Am Samstagmorgen kam es am Bahnhof Bern zu chaotischen Szenen, wie die «SonntagsZeitung» berichtet. Der Grund: Niemand wollte aus dem vollen Zug aussteigen, obwohl dazu aufgerufen wurde.
Ursprung des Übels, so die «SonntagsZeitung», sei unter anderem der Ersatzzug gewesen, der nach Zürich habe fahren müssen – eine «normale, eher kurze Komposition» statt des üblichen Doppelstöckers auf dieser Strecke. Eine Augenzeugin berichtete, der ganze Perron sei voll gewesen mit Leuten, «darunter viele mit grossen Koffern auf dem Weg zum Flughafen».
Danach hätten sich alle in den Wagen gedrängt, bis die Gänge «komplett verstopft» waren. Die Folge: eine Durchsage, die darüber informierte, dass der Zug wegen der Überbelegung nicht losfahren könne. Menschen, die nicht in Zeitnot wären, seien dazu aufgerufen worden, auszusteigen. Dem habe allerdings niemand Folge geleistet, berichtet die «SonntagsZeitung» weiter.
Erst als die nächste Durchsage folgte, seien einige Passagiere ausgestiegen. Die Drohung: Geschehe nichts, würde der Zug komplett ausfallen. Die Verspätung habe sich am Ende auf fast 20 Minuten belaufen. «Jene, die dringeblieben sind, haben alle applaudiert, zum Teil sogar gejohlt», so die Augenzeugin.
Die SBB bestätigen den Vorfall, wie die «SonntagsZeitung» weiter schreibt. «Der reguläre Zug fiel wegen einer Fahrzeugstörung aus, deshalb mussten wir auf einen einstöckigen Dispozug zurückgreifen», so Sprecher Jürg Grob gegenüber der Zeitung. Gemäss dem Sprecher dürfe ein Zug aus Sicherheitsgründen nicht losfahren, wenn die Auslastung der Wagen bei über 160 Prozent liegt. Diese Zahl könne allerdings nur geschätzt werden: «Der Chef oder die Chefin Kundenbegleitung schätzt die Lage ein und entscheidet nach eigenem Ermessen», sagt Grob. Es gehe primär darum, die Fluchtwege nicht zu verstopfen und den Zug im Notfall schnell evakuieren zu können.
(lak)