Gesellschaft & Politik
Zürich

Getötete Kinder in Flaach: Mutter wollte sie nicht ins Heim bringen 

Ein zweijähriges Mädchen und ein fünfjähriger Junge sind in Flaach ZH in einer Wohnung getötet worden.
Ein zweijähriges Mädchen und ein fünfjähriger Junge sind in Flaach ZH in einer Wohnung getötet worden.bild: newspictures.ch
Familiendrama

Getötete Kinder in Flaach: Mutter wollte sie nicht ins Heim bringen 

In Flaach im Zürcher Weinland sind am Neujahrstag zwei Kinder im Alter von zwei und fünf Jahren getötet worden. Dringend verdächtigt, die Tat begangen zu haben, wird ihre eigene Mutter. Ihr wurde kürzlich die Obhut über die Kinder entzogen. 
02.01.2015, 14:1402.01.2015, 19:40
Mehr «Gesellschaft & Politik»

Die 27-jährige Schweizerin rief am Donnerstag um 21.30 Uhr bei der Einsatzzentrale der Kantonspolizei Zürich an und meldete, dass ihre beiden Kinder – ein fünfjähriger Knabe und ein zweijähriges Mädchen - tot seien. 

Keine Angaben zu Todesursache 

Die ersten Polizisten, die in der Wohnung eingetroffen seien, hätten sofort mit der Reanimation begonnen, sagte am Freitag ein Polizeisprecher auf Anfrage. Auch ein Notarzt und ein Team der Rettungsflugwacht seien aufgeboten worden. Alle Bemühungen waren aber vergebens. Die Kinder starben noch in der Wohnung. 

Zur Todesursache machte die Polizei vorerst keine Angaben. Diese werde nun vom Institut für Rechtsmedizin abgeklärt. Die Mutter hatte das Haus noch vor dem Eintreffen der Polizei verlassen, konnte aber kurze Zeit später verhaftet werden. 

Sie habe sich selber Verletzungen zugefügt, die allerdings nicht lebensbedrohlich seien, sagte der Polizeisprecher weiter. Man werde die Frau aber voraussichtlich erst in einigen Tagen befragen können. 

KESB entzog ihr Obhut für die Kinder 

Hinweise auf ihre möglichen Beweggründe und ihren Gemütszustand lieferte sie vor einigen Tagen allerdings gleich selber: Am 28. Dezember schickte sie Medien eine E-Mail, mit der sie auf ihre Situation aufmerksam machen wollte. 

Sie kritisierte darin, dass die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB) ihr die Kinder weggenommen hätten. Die E-Mail wurde unter anderem an die Redaktion von «20Minuten» geschickt und lag am Freitag auch der Nachrichtenagentur sda vor. 

An die Mail angehängt war der KESB-Entscheid, in dem verfügt wurde, dass den Eltern die Obhut entzogen wird. Die Mutter durfte die Kinder nur noch zwei Mal pro Woche in einem Heim in Zürich besuchen. 

Auslöser für die Unterbringung im Heim war eine Polizeiaktion am 4. November 2014, bei der die Eltern wegen Betrugsverdacht festgenommen wurden. Die Mutter wurde wenige Tage später wieder auf freien Fuss gesetzt, der Vater sitzt nach wie vor hinter Gittern. 

Keine Hinweise auf Gewalttat 

«Ich war die letzten 6 Jahre Hausfrau und Mutter und immer da für meine Kinder. Und nur weil mein Mann nun im Gefängnis sitzt, müssen meine Kinder dafür bezahlen?», schrieb die Mutter in der E-Mail. Es spreche gar nichts dagegen, ihr die Kinder zurückzugeben. «Aber trotzdem will die KESB die Kinder weiterhin ins Heim stecken.» Dort seien sie doch nur «verängstigt und verstört». 

«Zur Beruhigung der Situation», wie die KESB schrieb, wurde der Mutter über die Feiertage ein grosszügiges Besuchsrecht gewährt. Seit dem 19. Dezember waren die Kinder in Flaach. Am kommenden Sonntag, dem 4. Januar, hätte die 27-Jährige ihren Sohn und ihre Tochter zurück ins Heim bringen müssen. Darüber, dass sie plant, ihren Kindern etwas anzutun, schrieb die Mutter nichts. 

Bei der Kantonspolizei war man am Freitag über die Email informiert, wie eine Nachfrage der sda ergab. Die Polizei wollte die Mail aber nicht kommentieren. 

Der Fall weckt Erinnerungen an das Tötungsdelikt an zwei Kindern im zürcherischen Horgen in der Nacht auf Heiligabend 2007. Die beiden siebenjährigen Zwillinge waren damals von ihrer Mutter in ihren Betten erstickt worden. Die Mutter wurde im Dezember 2013 wegen mehrfachen Mordes vom Zürcher Obergericht zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe verurteilt. (jas/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
19 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
amberli
02.01.2015 21:17registriert Februar 2014
Die kesb wird erklären müssen, aus welchem grund die kinder nicht zurück zur mutter konnten. Ihr wurde komplett der boden unter den füssen weggezogen und sie stand ohnmächtig und ohne unterstützung einer kesb gegenüber. Das rechtfertigt die tötung - den mord- mir gefriert das blut in den adern - nicht, aber es lässt erahnen in was für einer verzweiflung die kesb diese frau zurückgelassen hat. Eine kesb, die sich immerhin auch erwachsenenschutz schimpft. Da hätte ich das eine oder andere fragezeichen...
5417
Melden
Zum Kommentar
avatar
Lumpirr01
03.01.2015 09:23registriert März 2014
Die KESB sollte in erster Linie für Hilfe und Schutz da sein. Leider hat sie sich zu einer anonymen Zwangsmassnahmendurchsetzungsbehörde entwickelt. Frage: Entspricht das dem Auftrag des Gesetzgebers???
209
Melden
Zum Kommentar
avatar
Maya Eldorado
02.01.2015 22:50registriert Januar 2014
Die kesb scheint ein herzloses Verwaltungskonstrukt zu sein.
Was hat die Mutter vor dieser Tat verbrochen? Dass sie ihren Mann nicht davon abhalten konnte, etwas zu tun, das ihn ins Gefängnis brachte?

Die Frau braucht jetzt erst Mal menschliche Zuwendung und Betreuung. Das muss eine Verzweiflungstat ihrerseits gewesen zu sein.

Und das ist doch klar ersichtlich. Die Kesb hat gemauert und hat sich gar nicht wirklich mit den Umständen beschäftigt.
3023
Melden
Zum Kommentar
19