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Erpressungen von Kunden des Zürcher Bordells Globe

Im Zürcher Sexmilieu wird erbittert um Vorherrschaft und die «besten Katzen» gekämpft.
Im Zürcher Sexmilieu wird erbittert um Vorherrschaft und die «besten Katzen» gekämpft.
Bild: sexclub globe

Erpressung von Freiern: Die neuste Masche im Zürcher Puff-Krieg

Dutzenden Freiern lief es letzte Woche kalt den Rücken runter: In einem anonymen Brief werden sie erpresst, innerhalb von fünf Tagen 2000 Franken auf ein Bitcoin-Konto zu überweisen – ansonsten würden kompromittierende Fotos veröffentlicht. Der Geschäftsführer des Sexclubs Globe vermutet die Konkurrenz hinter der Masche.
23.02.2016, 15:5224.02.2016, 15:32
Rafaela Roth
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Diskretion ist in diesem Business das höchste Gut. Freier und Prostitutierte finden lieber fernab vom Licht der Öffentlichkeit zusammen. Alles andere ist schlecht fürs Geschäft. 

Das machten sich letzte Woche die «Moralisten» zunutze. «Wir wissen, mit wem du wie lange für wie viel was gemacht hast», schreiben sie dutzenden Freiern im Raum Zürich und angeblich auch im Aargau. «Wir hoffen du leidest nicht an Gedächtnisschwund, sonst können wir deinem Gedächtnis mit ein paar Fotos nachhelfen», drohen die Moralisten weiter.  

Ausschnitt aus dem Schreiben der Erpresser.
Ausschnitt aus dem Schreiben der Erpresser.
Bild: telezüri

«Lächerlich!», findet Ingo Heidbrink, Besitzer des «Globe» in Schwerzenbach die Drohung. Mindestens 25 seiner Kunden waren betroffen. «Ich glaube nicht an Fotos. Handys sind bei uns verboten. Und auch wenn einer eines reingeschmuggelt hat, weiss man noch lange nicht, wer es ist, wenn man jemanden fotografiert», sagt Heidbrink.

Der oder die Täter hätten sich wohl lediglich Autonummern vor dem Club notiert. Von Heidbrink selber forderten die Moralisten 75'000 Franken. Bezahlen wird er nicht. Er hat Strafanzeige erstattet und Sicherheitspersonal für den Parkplatz eingestellt. 

Wer hinter den Erpressungen steckt, weiss er nicht. «Es ist alles möglich», sagt er. Sein Geschäftsführer Fritz Müller spekuliert: «Es könnte irgend eine Gruppierung sein, die im Rotlichtmilieu Geld machen will, oder die Konkurrenz.»

Kampf um die «besten Katzen»

Mit der Konkurrenz hat das «Globe» Erfahrung. Heidbrink ist einer der grössten Puff-Betreiber Zürichs und seit 12 Jahren im Geschäft – ein Geschäft, in dem Eifersucht weit verbreitet ist. «Heidbrink hat einfach die besten Katzen», sagt ein Schweizer Cabaret-Betreiber, der anonym bleiben will. Das wecke Begehrlichkeiten.

Am schlimmsten war der Krieg um die Vorherrschaft im Sexmilieu kurz vor und nachdem Heidbrink 2004 das neue Megabordell «Globe» eröffnete. Das Puff und ein halbes Dutzend weitere Sex-Etablissements wurden Opfer von Buttersäure-Attacken, die später den Hells Angels nachgewiesen wurden. Wenige Tropfen Buttersäure genügen, um eine Sanierung der Räumlichkeiten nötig zu machen. Einige Tage nach der Eröffnung wurde im «Globe» ein Brand gelegt. Auch wegen einer angeblichen Schutzgeld-Erpressung durch die Hells Angels wurde ermittelt. Heidbrink relativierte seine Aussagen diesbezüglich später aber so sehr, dass es nie zu einer Anklage kam. 

Als Auftraggeber für die Buttersäure-Anschläge stand der zweite grosse Puff-Besitzer Zürichs unter Verdacht. «Franz», wie er sich nennt. Ihm gehört unter anderem das «Aphrodisia» in Zürich und der Club «Life» und die «Bumsalp» in Dübendorf. Gemäss «Weltwoche» hätte die Fedpol ihn sogar überführen können. Bewiesen wurde aber nichts. Die Vorfälle hatten für ihn nie Konsequenzen.

Ein paar Jahre später tauchte sein Name aber wieder auf, als der Puff-Konkurrenzkampf ins Internet wanderte: 2008 wurden Websites von Sexclubs, kaum waren sie aufgeschaltet, per Hacker-Angriff, wieder lahmgelegt. Freier konnten sich nicht über das Angebot informieren und blieben fern, wie die Sonntagszeitung 2008 berichtete. Der Verdacht der Insider fiel wieder auf «Franz», aber auch hier kam es zu keinem Nachweis einer Straftat.

Angeblich auch Life-Kunden betroffen

Die Vermutung liegt nahe, dass es sich bei den aktuellen Erpressungen um eine weitere Runde im Puff-Konkurrenzkampf handelt. Dagegen spricht, dass auch rund um die Etablissements von Franz angebliche Freier-Adressen gesammelt und mit Erpresserbriefen eingedeckt werden. Der Besitzer des «Coconut», eine benachbarten Bar von «Franz'» Sexclub «Life», behauptet, er sei ebenfalls Opfer geworden: «Ich habe den Erpresserbrief aber sofort weggeschmissen», sagt der «Coconut»-Chef. Weil er nie im Puff war, mache er sich überhaupt keine Sorgen um Fotos. Er parkiere nur für die Arbeit in der Nähe. 

Ob auch Life-Kunden Briefe erhalten haben, will die Empfangsdame des Etablissements nicht sagen und «Franz» lässt über die Sekretärin der «Bumsalp» ausrichten, dass er nicht für Auskünfte zur Verfügung stehe. 

So oder so, für «Globe»-Besitzer Heidbrink ist die Situation zwar unangenehm, einen Kundenrückgang aufgrund der Drohung hat er bisher aber nicht bemerkt. Er macht sich wenig Sorgen: «Ein Mann wird durch seine Genetik ins Puff getrieben. Die ist stärker als Angstmacherei», sagt er. 

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7 Kommentare
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Namenloses Elend
23.02.2016 16:56registriert Oktober 2014
Meine Autonummer ist schon lange gesperrt beim Strassenverkehrsamt. Nicht, dass ich jetzt ins Puff gehe, aber wegen den ganzen pensionierten Bünzlis die Polizei spielen wollen. Es hat übrigens auch einige getroffen die beim Mexikaner essen waren und nur beim Puff parkiert haben. Hab da so ein lustiges Beispiel in einer anderen Zeitung gelesen von einem Typen der mit seiner Freundin in besagtem Restaurant essen war und auch einen Brief gekriegt hat. 😅
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