Eine E-Commerce-Plattform mit fragwürdigem Ruf.
Kunden können mit der Wish-App (erhältlich für Android und Apple iOS) oder via Browser (wish.com) angeblich massiv verbilligte Produkte online kaufen – von Unterhaltungselektronik über Bekleidung bis zu Schmuck und Waffen. Und ja, man kann die Plattform auch zum Verkaufen nutzen.
Betreiberin ist die US-Firma ContextLogic. Das Tech-Unternehmen aus dem Silicon Valley kauft und verkauft die Waren nicht selber, sondern fungiert lediglich als Vermittler.
Was ins Auge sticht: Wish wirbt damit, Produkte angeblich bis zu 90 Prozent günstiger als im Einzelhandel zu verkaufen. Solche Schnäppchen-Preise seien möglich, weil die Kunden die Ware direkt vom Hersteller beziehen.
Allerdings steckt der Teufel im Detail, wie wir später sehen.
Es gab letztes Jahr in der Schweiz nur zwei Apps, die noch häufiger auf Android-Smartphones und iPhones installiert wurden: WhatsApp und Facebook Messenger!
Auf Platz drei der meist geladenen Gratis-Apps landet Wish. Gefolgt von Instagram und Spotify. Sprich: Die Wish-App hat es als einzige Anwendung, die nicht dem Facebook-Konzern gehört, ins Spitzentrio geschafft – und den populärsten Musik-Streamingdienst der Welt hinter sich gelassen.
Die Angaben stammen von der Marktforschungsfirma App Annie, die regelmässig Statistiken zur weltweiten App-Nutzung publiziert. (Quelle: The State of Mobile 2019)
Die hohen Download-Zahlen dürften nicht zuletzt auf die millionenschwere Influencer-PR-Kampagne zurückzuführen sein, die während der Fussball-WM 2018 lanciert wurde. Da warben Stars wie Gareth Bale, Neymar und der italienische Torhüter Gianluigi Buffon via Social Media für die App.
Es gibt mehrere.
Deutsche Konsumentenschutz-Organisationen, sogenannte Verbraucherzentralen, registrieren laut einem aktuellen Bericht vermehrt Beschwerden zu Wish: Produkte kämen häufig beschädigt oder gar nicht beim Empfänger an, seien schlecht verarbeitet und teilweise landeten teure Mahnschreiben schon vor der gelieferten Ware im Briefkasten.
Unerwartete Versand-, Zoll- und Rücksendegebühren könnten die Gesamtkosten zudem schnell in die Höhe treiben.
Als Vermittler ist Wish nicht der Vertragspartner, wenn über die Plattform ein Kaufvertrag zustande kommt. Der Kontakt mit dem eigentlichen Verkäufer, der häufig in Fernost sitze, sei bei Beanstandungen oft schwierig herzustellen.
Die Plattform unterliegt der vergleichsweise laschen US-Gesetzgebung, was den Datenschutz betrifft.
Soweit Bestellungen aus Fernost verschickt würden, könne es lange Lieferzeiten geben – teils mehrere Monate.
Schliesslich bleibt an das ökologische Gewissen zu appellieren. Wish versucht, User mit Kleinbeträgen unter 20 Franken und angeblichen Gratis-Angeboten, bei denen man nur die Versandkosten tragen müsse, zu ködern. Fakt ist: Die meisten Billigprodukte werden aus Fernost angeliefert, haben keine lange Lebensdauer und enden als Elektroschrott.
Die Hersteller der Produkte und Verkäufer sitzen häufig in Fernost. Wer sich hinter nichts sagenden Händlernamen wie «Waayantee» verbirgt, erfährt man als Kunde nicht.
Verbraucherzentrale.de schreibt, man solle Zahlungsaufforderungen nicht ignorieren, sondern sich beim Online-Kundenservice von Wish bzw. Klarna melden und dort erklären, dass man die bestellten Waren noch nicht erhalten habe.
Bei vielen verlockend günstigen Angeboten ist unklar, ob es sich um illegale Kopien von Originalprodukten handelt. Insbesondere bei Imitationen von Apple-Produkten wie den kabellosen Ohrstöpseln AirPods ist offensichtlich, dass es keine Angebote eines autorisierten Resellers sind.
Die Plattformbetreiberin verspricht, das geistige Eigentum von Unternehmen zu schützen, indem Plagiate auf Verlangen «schnell» aus dem Sortiment entfernt würden.
Die Wish-App kann die Endkunden, also die Käufer, teuer zu stehen kommen, oder gar ins Gefängnis bringen.
Gut, das wäre das Worst-Case-Szenario. Fakt ist: Über die App lassen sich Dinge bestellen, die in der Schweiz verboten sind, wie etwa automatisch öffnende Springmesser, Schlagruten und Elektroschocker. Wer so etwas bestellt und vom Zoll erwischt wird, muss mit einer Anzeige rechnen.
Mehr Informationen zu verbotenen Waffen gibt es beim Bund, in der online verfügbaren Broschüre «Schweizerisches Waffenrecht» (als PDF verfügbar).
Gefährliche Probleme können für die Käufer auch aus nicht zertifizierten Elektroprodukten erwachsen. Man stelle sich vor, ein Billigladegerät setzte die Wohnung in Brand, oder es kommt wegen eines Defekts jemand zu Schaden.
Wer die iPhone-App nutzt, kann mit Apple Pay und Paypal (vergleichsweise sicher) bezahlen, oder das Risiko eingehen und die eigenen Kreditkartendaten angeben. Mit allen drei Bezahlmethoden wird die Rechnung vorab beglichen, auch wenn die Lieferung erst mehrere Wochen später eintrifft und man mit allfälligen Zusatzkosten rechnen muss.
Auf Käuferseite könnten Rechnungen (auch für harmlose Produkte) für Verwirrung sorgen, warnt Verbraucherzentrale.de. Grund: Rechnungen kämen per E-Mail, nicht von Wish selbst, sondern vom Rechnungsdienstleister Klarna.
Wer eine Zahlungsaufforderung ignoriere, erhalte unerfreuliche Post vom schwedischen Paypal-Konkurrenten:
Die App ist einfach zu bedienen und erfüllt ihren Zweck, wobei man Push-Mitteilungen zunächst aktivieren muss. Die Benachrichtigungen kann man später manuell abschalten.
Wish soll über 300 Millionen User in Europa und den USA haben. Die Wish-App verbindet Smartphone-User mit der (mobilen) Website, sprich: der Verkaufsplattform.