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Stadt Bern will keine Grossdemos mehr bis Weihnachten

Stadt Bern will keine Grossdemos mehr bis Weihnachten

08.11.2023, 12:0208.11.2023, 13:24
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Pro-Palaestina-Demo am Samstag, 14. Oktober 2023, auf der Schuetzenmatte in Bern. (KEYSTONE/ Marcel Bieri)
Pro-Palästina-Demo am Samstag, 14. Oktober 2023 in Bern.Bild: keystone

Die Stadt Bern will in der Innenstadt ab 17. November bis Weihnachten keine Grosskundgebungen und Umzüge mehr bewilligen. Das teilte die Stadtregierung am Mittwoch mit.

Die öffentlichen Plätze seien bereits stark genutzt, hiess es als Begründung. Zahlreiche Veranstaltungen und Grossanlässe stünden bevor. Es gebe aber auch sicherheitsrelevante Überlegungen.

Nein, kleinere Kundgebungen, beispielsweise Mahnwachen, könnten im Zentrum von Bern nach wie vor bewilligt werden. Auch auf dem restlichen Stadtgebiet seien Demonstrationen möglich.

Zuvor hatte der kantonale Sicherheitsdirektor Philippe Müller (FDP) zum Verzicht auf Palästina-Kundgebungen aufgerufen. Die Wahrscheinlichkeit von Gewalt bei einer nächsten Kundgebung sei gross, sagte er in einem Interview mit den Tamedia-Zeitungen.

«Wenn Manifestierende sich gegen die Schweiz wenden, Polizisten anspucken und auf Kommando den Stinkefinger gegen das Bundeshaus erheben, wird das Gastrecht definitiv missbraucht», sagte Müller. «Daher rufe ich dazu auf, von weiteren solchen Kundgebungen abzusehen.» Die Bewilligungsbehörde sei aber die Stadt Bern und nicht der Kanton.

Tausende Menschen hatten sich an den beiden vergangenen Samstagen auf dem Bundesplatz mit den Palästinensern solidarisiert. Die Stimmung an der Kundgebung war laut und teilweise aufgeheizt, aber nicht gewalttätig. Die Polizei hielt sich mit einem grösseren Aufgebot im Hintergrund.

Am Wahl-Wochenende des 21./22. Oktober hatten die Städte Bern, Zürich und Basel keine Nahost-Demos zugelassen. Sie begründeten dies mit der Sorge vor Personen- und Sachschäden. Der Entscheid war von Staatsrechtlern kritisiert worden: Es brauche mehr als Hinweise auf die angespannte Lage, um Demos nicht zu bewilligen.

«Wir haben nicht geprüft, ob ein Verbot legitim wäre», sagte Müller in dem Interview. Er fügte an, dass man seiner Meinung auch anderweitig Ausdruck geben könne. «Man könnte eine Mahnwache organisieren, zum Beispiel in Wankdorf City.»

Der Stadtberner Sicherheitsdirektor Reto Nause (Mitte) war am Mittwoch für eine Stellungnahme zunächst nicht erreichbar. (sda)

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35 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Kanzo
08.11.2023 12:53registriert Mai 2022
Ich habe mehrere Organisationen durchgelesen, wo angeblich pro "Palestine" Demos machen wollen aber eigentlich pro Hamas Demos sind. Der 11 und 12 November jedenfalls sind ein Datum, wo Hamas zur demonstration aufgerufen hat. Es sind immer die Hauptstädte. Es gibt vereinzelte, normale Demonstration aber es wird versucht die zu kapern.
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Pat da Rat
08.11.2023 12:35registriert Mai 2022
Ja, bitte. Schluss mit diesen Krawall-Demos in der Innenstadt; es reicht langsam mit dem ewigen Geschrei und den dumpfen Slogans und Parolen und das oftmals von weither zugereisten Krawall-Touristen. Wäre wirklich mal schön, wenn die Stadt Bern wieder etwas mehr bernerischen Charm und positive Events hat, als dieses ewige Geschrei und Fahnenschwenken.
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LeserNrX
08.11.2023 12:37registriert April 2015
Ein Demonstrationsverbot in Bern für über einen Monat und als Begründung werden unter anderem "zahlreiche Veranstaltungen und Grossanlässe" genannt. Diese Veranstaltungen werden also höher gewichtet als das verfassungsmässige Recht auf freie Meinungsäusserung. Das ist undemokratisch. Wie soll eine gesellschaftlicher Diskurs stattfinden, wenn die Meinungsäusserungsfreiheit derart beschränkt wird zugunsten von uneingeschränktem Konsum? Die Alternative zu einem demokratischen gesellschaftlichen Diskurs ist Gewalt, das sollte man im Hinterkopf behalten.
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