Der sogenannte Polarwirbel über dem Nordpol bildet derzeit starke Wellen aus. Normalerweise bleibt die Tiefdruckzone, die sich im Winter über der Arktis befindet, kompakt und die kalte Luft somit über dem Nordpol. Immer mal wieder bildet sie jedoch sogenannte Tropfen aus, durch die eisig kalte Polarluft tief nach Süden dringt. Das ist gerade in den USA wieder der Fall.
Viele US-Staaten erwarten deshalb ab dem frühen Montagmorgen den stärksten Wintereinbruch mindestens dieser Saison.
Ab Montag werden in den östlichen zwei Dritteln des Landes riesige Mengen an Schnee sowie stark sinkende Temperaturen erwartet. Diese könnten gemäss Meteorologen um 7 bis zu 14 Grad unter der Norm liegen, hinzu komme ein starker Windchill-Effekt. Sie sprachen von einem «brutalen Wintersturm», der sich vom Mittleren Westen bis an die Ostküste erstrecke.
Der nationale Wetterdienst hat deshalb Wintersturmwarnungen herausgegeben, die rund 60 Millionen Menschen von Kansas und Missouri bis nach New Jersey betreffen.
Als Folge bleiben in diesen Tagen die Schulen und Behörden in mehreren Bundesstaaten geschlossen.
Im Vorfeld der eiskalten Temperaturen haben sich vielerorts Stürme mit heftigen Winden ereignet. In diversen Südstaaten wüten starke Stürme und Tornado-Warnungen sind aktiv.
Weiter nordöstlich wird derweil, ähnlich der Situation in der Schweiz am vergangenen Samstagabend, insbesondere und noch immer vor Eisregen gewarnt. In den Staaten Illinois, Kentucky und Missouri wird von Reisen jeglicher Art «dringend abgeraten», da die Brücken und Überführungen «eisig und gefährlich» werden, so der Wetterdienst.
Besonders hart traf es bereits am Wochenende Kansas und Missouri, wo bis zu 25 Zentimeter Schnee fielen. In einigen Regionen sei der heftigste Schneefall in einem Jahrzehnt zu erwarten, hiess es vom Wetterdienst. Die Menschen müssten sich auf «erhebliche Beeinträchtigungen des täglichen Lebens» einstellen, etwa durch Blitzeis. Mancherorts seien zehn Grad minus gemessen worden – mit Temperaturstürzen von bis zu 15 Grad.
Wintersturmwarnungen gelten auch für die Hauptstadt Washington, wo heute im US-Kongress die Bestätigung des Sieges von Donald Trump bei der Präsidentenwahl ansteht. In den vergangenen Tagen war es dort schon kalt, aber trocken. Am Morgen wachten die Menschen dann in einer schneebedeckten Stadt auf. Angesichts der Warnungen hatten sich einige bereits vor Tagen mit Konserven eingedeckt, wie am Wochenende in Supermärkten zu sehen war. Beim nationalen Wetterdienst heisst es, an abgelegenen Stellen könne der Schnee bis zu 40 Zentimeter hoch werden. Bundesbehörden bleiben geschlossen.
Die Polizei meldete landesweit Hunderte Autounfälle auf glatten Strassen, viele Fahrer sassen zudem im Schneetreiben in ihren Wagen fest. «Bitte, bitte, bitte, bleiben Sie zu Hause! Das ist nicht die Zeit, um sich die Landschaft anzuschauen», warnte eindringlich ein Beamter der Autobahnpolizei in Kansas – und postete Bilder von liegengebliebenen Lastwagen und schneeverwehten Highways.
«Überall ist Schnee», sagte ein Autofahrer, der auf dem Weg von Colorado Springs nach Kansas City zeitweise steckenblieb, dem Sender CNN. «Ich bete zu Gott, dass ich morgen nach Hause komme.»
Zahlreiche Schulen blieben vorsorglich geschlossen. Auf Flughäfen in den betroffenen Bundesstaaten seien bis Sonntagabend (Ortszeit) etwa 1700 Flüge ausgefallen, berichtete der Sender CNN.
Vielerorts fiel wegen beschädigter Leitungen auch der Strom aus – die Last des Eises und die heftigen Winde setzten den Kabeln zu, erläuterte eine Meteorologin. Laut der Seite Poweroutage.us waren in den betroffenen Staaten am Morgen (Ortszeit) rund 300'000 Kunden ohne Elektrizität, allein in Kentucky waren es nach Angaben des Gouverneurs 90'000 Menschen.
Um mehr Mittel bereitstellen und notfalls die Nationalgarde zur Unterstützung der Rettungsdienste einsetzen zu können, erklärte Beshear für Kentucky den Notstand. Dieser galt auch in sechs weiteren Bundesstaaten: Virginia, West Virginia, Arkansas, Missouri, Maryland und Teilen New Jerseys.
Für mehrere Millionen Menschen warnte der Wetterdienst zudem vor Blizzards - so werden in den USA heftige Schneestürme mit starken Temperaturstürzen genannt. In einigen Bundesstaaten bestehe zudem die Gefahr von Tornados.
(lak, mit Material der SDA)