Normalerweise finden die Bundestagswahlen in Deutschland jeweils im September statt. Nach der gescheiterten Vertrauensfrage des amtierenden Bundeskanzlers Olaf Scholz und dem Bruch der Ampelkoalition wurden diese nun aber vorgezogen. Deshalb fanden sie nun am 23. Februar 2025 statt.
In der Nacht von Sonntag auf Montag erfahren wir also, wer Deutschlands Zügel für die nächsten vier Jahre in die Hand nehmen darf. Das ist passiert:
Um in den Bundestag einzuziehen, muss eine Partei die 5-Prozent-Hürde nehmen. Dies war besonders im Hinblick auf Christian Lindners FDP sowie auf das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) interessant.
Zweitstimmen
Vorläufiges Amtliches Ergebnis | Total: 630 Sitze
CDU/CSU
28.5%
+4.4
AfD
20.8%
+10.5
SPD
16.4%
-9.3
Grüne
11.6%
-3.2
Linke
8.8%
+3.9
BSW
4.9%
+4.9
FDP
4.3%
-7.2
Sonstige
4.7%
-4.0
Quelle: Bundeswahlleiterin | Grafik: watson
In den ersten Prognosen und Hochrechnungen kam die FDP noch knapp auf fünf Prozent. Die Partei sackte aber im Laufe der Nacht immer weiter ab, ein Einzug in den Bundestag wurde immer unwahrscheinlicher. Nun steht fest: Der neue Bundestag kommt ohne FDP aus. Noch knapper fiel das Ergebnis des BSW aus. Dieses verpasst den Einzug in den Bundestag um 0,03 Prozentpunkte.
Die Parteistärken werden über die Zweitstimmen eruiert. Hier siehst du, welche Partei welchen Anteil der Stimmen erhalten hat. Um in den Bundestag einzuziehen, muss eine Partei die 5-Prozent-Hürde nehmen. Steht fest, welche Parteien das sind, werden diese ihren Prozenten nach mit Sitzen im Parlament betraut. Hinzu kommen die 299 Direktmandate aus den Erststimmen.
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Weil nun sowohl die FDP als auch das BSW den Sprung in den Bundestag nicht geschafft haben, können sich die anderen Parteien über mehr Sitze freuen. So sieht der neue Bundestag aus:
Sitze
Vorläufiges Amtliches Ergebnis | Total: 630 Sitze
CDU/CSU
208 Sitze
AfD
152 Sitze
SPD
120 Sitze
Grüne
85 Sitze
Linke
64 Sitze
BSW
0 Sitze
FDP
0 Sitze
Sonstige
1 Sitze
Quelle: Bundeswahlleiterin | Grafik: watson
Die Sitzgewinne und -verluste sind mit Vorsicht zu geniessen. Denn im Zuge einer Wahlrechtsreform wurde die Sitzanzahl im Bundestag von 736 auf 630 verkleinert. Trotzdem konnten einige Parteien zulegen:
Zu den grossen Gewinnern gehört also trotz eines Wahlsieges der Union (CDU/CSU) die AfD. Diese konnte ihren Anteil verdoppeln und kommt neu auf 152 Mandate im Bundestag. In weiten Teilen im Osten Deutschlands wurde die Partei unter Alice Weidel zur stärksten Kraft.
Der Kanzlerkandidat der Union, Friedrich Merz, hat aber am Wahlabend erneut klargemacht, dass es zu keiner Koalition mit der AfD kommen wird. Sehr viel wahrscheinlicher ist ein Zusammenspannen zwischen CDU/CSU und der SPD. Diese Koalitionen sind jetzt möglich:
Koalitionen
Vorläufiges Amtliches Ergebnis | Total: 630 Sitze
CDU/CSU + SPD
328
CDU/CSU + AfD
360
CDU/CSU + SPD + Grüne
413
CDU/CSU + Grüne
293
SPD + Grüne + Linke
269
SPD + Grüne
205
Quelle: Bundeswahlleiterin | Grafik: watson
Wie geht es jetzt weiter? Friedrich Merz und die Union erhalten als stärkste Partei den Regierungsauftrag. Sie führen nun Sondierungsgespräche mit den übrigen Parteien, bis sie sich auf eine Koalition einigen können. Merz will das bis Ostern geschafft haben.
In Deutschland liegt die Wahlbeteiligung im Vergleich zur Schweiz (Wahlen 2023: 46,6 Prozent) deutlich höher. 82,5 Prozent der Wahlberechtigten nahmen demnach an der Bundestagswahl 2025 teil. Nach einem Tief 2009 stieg das politische Interesse bei unseren nördlichen Nachbarn wieder deutlich. Am höchsten war die Beteiligung 1972, damals legten in der Bundesrepublik 91,1 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme in die Urne.
Deutschland ist politisch auf Wahlkreise aufgeteilt. Jeder Wahlkreis vergibt ein Direktmandat, die restlichen Mandate werden über die Parteistärken auf die Parteien verteilt. Sind alle Wahlkreise ausgezählt, ist die Bundestagswahl abgeschlossen.
Vorläufiges Amtliches Ergebnis | 299/299 Wahlkreise
Quelle: Bundeswahlleiterin | Grafik: watson
Die Urnen hatten in Deutschland bis um 18 Uhr geöffnet, danach wurde bis weit nach Mitternacht ausgezählt. Wie auch bei uns in der Schweiz war es grundsätzlich verboten, vor 18 Uhr Resultate zu veröffentlichen.
Das vorläufige Schlussergebnis traf bereits um 1.43 Uhr in der Nacht ein. Das endgültige Ergebnis durch den Bundeswahlausschuss dürfte noch vor dem Mittag eintreffen. Damit gilt die Wahl dann als beendet.