International
Griechenland

Griechenland: Regierungschef Tsipras erleidet Niederlage bei Wahlen

Greek Prime Minister and Syriza party leader Alexis Tsipras addresses supporters during his main election campaign rally in Athens, Friday, July 5, 2019. Greeks head to the polls in early general elec ...
Die Tage von Alexis Tsipras als Regierungschef sind wohl gezählt. Bild: AP

Griechischer Regierungschef Tsipras räumt Wahlniederlage ein

07.07.2019, 18:2107.07.2019, 21:28
Mehr «International»

Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras hat seine Niederlage bei der Parlamentswahl am Sonntag eingeräumt. Er habe dem Chef der konservativen Partei Nea Dimokratia, Kyriakos Mitsotakis, bereits telefonisch gratuliert. Das verlautete am Sonntagabend aus dem Büro des Regierungschefs in Athen.

Tsipras twitterte ausserdem: Seine Partei werde eine verantwortungsvolle Opposition sein. Auch aus dieser Position werde sie die Interessen des Volkes vertreten.

Nea Dimokratia deutlich vorn

Laut ersten Hochrechnungen liegt die Nea Dimokratia mit 39,7 Prozent vor der linksgerichteten Syriza von Tsipras, auf die 31,4 Prozent entfielen. Nach Auszählung von 40 Prozent der Wahllokale kam die ND auf 158 Abgeordnete in dem 300-köpfigen Parlament. Die Syriza-Partei lag bei 86 Sitzen, bislang hatte sie 144. Das griechische Wahlrecht räumt der Partei, die als stärkste Kraft aus der Wahl hervorgeht, 50 zusätzliche Mandate ein.

Die genaue Sitzverteilung hing massgeblich davon ab, ob mehreren kleinen Parteien der Einzug ins Parlament gelungen war. Es gilt eine Drei-Prozent-Hürde.

Sozialisten drittstärkste Kraft, Rechtsextreme vermutlich raus

Gute Chancen auf eine erstmalige Vertretung im Parlament in Athen haben die nationalistische und pro-russische Partei Griechische Lösung und die neue Partei des ehemaligen Finanzministers Yanis Varoufakis: Sie lagen bei zehn beziehungsweise neun Abgeordnete. Drittstärkste Kraft wurde den Hochrechnungen zufolge die aus der sozialistischen Pasok-Partei hervorgegangene Kinal mit 22 Sitzen. Die kommunistische KKE kommt demnach mit 15 Sitzen auf den vierten Platz. Die rechtsextreme Partei Goldene Morgenröte wird voraussichtlich erstmals seit 2012 nicht mehr im Parlament vertreten sein. Im scheidenden Parlament stellt sie 16 Abgeordnete.

Syriza bereits bei Europawahl abgestraft

Die regierende Syriza war bereits bei der Europawahl Ende Mai von den Wählern abgestraft worden. Ministerpräsident Tsipras hatte die für Oktober angesetzten Parlamentswahlen daraufhin vorziehen lassen. Der Finanz- und Schuldenmisere zum Trotz, welche die Eurozone in die grösste Krise ihres Bestehens stürzte, hatte sich der heute 44-jährige Syriza-Chef Tsipras vier Jahre an der Regierung gehalten.

Tsipras war seit 2015 im Amt

2015 war der charismatische ehemalige Kommunist an die Macht gekommen und hatte an den Börsen zunächst für Unruhe gesorgt. In den folgenden Jahren gelang ihm ein Balanceakt zwischen dem durch die internationalen Geldgeber verordneten Sparkurs und sozialen Massnahmen.

Im August 2018 verliess Griechenland schliesslich den Euro-Rettungsschirm. Die Arbeitslosigkeit ist in Tsipras' Regierungszeit von 26 auf 18 Prozent gefallen. Mit fast 180 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ist die griechische Gesamtverschuldung aber weiterhin bei weitem die höchste in der Eurozone.

Wahlsieger Mitsotakis hatte im Wahlkampf versprochen, die Wirtschaft Griechenlands zu reformieren und neue Arbeitsplätze abseits des öffentlichen Sektors zu schaffen. Dafür will der 51-Jährige um ausländische Investitionen werben und Steuern für Unternehmen senken.

Schluss mit Vetternwirtschaft

Auch mit der Vetternwirtschaft, die insbesondere den konservativen Vorgängerregierungen vorgeworfen wurde, will er aufräumen. Der Harvard-Absolvent stammt selbst aus einer regelrechten Politikerdynastie. Sein Vater, Konstantinos Mitsotakis, war bereits griechischer Ministerpräsident und Präsident der ND. Seine Schwester war Aussenministerin und Bürgermeisterin von Athen. Im Juni wurde sein Neffe zum Bürgermeister der Hauptstadt gewählt. (sda/afp)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Auf Alexis Tsipras blickt ganz Europa – und so blickt er zurück
1 / 14
Auf Alexis Tsipras blickt ganz Europa – und so blickt er zurück
Auf ihn blickt ganz Europa: Der griechische Regierungschef Alexis Tsipras steht unter enormem Druck von aussen und von innen. Wie er damit umgeht, zeigen die Bilder von seinem Gesicht während der Debatte im griechischen Parlament in der Nacht auf den 16. Juli 2015.
quelle: ap/ap / petros karadjias
Auf Facebook teilenAuf X teilen
«Kauft kein Plastik» – Formel1 Star säubert Bucht auf Mykonos
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
7 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
7
Dubai wird überschwemmt: Was «Cloud-Seeding» damit zu tun haben könnte
Die Vereinigten Arbabischen Emirate erlebten einen Rekordregen und massive Überschwemmungen. Nun wird über die Ursache gerätselt – Dubai ist bekannt für seine Versuche, das Wetter zu manipulieren.

Einen solchen Regen hat Dubai lange nicht erlebt. Innerhalb von 24 Stunden fiel am Dienstag so viel Niederschlag wie sonst in zwei Jahren: 254 Millimeter (jährlich sind es etwa 120). Schnell stritten sich Experten und andere Beobachter über die Ursache. Es gab die Vermutung ein, dass die Emirate selbst nicht ganz unschuldig waren – sie sollen die Wolken geimpft haben. Andere wiederum widersprechen dem.

Zur Story