen, Häuser mit Familien drin abfackelten, hunderte Technoparty-Gäste ermordeten und wahllos Autofahrer abschlachteten, als «junge, wütende, militante Männer» beschrieben. Doch zur mörderischen Ideologie der Islamisten verlor der Reporter kein Wort, wie kritische Beobachter monierten. Ihr Fazit: Durch die Vermeidung des Themas beschönige die BBC den Terrorismus und mache die Täter hinter den Gräueltaten zu Opfern.
PS: Die Islamische Universität wurde von der israelischen Armee zerstört. Es handelte sich laut Armeeführung um ein wichtiges Ausbildungszentrum für Hamas-Ingenieure, die dort unter anderem in Waffenbau ausgebildet worden seien.
Als die islamistischen Terroristen 1200 israelische Männer, Frauen und Kinder zum Teil bestialisch ermordeten und mehr als 200 weitere Menschen in den Gaza-Streifen verschleppten, bezeichnete die BBC sie lediglich als «Militante».
Auch nachdem immer mehr blutige Details zum Massaker am 7. Oktober publik wurden, dem grössten Massenmord an Jüdinnen und Juden seit dem Zweiten Weltkrieg, weigerte sich die BBC, die Hamas als Terror-Organisation oder ihre Mitglieder als Terroristen zu bezeichnen.
Trotz heftiger Kritik seitens britischer Regierung, oppositioneller Labour Party, führender Anwälten und dem Oberrabbiner hielt das Medienhaus beharrlich an seiner Linie fest.
Terrorismus sei «ein vielschichtiges Wort», das Menschen für eine Organisation verwendeten, die sie moralisch missbilligten, versuchte ein angesehener Redaktor seinen Arbeitgeber zu verteidigen. Und dies sei nicht Aufgabe der BBC.
Allerdings trug Simpsons Hinweis darauf, dass die Kriegssender der BBC selbst die Nazis nicht als «böse» bezeichneten, kaum dazu bei, die öffentliche Kritik zu mildern. Der britische Verteidigungsminister Grant Shapps meinte:
Die Position der BBC wurde ausserdem durch zahlreiche Hinweise auf andere Fälle geschwächt, in denen BBC-Reporter sehr wohl von Terroristen gesprochen hatten.
Man habe sich beispielsweise nicht gescheut, 9/11, die Bombenanschläge in London 2005 und den Anschlag auf das Bataclan in Paris 2015 als «Terroranschläge» zu bezeichnen.
Und damit nicht genug, berichtete die BBC genau in dem Moment, in dem sie argumentierte, dass die Beschreibung der Hamas-Kämpfer als Terroristen gegen ihre redaktionellen Richtlinien verstosse, über die Erschiessung zweier schwedischer Staatsbürger in Brüssel als «Terroranschlag».
Nach einem Treffen mit britischen Abgeordneten Ende letzten Monats änderte die BBC ihre Haltung dann doch und erklärte, dass sie «Militante» als Standardbeschreibung streiche und stattdessen die Hamas neu als eine Gruppe bezeichnen würde, die «von der britischen Regierung und anderen als terroristische Organisation verboten wurde».
PS: Die Schweizer Landesregierung tut sich noch immer schwer, die Hamas als Terror-Organisation einzustufen.
Mitte Oktober bestätigte die BBC gegenüber anderen Medien, dass sie Anschuldigungen untersuche, wonach mehrere ihrer Journalistinnen und Journalisten, die für BBC Arabic arbeiten, den Hamas-Angriff auf Social-Media-Plattformen unterstützt oder sogar explizit begrüsst hätten.
Das Committee for Accuracy in Middle East Reporting and Analysis (CAMERA) hatte sieben BBC-Medienleute bezichtigt, gegen die eigenen Richtlinien verstossen zu haben.
Die Beanstandungen bezogen sich auf Beiträge, die auf X (Twitter) gepostet worden waren. Darunter war ein Video mit Leichen und entführten Menschen, die auf einen Jeep geladen wurden und die ein BBC-Mitarbeiter als «stolzer Moment» betitelte. In einem weiteren Posting wurden Israelis als zionistische «Diebe und Usurpatoren» bezeichnet.
Die BBC-Führung kündigte eine «dringliche Untersuchung» der mutmasslichen «Pro-Hamas-Unterstützung» an. Sollten Verstösse gegen die redaktionellen Richtlinien und Social-Media-Richtlinien festgestellt werden, werde man handeln, «einschliesslich disziplinarischer Massnahmen».
Nun müssen wir uns erneut mit dem Vorfall befassen, bei dem quasi die halbe Medienwelt versagte, oder zumindest keine gute Falle machte. Die Rede ist von der Explosion beim Al-Ahli-Krankenhaus in Gaza-Stadt am 17. Oktober.
Die weitere Berichterstattung der BBC verstärkte den anfänglichen Fehler, der vielleicht noch mit der Breaking-News-Mentalität vieler Journalistinnen und Journalisten hätte entschuldigt werden können. Denn nun kommentierte ein Reporter, angesichts der Grösse der Explosion sei es schwer vorstellbar, dass etwas anderes als ein israelischer Luftangriff zu den Zerstörungen geführt habe. Damit lag er falsch.
Zwar wies ein angesehener BBC-Korrespondent vor laufender Kamera darauf hin, dass die israelische Armee zur Vorsicht mahne «bei den angeblich unbestätigten Behauptungen» der Hamas. Dies werde aber von den Palästinensern und Millionen anderen im Nahen Osten nicht geglaubt.
In der Folge gingen wutentbrannte Protestierende in zahlreichen Städten auf die Strasse, es kam zu Angriffen auf Synagogen in Berlin und Tunesien, und ein Treffen von US-Präsident Joe Biden mit arabischen Führern in Jordanien platzte.
In einem Protestbrief an die BBC kritisierten britische Politiker, «der Hamas-Linie wurde volles Vertrauen geschenkt, und die israelische Linie wurde abweisend behandelt».
Und der britische Premierminister Rishi Sunak brachte die fragwürdige Vorgehensweise der BBC auf den Punkt:
Immerhin räumte die BBC später in einer Klarstellung auf ihrer Website ein, dass bei der Berichterstattung nicht alles mit korrekten Dingen zuging. «Wir akzeptieren, dass es selbst in dieser schnelllebigen Situation falsch war, auf diese Weise über die möglichen Ursachen zu spekulieren.»
Als Reaktion kündigte die BBC an, bei News-Schlagzeilen eine andere Form zu übernehmen: Man beginne neu mit der Quelle der Behauptung und nicht mit der Behauptung selbst. Anstatt zu berichten: «Hunderte getötet, behauptet X», heisst es nun also: «X behauptet: Hunderte getötet.»
Damit hatte es sich allerdings nicht mit den journalistischen Fehlleistungen ...
Am vergangenen Dienstag nahm die populäre israelische Fernsehsendung «Eretz Nehederet» das britische Medienhaus wegen seiner angeblichen Voreingenommenheit aufs Korn. Die israelischen TV-Satiriker zeigten ein «BBC-Exklusiv-Interview mit dem Hamas-Chef Yahya Sinwar».
Nur wenige Stunden nach der Ausstrahlung sorgte die BBC mit einem schweren journalistischen Fehler für Aufregung – und dies weit über Israel hinaus. Eine Moderatorin sagte vor laufender Kamera, dass Soldaten der israelischen Streitkräfte, die in das Shifa-Krankenhaus im Gazastreifen eingedrungen waren, «Menschen, darunter medizinische Teams und Arabischsprechende, ins Visier nehmen» würden.
Unter Berufung auf die Reuters-Nachrichtenagentur wiederholte die BBC-Moderatorin die Fehlinformation zweimal. Am folgenden Tag sah sich BBC zu einer öffentlichen Entschuldigung gezwungen. Denn der Reuters-Bericht war falsch zitiert worden. Korrekt wäre gewesen, dass die israelischen Soldaten von medizinischen Teams und Arabischsprechenden begleitet wurden, als sie ins Spital eindrangen, unter dem ein Hamas-Kommandoposten vermutet wurde.
Das Board of Deputies of British Jews, eine gemeinnützige Organisation, die sich für die Belange jüdischer Menschen in Grossbritannien einsetzt, reagierte scharf.
Anzumerken bleibt, dass in Grossbritannien schon länger massive Bedenken geäussert wurden wegen der Berichterstattung der BBC über Jüdinnen und Juden und Israel. Dies veranlasste Ende 2022 eine parteiübergreifende Gruppe von Abgeordneten, eine Untersuchung einzuleiten.
Amadeus
Gauss
Dominik Egloff
Im Übrigen gilt das Sprichwort noch viel mehr für die Schweiz, welche sich, im Gegensatz zur BBC, noch nicht einmal öffentlich entschuldigte für das bis heute fortdauernde "nicht als Terrorgruppe einstufen" der Hamas!