Nach den Schüssen auf einen rechtsgerichteten israelischen Aktivisten in Jerusalem ist der mutmassliche palästinensische Schütze getötet worden. Der Palästinenser sei der Hauptverdächtige des Angriffs vom Mittwochabend gewesen.
Er sei am Donnerstagmorgen bei einem Schusswechsel von israelischen Polizisten getötet worden, teilte ein Polizeisprecher mit. Er wurde demnach in seinem Haus im Jerusalemer Stadtteil Abu Tor von einer Spezialeinheit der Polizei getötet
Nach dem Angriff auf den jüdischen Aktivisten bereitet sich die Polizei in Israel auf mögliche Racheakte radikaler jüdischer Siedler vor. Der Aktivist, der für einen freien Zugang der Juden zum Tempelberg eintritt, wurde auf offener Strasse niedergeschossen.
Der 48 Jahre alte Mann wurde lebensgefährlich verletzt. Wie Polizeisprecher Micky Rosenfeld sagte, hatte ein unbekannter Motorradfahrer am Mittwochabend das Feuer auf den Mann eröffnet.
Augenzeugen und Krankenhausvertretern zufolge handelte es sich bei dem Opfer um den 48-jährigen Yehuda Glick. Dieser steht einer Organisation vor, die Juden bestärkt, zum Tempelberg im Osten der Stadt zu pilgern.
Der Tempelberg in der Altstadt ist einer der umstrittensten Orte der Welt. Er gehört zu den heiligsten Stätten der Juden und Muslime. Gebete sind dort generell jedoch nur Muslimen erlaubt.
Der Vorfall ereignete sich inmitten zunehmender Spannungen in Jerusalem und den Palästinensergebieten. Seit Wochen kommt es immer wieder zu Zusammenstössen zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften.
Occasional tear gas round fired here in Abu Tor in east Jerusalem. pic.twitter.com/Y9Vi6Twvw8
— Quentin Sommerville (@sommervillebbc) October 30, 2014
Palästinenserpräsident Abbas machte die israelische Regierung für die Gewalteskalation der vergangenen Monate in Ost-Jerusalem verantwortlich. «Die Fortsetzung dieser Angriffe und der gefährlichen israelischen Eskalation bedeuten eine Kriegserklärung an das palästinensische Volk, an seine heiligen Stätten sowie an die arabische und muslimische Nation», liess Abbas über seinen Sprecher Nabil Abu Rudeina erklären.
Der Chef der extrem rechten Siedlerpartei, Wirtschaftsminister Naftali Bennett, sagte, mit den Schüssen im Herzen Jerusalems sei «eine rote Linie aus Blut» überschritten worden. Für Donnerstag haben rechtsorientierte jüdische Aktivisten zu einem Marsch zum Tempelberg-Gelände aufgerufen.
Daraufhin wurde der Tempelberg komplett von der Polizei abgeriegelt – eine beispiellose Massnahme. In der gesamten Jerusalemer Innenstadt wurden Sicherheitskräfte mobilisiert, um Unruhen zu unterbinden; sie wurden unterstützt von Polizeihelikoptern.
Der Generaldirektor der Jerusalemer Shaare-Zedek-Krankenhauses, Jonathan Halevy, sagte, Glick sei im Hals, der Brust, im Bauch und an der Hand getroffen worden. Den Ärzten sei es gelungen, ihn zu stabilisieren. Sein Zustand sei aber kritisch. (rey/sda/dpa)