Ganoven und schwere Jungs wissen, wo man die Beute am besten versteckt: Dort, wo sie am wenigsten vermutet wird – zum Beispiel in unmittelbarer Nähe des Tatorts. Oder an einem der meistfrequentierten Plätze einer Grossstadt.
Hobbygärtner in Berlin versuchten dieses Prinzip auf die Landwirtschaft anzuwenden. Auf der Mittelinsel des Kreisverkehrs am Kottbusser Tor streuten sie grosszügig Cannabis-Samen: 700 Pflanzen an der Zahl.
Einem Mitarbeiter der Stadtreinigung kamen die Pflanzen allerdings spanisch vor – sodass er die Polizei benachrichtigte. Diese entfernte am Montag die «Landwirtschaft am Kottbusser Tor» und ermittelt nun wegen unerlaubten Anbaus von Betäubungsmitteln.
Lange mussten sie nicht ermitteln. Am Dienstag meldete sich der Abgeordnete der Piratenpartei, Philipp Magalski, nonchalant auf Twitter: «Ach so, das mit dem Cannabis am Kotti waren übrigens wir.»
Ach so, das mit dem #Cannabis am #Kotti u.a. waren übrigens wir. http://t.co/Mf5kW1nTVS #piraten http://t.co/CkcD1WDAeg #Tierschutz #Hanf
— Philipp Magalski (@Piratenbaer) 12. Mai 2015
Bei den Pflanzen handle es sich um männliche Exemplare, die keinen THC-Gehalt aufwiesen. «Die sind nicht halluzinogen und völlig legal», so Magalski im Berliner Tagesspiegel. Tatsächlich hatte die Piratenpartei um Magalski am 6. Mai dazu aufgerufen, «in den nächsten Zooladen, Biomarkt, Garten- oder Baubedarfshandel oder auf die Bestellseite eures Vertrauens zu gehen und einige Kilogramm Hanfsamen, welche dort als Vogelfutter oder Backzutat ganz legal angeboten werden» zu kaufen.
Mit den Hanfsamen sollten dann «vor der nächsten Polizeiwache» Vögel gefüttert werden. «Die Vögel bekommen durch die Hanfsamen eine sehr hochwertige und gesunde Nahrung.» Am Kottbusser Tor liessen die Vögel die Samen links liegen – und der Hanf spross in die Höhe.
Mit der Guerilla-Gardening-Aktion soll auf die Prohibition von Cannabis hingewiesen werden. «Die bringt nämlich nichts», lässt sich Magalski im Tagesspiegel zitieren. Den Polizeieinsatz und die Entfernung der 700 Pflanzen bezeichnet Magalski als «Überreaktion».
Polizeisprecher Stefan Redlich sagt dazu: «Die Polizei ermittelt bei Verdacht auf eine Straftat. Wenn wir gerufen werden, sind wir dazu verpflichtet, diesen Verdacht zu prüfen.» Und er weist auf Trittbrettfahrer hin, die die redliche Aktion der Piraten für eigene, finstere Zwecke genutzt haben könnten: «Woher wollen die Piraten wissen, wer ihrem Aufruf gefolgt ist und was dort verstreut wurde? Vielleicht hat da ja doch jemand weibliche Pflanzen ausgesät.» (wst)