International
Musik

Tony Bennett war der letzte seiner Art. Jetzt ist er 96-jährig gestorben

Tony Bennett war der letzte seiner Art. Jetzt ist er 96-jährig gestorben

Mehr als 60 Jahre lang feierte Tony Bennett auf der Bühne Erfolge. In seiner Karriere ging es rauf und runter, aber im hohen Alter schaffte er ein erstaunliches Comeback mit Lady Gaga.
21.07.2023, 18:46
Stefan Künzli / ch media
Mehr «International»

Er war der letzte seiner Art. Der letzte der grossen Sänger der goldenen Nachkriegszeit. Einer Zeit, in der nichts als die Stimme und die Qualität des Gesangs zählte. Und Tony Bennett hatte sie alle überlebt: Bing Crosby, Frank Sinatra, Dean Martin, Sammy Davis Jr., Nat King Cole. Jetzt ist der «Grand old man» des «Great American Songbook», die letzte Verbindung zur Zeit vor Elvis Presley und der Rock'n'Roll-Revolution, im Alter von 96 Jahren gestorben.

ABD0027_20230721 - WIEN -
Musiker Tony Bennett während eines Konzerts in der Wiener Stadthalle, 16. September 2014.Bild: keystone

Tony Bennett ist am 3. August 1926 als Anthony Dominick Benedetto in Queens, New York, geboren. Als junger GI stand er im Zweiten Weltkrieg noch an der Front in Frankreich und Deutschland. Ein «Sitz in der ersten Reihe der Hölle» sei das gewesen, sagte er. Zurück in den USA startete er seine Karriere mit Songs wie «Because of You», «Rags to Riches» und dann dem Hit, der ihn sein ganzes Leben lang begleiten sollte, «I Left My Heart in San Francisco».

epa10760198 (FILE) - A handout photo made available by the Las Vegas News Bureau shows US singer Tony Bennett on a bicycle in front of the Sahara Hotel in Las Vegas, Nevada, USA, 02 March 1977 (reissu ...
Tony Bennett auf einem Fahrrad in Las Vegas, Nevada, März 1977.Bild: keystone

Frank Sinatra nannte ihn den Besten

In den frühen 1950er-Jahren wurde er zu einem der populärsten Sänger der USA aufgestiegen. und schaffte den Sprung an die Spitze der US-Charts. Frank Sinatra persönlich hatte den eine Dekade jüngeren Bennett einst zu seinem Nachfolger erkoren: «Tony ist der Beste im Geschäft. Er ist der Sänger, der alles, was ein Komponist im Kopf hatte, rüberbringt - und wahrscheinlich sogar ein bisschen mehr.»

Im Laufe seiner langen Karriere gewann er 19 Grammys und verkaufte weit über 50 Millionen Tonträger. Doch Bennetts Karriere verlief natürlich alles andere als gradlinig. In den 1970er-Jahren, als Hitlieferanten wie Elton John, Abba und Queen den Ton der Popkultur bestimmten, schlitterte Bennett in eine Krise. Der Plattenverkauf verlief harzig, doch er weigerte sich standhaft, sich dem popmusikalischen Zeitgeist anzupassen und aktuelles Popmaterial zu interpretieren. Deshalb nahm er fast zehn Jahre lang keine Platten mehr auf und hielt sich mit Auftritten in Las Vegas über Wasser. Die Steuerbehörde beschlagnahmte sein Haus, und eine Überdosis Kokain kostete ihn beinahe das Leben.

FILE- Tony Bennett, left, and Lady Gaga appear for a media event at city hall in Brussels on Sept. 22, 2014. Bennett died Friday, July 21, 2023. at age 96. (AP Photo/Geert Vanden Wijngaert, File)
Tony Bennett gemeinsam mit Lady Gaga. Bild: keystone

Aufnahmen mit Popstars brachten ihm ein neues Publikum

Aufnahmen in der Unplugged-Reihe des Musiksenders MTV sorgten 1994 für das wahrscheinlich erstaunlichste Comeback in der Popgeschichte. Duette mit Popstars wie Elvis Costello, Bono, Céline Dion, Billy Joel, Elton John, Paul McCartney, George Michael, Barbra Streisand und Stevie Wonder brachten ihm ein neues, jüngeres Publikum. Doch auch hier wich er nicht von seinem Weg ab und interpretierte wie eh und je amerikanische Standards aus einer vergangenen Zeit. «Die Songs, die ich mag, werden nicht am Radio gespielt», meinte er dazu.

Am erfolgreichsten war Bennett mit dem Album «Cheek To Cheek», das er 2014 gemeinsam mit dem 60 Jahre ­jüngeren Pop-Paradiesvogel Lady Gaga einspielte. Mit Lady Gaga trat er auch am Montreux Jazz Festival auf. Bennett sei «der ultimative Gentleman», lobte die 60 Jahre jüngere Popdiva. «Er hat mir so viel über den Jazz beigebracht. Über das Leben.»

Vor zwei Jahren beendete er seine Karriere

Das Album «Love For Sale» von 2021 sollte die Erfolgs­geschichte des ungleichen Duetts fortschreiben. Kurz zuvor gaben die beiden in der Radio City Hall in New York zwei Konzerte, weitere Konzerte waren geplant. Eine Woche danach wurde die Tour abgesagt, und das 95-jährige Denkmal musste auf ärzt­lichen Rat den Abschied von der Bühne verkünden. Seit 2015 litt Bennett an Alzheimer. Er habe «zunehmend weniger Momente der Klarheit und des Bewusstseins». Eine grosse Karriere ging damals zu Ende. Jetzt, rund zwei Wochen vor seinem 97. Geburtstag starb der Musiker am Freitag im Alter von 96 Jahren in New York. (aargauerzeitung.ch)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
5 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Janster
21.07.2023 19:19registriert März 2021
Die Songs die er mit Lady Gaga aufgenommen hat, sind genial. Eine echte Legende - RIP
413
Melden
Zum Kommentar
avatar
Traveller71
21.07.2023 18:58registriert August 2021
Für mich eine Musikalische Legende. Seine Songs höre ich von Zeit zu Zeit immer noch gerne.
301
Melden
Zum Kommentar
5
Die EU greift durch: Apple muss nach dem iPhone auch das iPad öffnen
Nach dem iPhone muss Apple auch das iPad in der EU grundlegend öffnen. Neben alternativen App-Stores werden so auch vollwertige Browser für iPadOS möglich.

Wie beim iPhone muss Apple für sein iPad alternative App-Stores zulassen. Ausserdem muss das Tablet-Betriebssystem iPadOS künftige vollwertige Browser anderer Hersteller unterstützen. Das ist die Folge einer Entscheidung der EU-Kommission, mit der das Apple-Betriebssystem iPadOS nun doch als für den Wettbewerb potenziell schädlicher «Gatekeeper» eingestuft wurde.

Als Gatekeeper (Torwächter des Internet) werden von der EU digitale Dienste bezeichnet, die aufgrund ihrer grossen Verbreitung und Marktmacht speziell reguliert werden müssen. Bei Apple sind dies der App Store, Safari und nun neben iOS auch iPadOS. Bei Google gelten Dienste wie Android, Play Store, Chrome, Google Suche und YouTube als Torwächter. Bei Meta unter anderem WhatsApp, Instagram und Facebook und bei Microsoft Windows und LinkedIn.

Zur Story