Am Samstagabend ist bei einem Anschlag nahe Moskau die Russin Darja Dugina ums Leben gekommen. Die Tochter des bekannten Nationalisten Alexander Dugin starb bei der Explosion eines Autos, in welchem sie sich befand. Der Vorfall schlug auch im Ausland hohe Wellen – das sind die wichtigsten Fragen und Antworten.
Der Anschlag in Russland sorgte international für Schlagzeilen, obwohl das Todesopfer, Darja Dugina, im Ausland kaum bekannt war. Dass das Interesse derart gross ist, liegt in erster Linie an der Bekanntheit von Duginas Vater, Alexander Dugin.
Der Autor gilt als Kreml-nah und ultranationalistisch, ihm wird eine grosse Bedeutung für Präsident Wladimir Putin nachgesagt. So wird Dugin regelmässig als Einflüsterer oder als «Gehirn» Putins bezeichnet. Er gilt als glühender Verfechter der «Spezialoperation» der russischen Armee in der Ukraine.
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So sagte er etwa, die Existenz einer einheitlichen Ukraine sei «nicht hinnehmbar». Im Laufe des Kriegs rief Dugin dann dazu auf, ukrainische «Faschisten» zu «töten, töten, töten».
Lange Zeit war es unklar, wer den Anschlag auf Dugina ausgeführt hatte. Am späten Sonntagabend wurden dann aber erste Hintergründe bekannt. Ilja Ponomarjew, ein russischer Politiker, der wegen Anti-Kreml-Aktivitäten aus der Duma ausgeschlossen worden war, sprach in der ukrainischen Hauptstadt Kiew über den Anschlag. In einer Rede sagte er, eine russische Partisanengruppe mit dem Namen «Nationale Republikanische Armee» (NRA) sei dafür verantwortlich.
Ponomarjew las danach ein Manifest vor, das offenbar von dieser Gruppe verfasst worden war. In diesem äusserte die NRA Kritik an Wladimir Putin:
Die Nationale Republikanische Armee war bislang unbekannt gewesen. Ob die Gruppe tatsächlich für den Anschlag verantwortlich ist, konnte nicht unabhängig überprüft werden.
Dies ist bislang unklar. Russische Ermittler erklärten, es werde in verschiedene Richtungen ermittelt. Ob der Anschlag dem Vater gegolten haben könnte, liess man offen – es scheint aber durchaus denkbar.
Nach einem Bericht der russischen Nachrichtenagentur Interfax hatten Dugin und seine Tochter am Samstag gemeinsam das patriotische Festival «Tradition» besucht, das von einer Stiftung von Wladimir Putin unterstützt wird. Angeblich wollten die beiden nach dem Festival im selben Fahrzeug nach Hause fahren. Dugin habe sich dann aber kurzfristig für einen anderen Wagen entschieden. Wie ein Freund Duginas der Nachrichtenagentur Tass sagte, soll es sich beim zerstörten Auto um dasjenige des Vaters handeln.
Auch im Manifest der NRA wird nicht klar, ob Dugin beim Anschlag ebenfalls hätte getötet werden sollen. Dugina wird in diesem als «legitimes Ziel» und treue Begleiterin ihres Vaters beschrieben, der den Völkermord in der Ukraine unterstützte. «Sie war eine Stimme, die zu Gewalt und Mord aufrief», so die Worte der NRA.
Russische Nationalisten und Kreml-nahe Politiker zeigten sich nach dem Anschlag auf Dugina entsetzt. Zudem machten viele sogleich die Ukraine für die Tat verantwortlich. «Die Terroristen des ukrainischen Regimes haben versucht, Alexander Dugin zu liquidieren, und haben seine Tochter in die Luft gesprengt ... im Auto», so der Anführer der Separatistenhochburg Donezk, Denis Puschilin, auf Telegram.
Margarita Simonyan, die Chefredaktorin des russischen Senders RT, forderte deswegen Vergeltung. «Entscheidungszentren!! Entscheidungszentren!!!», schrieb sie als Aufforderung an den Kreml für einen Angriff. Zudem kündigte sie an: «Kiew wird beben.»
Der Kreml zeigte sich bisher eher zurückhaltend. Sprecherin Marija Sacharowa schrieb aber auf Telegram, dass es sich um «Staatsterror» handeln würde, sollten Verbindungen zur Ukraine gefunden werden.
Die Ukraine wies die Verantwortung für die Tat sogleich von sich. «Die Ukraine hat natürlich mit der gestrigen Explosion nichts zu tun», so Mychajlo Podoljak, der Berater von Wolodymyr Selenskyj. «Wir sind kein krimineller Staat wie die Russische Föderation – und schon gar kein Terrorstaat», sagte er bei einem Auftritt im TV.
In der Ukraine wird zudem spekuliert, Russland könnte selbst hinter dem Anschlag stecken, um dann der Ukraine die Schuld dafür zu geben. Damit könnte eine allfällige Generalmobilmachung gerechtfertigt werden. Anzeichen auf eine solche gibt es bislang aber keine.
(dab)
Es ist aber noch ein langer Weg bis der Widerstand in Russland Wirkung zeigen wird.
Der Umsturz muss aber von innen kommen. Der Anfang ist gemacht.
Die Geister, die man rief...