In den Ferien statt faul am Hotelstrand liegen und ein Buch lesen, mal etwas erleben und sich auf ungewohntem Terrain bewegen? Aber irgendwie hast du doch keinen Mut für Erlebnisferien? Dann kommt hier die Anleitung.
Erlebnisferien haben viele Gesichter. Die Königsdisziplin ist wohl einfach mal in ein fremdes Land aufbrechen und das Unbekannte auf eigene Faust entdecken. Du willst das auch mal machen, weisst aber nicht richtig wie? Dann haben wir hier für dich die wichtigsten 15 Tipps bereit:
Verabschiede dich von der Vorstellung, dass du in so einem Pool entspannen kannst:
bild: Hanginggardensofbali.com
Und auch hier gilt: Nicht für dich.
bild: lemeridienbalijimbaran.com
Das hört sich jetzt vielleicht ein bisschen enttäuschend an, ist aber eigentlich gar nicht so schlimm, wie du schnell merken wirst.
Ja, es gibt gefährliche Ecken auf der Welt. Und auf Erlebnisreisen passiert eher etwas als im sicheren Hotel. Aber meist wird hier zu sehr verallgemeinert oder übertrieben. Lass dir von deinem Umfeld keine Angst machen. Vor allem dann nicht, wenn sie noch nie im Reiseland oder auf eigene Faust unterwegs waren. Informiere dich selbst. Auf Blogs, mit Reiseführern, auf Seiten aus dem Land.
Auch in Kapstadt wirst du nicht grundsätzlich ausgeraubt, wenn du an den Strand gehst. Bild: NIC BOTHMA/EPA/KEYSTONE
Erlebnisreisen mit Koffern? Nein. Du brauchst einen Rucksack (Betonung liegt auf EINEN). Also einen grossen. Und dann noch einen kleinen Tagesrucksack (Betonung liegt auf KLEINEN). Und ja, falls du solche Schuhe hast, wie unsere Symbolbild-Reisende: Lass die daheim.
bild: shutterstock
Gleich geht's weiter mit den Tipps, vorher ein kurzer Hinweis:
Der Rucksack kann zwar gross sein. Aber besser du nimmst nicht zu viel mit. Weil: Es gibt eigentlich nichts, das du nicht vor Ort kaufen könntest. Ausser Brot. Richtig feines Brot. Und Rivella. Aber glaub mir: So willst du dich nicht rumschlagen. Auch wenn's farblich ideal passt:
Und jetzt stell dir vor, du musst den Rucksack noch aufs Busdach befördern. bild: peratorchan.org
Und ja, bereite dich darauf vor, dass du vielleicht mal zwei Tage nicht richtig schön duschen kannst. Oder drei. Dann ist's auch egal, wenn du dein T-Shirt nicht täglich wechseln kannst.
Weiterer Vorteil von wenig mitnehmen: Du hast auch noch Platz für Souvenirs.
Das willst du nicht erleben. Nicht zuhause und schon gar nicht auf der stinkigen WC-Baracke in den Anden Boliviens. Drum immer WC-Papier dabei haben. Nicht die ganze Rolle, aber halt ein paar Blätter abrollen und ins Handgepäck. Wo immer du bist. Immer. bild: shutterstock
Informiere dich vor der Abreise. Egal, ob online oder mit Reiseführern. Mach dir die Optionen bewusst. Zumindest die wichtigsten. Aber mach keinen «Etappenplan», auf keinen Fall einen detaillierten. Weil dann eh alles anders kommt.
So genau planen, muss nicht sein. Aber mach dir bewusst, was es in deinem Reiseland zu sehen gibt. bild: shutterstock
Bleib offen für spontane Entscheidungen. Sprich mit Reisenden im Backpacker. Mit dem Personal. Es werden täglich Möglichkeiten an dir vorbeiziehen. Sei bereit, diese zu ergreifen. Das kannst du nicht, wenn du alles schon verplant hast. Dann siehst du sie dir gar nicht zuwinken. Das Beste, was du erleben wirst, steht in keinem Reiseführer.
Etwas solltest du im Voraus buchen: die erste Nacht. Schau dann vor Ort weiter. Am besten Tag für Tag. Die Unterkünfte sind selten völlig ausgelastet. Und im Notfall hat's meist in der Nähe noch eine Unterkunft. Couchsurfing ist auch stets eine gute Möglichkeit. Oder es ergibt sich sonst etwas. Lass dich treiben. Du kannst im Normalfall nicht verloren gehen.
Nach dem Flug – je nachdem noch mit Jetlag – bist du froh, wenn du dein erstes Hotel nur noch auf der Karte finden musst. Darum buche es im Voraus. (gestellte Szene). bild: Shutterstock
PS: Nur weil im Reiseführer nichts von einer Unterkunft steht, heisst das nicht, dass es keine Unterkunft gibt. Je weniger touristisch das Land, desto weniger sind die Angebote online verfügbar.
Das spart Roaming-Kosten. Du hast zwei Optionen:
Prepaid-Stände gibt es in ärmeren Ländern praktisch an jeder Ecke. Und dein Handy kannst du da auch gleich reparieren lassen. bild: Shutterstock
Es wird nicht alles funktionieren. Du wirst dich mal nerven. Du wirst die Frau am Ticketschalter mal verfluchen. Oder den Busfahrer, der gar nicht kommt. Denk dann einfach immer an Punkt 6: Plane nicht. Wenn du nichts planst, kann auch nichts misslingen.
Und denk auch dran: Oft geht dann dafür eine andere Tür auf. Es gibt viele Gründe für einen Weltuntergang. In den Ferien einen Bus verpassen gehört genauso wenig dazu, wie das superduperaussergewöhnliche Unesco-Weltnaturerbe in Brunei Darussalam nicht zu sehen. Ebenfalls wichtig: Im Normalfall gehst du nicht verloren.
Eine Panne mitten in der Serengeti. Es gibt nichts, das es nicht gibt. bild: reto fehr
Falls du doch mal verloren gehen solltest: Nimm dein Handy und schau auf die ZUVOR heruntergeladene Karte der Gegend. Mach das immer, wenn du Gratis-Wlan hast. Offline kannst du dann zwar nicht neue Abschnitte anschauen, aber die zuletzt verwendeten werden angezeigt, genauso wie Markierungen. Und vor allem: Deine Position inklusive «Blickrichtung» des Handys. Kurz: Du kannst nicht verloren gehen. Ausser du hast keinen Akku mehr. Aber dafür hast du ja den Extra-Akku mit (Punkt 5).
Der blaue Punkt, du wirst ihn lieben! Der bewegt sich auch offline mit. Und der Pfeil zeigt dir auch noch die Richtung an (der funktioniert allerdings nicht immer). bild: watson
Die wissen alles. Manchmal auch nichts. Aber oft viel. Und wenn du mit ihnen sprichst, wirst du auch eher nicht übers Ohr gehauen, falls du dich davor fürchtest. Guter Eisbrecher ist übrigens oft Fussball. Zähl einfach mal Fussballklubs auf, wenn du einsteigst, irgendwann wird er strahlen. Oder erkunde dich nach Kindern und Familie. Und frag ihn nach dem Namen. Politik-Themen lässt du lieber sein.
Mach dir Taxifahrer zum Freund. Billiger und oft auch authentischer als jeder Touri-Guide (vorausgesetzt, du verstehst ihn). bild: watson
Falls ein Taxifahrer wirklich gut wirkt, lass dir seine Nummer geben. Taxifahrer kann man immer brauchen. Auch bei Liebesfragen und Lieblingsrestaurants. Das gehört dann zwar manchmal seinem Cousin, dafür lädt der dich dann vielleicht ein oder gibt dir Rabatt.
Du verstehst den Taxifahrer nicht? Oder die Frau am Essenstand an der Ecke? Oder du hast eine Frage bei den Besitzern deiner Unterkunft?
Lerne die wichtigen Sätze in der lokalen Sprache, das wirkt Wunder. Auch wenn dein Gegenüber Englisch spricht. Grüsse in Malaysia mit «Selamat pagi!» statt «Good morning!», frag in Tansania «Habari gani?» statt «How are you?», bedanke dich in China mit «谢谢» und nicht mit «thank you».
Einige Worte in der lokalen Sprache – und schnell wird das Angebot billiger oder du darfst mit auf's Selfie des Jahres. bild: shutterstock
Der wichtigste Überlebenstipp für unsichere, verlorene Reisende irgendwo auf der Welt: Schau, wie sich die Einheimischen verhalten und mach es nach. Du weisst nicht, wie du die Spezialität in Sambia mit den Händen essen sollst? Schau beim Nachbarstisch. Du willst in Ho-Chi-Minh-City die nicht überquerbar scheinende Strasse passieren? Zottle dem alten Mann nach, der dies schon seit Jahrzehnten überlebt.
Fussgängerstreifen sind in manchen Ländern weniger «wert» als bei uns. Drum schliesse dich der Gruppe Einheimischer an. Du kommst sicher auf die andere Seite.
Wichtiger als jede Karte und Reiseführer: immer was Kleines zu Essen dabei haben. Weil verloren gehen und nie mehr nach Hause finden, das ist halb so wild. Aber Hunger haben – das geht nicht. Vielleicht rettest du dir (und deinem Partner) damit die Stimmung und den Tag.
Drum pack immer einen Snack in deinen Tagesrucksack. Am besten etwas, das nicht schnell kaputt geht oder wegschmilzt. Eine Packung getrocknete Nüsse zum Beispiel. Zwei Orangen vom Strassenstrand (was du schälen kannst, musst du nicht waschen). Du weisst nie, was der Tag bringt. Plötzlich kommt der Bus nicht und du sitzt drei Stunden in der Pampa oder die Zugfahrt dauert zehn statt fünf Stunden. Mit einer Essensration ein Klacks, ohne versaut's dir die Ferien.
Es gibt nicht viel Besseres, als Früchte am Strassenrand zu kaufen. Aber tu' deiner Verdauung einen Gefallen und kauf' mit Vorliebe Früchte mit Schalen. bild: Shutterstock
Täglich unterwegs sein und immer wieder kurzfristig Pläne aushecken oder ändern, das kostet auch Kraft. Darum gönne dir eine Nacht in einem etwas besseren Hotel.
Einmal in zwei Wochen nicht im Massenschlag mit Gemeinschafts-WC, sondern im kuscheligen Kingsize-Bett träumen. Endlich wieder einmal eine Warmwasserdusche mit ausreichend Druck. Abends den Pool (siehe Punkt 1) geniessen, morgens gemütlich am Frühstücksbuffet den Bauch vollschlagen.
*Sabbersabber*, Frühstücksbuffet, here I come! bild: Shutterstock
So eine Nacht gibt wieder Energie für den zweiten Teil der Reise und man schätzt ganz einfache Dinge wieder. Optional kannst du auch die letzte Nacht vor dem Heimflug in einem besseren Hotel verbringen. Als Belohnung.
Nirgends lernt man mehr als auf Reisen, nirgends lernst du deinen Partner besser kennen als in den Ferien. Vor allem, wenn nicht alles klappt, wie es der Hochglanzprospekt versprach.
Es gibt nicht viel, das Beziehungen besser testet als eine lange, gemeinsame Reise. bild: shutterstock
Wenn du es wagst, deine Füsse ins Unbekannte zu setzen, wirst du mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit mit unvergesslichen Erlebnissen belohnt, die länger in deinem Gedächtnis bleiben als der fünfte Tag in Serie an irgendeinem fancy Hotelstrand. Oder dem Pool aus Punkt 1.