trüb und nass
DE | FR
International
Wirtschaft

US-Notenbank lässt Leitzins unverändert

US-Notenbank belässt Leitzins bei 5,5 Prozent – schliesst Erhöhungen aber nicht aus

21.09.2023, 05:4521.09.2023, 07:45
Mehr «International»

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hält sich im Kampf gegen hohe Verbraucherpreise eine weitere Zinserhöhung in diesem Jahr offen. Darauf deuten neue, am Mittwoch veröffentlichte Prognosen der Zentralbank der grössten Volkswirtschaft der Welt hin.

Auch die Zinsen im kommenden Jahr könnten höher als zuvor erwartet sein. Bei seiner aktuellen Sitzung entschied der Zentralbankrat, den Leitzins in der Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent zu belassen. Es ist das höchste Niveau seit mehr als 20 Jahren. Fed-Chef Jerome Powell wollte einen weiteren Zinssprung jedoch nicht ausschliessen. Man habe sich bisher noch nicht entschieden, ob das aktuelle Zinsniveau ausreichend sei.

Federal Reserve Chair Jerome Powell speaks during a news conference at the William McChesney Martin Jr. Federal Reserve Board Building following a Federal Open Market Committee meeting on Wednesday, J ...
Fed-Chef Jerome Powell.Bild: keystone

Der Fed-Chef betonte bei der Pressekonferenz nach der Sitzung, dass die Daten der kommenden Monate das Vorgehen der Notenbank bestimmen würden. Die Fed rechnet in ihrer aktuellen Prognose zum Jahresende im Mittel mit einem Leitzins von 5,6 Prozent. Für 2024 werden im Mittel 5,1 Prozent erwartet – im Juni waren es noch 4,6 Prozent.

Die Fed hatte den Leitzins im Kampf gegen die hohe Inflation seit März 2022 elfmal angehoben – zuletzt im Juli um 0,25 Prozentpunkte. Der Zyklus gilt als eine der schnellsten und schärfsten Straffungsperioden in der Geschichte der Fed. Einzig im Juni hatten die Währungshüter nach zehn Anhebungen in Folge eine Pause eingelegt. Mit der erneuten Zinspause hatten Analysten gerechnet.

Powell: Haben Fortschritte gesehen

«Wir haben Fortschritte gesehen, und wir begrüssen das», sagte Powell mit Blick auf die Inflation. Man müsse nun aber abwarten, wie sich die Lage entwickle, mahnte er. Diane Swonk, Chefökonomin der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG, urteilte der «Washington Post» zufolge: «Sie wollen den Sieg nicht zu früh verkünden, auch wenn sie grosse Fortschritte gemacht haben.»

Die Inflation im Zaum zu halten, ist klassische Aufgabe der Notenbanken. Die Fed strebt mittelfristig eine Preisstabilität bei einer Inflationsrate von zwei Prozent an. Die Fed hatte den Leitzins im Kampf gegen die hohe Inflation seit März 2022 elfmal angehoben – zuletzt im Juli um 0,25 Prozentpunkte. Der Zyklus gilt als eine der schnellsten und schärfsten Straffungsperioden in der Geschichte der Fed.

Einzig im Juni hatten die Währungshüter nach zehn Anhebungen in Folge eine Pause eingelegt. Mit der erneuten Zinspause hatten Analysten gerechnet. «Wir haben viel erreicht, und die Auswirkungen unserer Straffung sind noch nicht in vollem Umfang zu spüren», sagte Powell.

Teuerung stieg letztes Jahr auf neun Prozent

Die Teuerungsrate war im vergangenen Jahr auf gut neun Prozent gestiegen - und dann langsam gefallen. Im August waren die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat der US-Regierung zufolge um 3,7 Prozent gestiegen. Die Fed rechnet nun für dieses Jahr mit einer Inflationsrate von im Schnitt 3,3 Prozent – eine leichte Korrektur nach oben um 0,1 Prozentpunkte.

Für das kommende Jahr prognostiziert die Fed 2,5 Prozent. Damit geht die Inflation nach dem rasanten Anstieg nun stetig zurück. Powell mahnte jedoch an: «Prognosen sind sehr unsicher. Prognosen sind sehr schwierig.»

Fed will Nachfrage bremsen

Die Fed dreht im Kampf gegen die hohen Verbraucherpreise an der Zinsschraube, um die Nachfrage auszubremsen. Steigen die Zinsen, müssen Privatleute und Wirtschaft mehr für Kredite ausgeben – oder leihen sich weniger Geld. Das Wachstum nimmt ab, Unternehmen können höhere Preise nicht unbegrenzt weitergeben – und idealerweise sinkt die Inflationsrate. Gleichzeitig besteht aber die Gefahr, die Wirtschaft abzuwürgen. Die richtige Balance zu finden, ist die grosse Herausforderung für Zentralbanker.

Die neue Wirtschaftsprognose der Fed zeichnet allerdings ein recht positives Bild von der US-Wirtschaft. Die Fed sagt für dieses Jahr ein deutlich höheres Wirtschaftswachstum voraus als noch vor drei Monaten angenommen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der weltgrössten Volkswirtschaft wird demnach 2023 um 2,1 Prozent wachsen. Das wären 1,1 Prozentpunkte mehr als noch im Juni prognostiziert. Im kommenden Jahr soll die Wirtschaft dann aber wieder etwas langsamer wachsen – die Notenbanker sagen ein Wachstum um 1,5 Prozent voraus. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet um die Zahlung abzuschliessen)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
1 Kommentar
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
1
Wohnen wird immer teurer: Mieten steigen in fast allen Gemeinden

Wohnen wird in der Schweiz immer teurer. Fast in allen Gemeinden der Schweiz sind die Angebotsmieten im dritten Quartal gestiegen. Wenig überraschend am stärksten im Raum Zürich. Dagegen hat der Preisauftrieb für Wohneigentum etwas nachgelassen.

Zur Story