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Bundesrat: Deutliche Mehrheit der Schweiz will neue Zusammensetzung

Der Gesamtbundesrat mit Bundeskanzler Walter Thurnherr, den Bundesraetinnen Elisabeth Baume-Schneider und Karin Keller-Sutter, Bundesrat Guy Parmelin, Bundespraesident Alain Berset, Bundesraetin Viola ...
2 SP, 2 SVP, 2 FDP, 1 Mitte – bei der Bevölkerung kommt die aktuelle Zusammensetzung des Bundesrates schlecht an. Bild: keystone

Deutliche Mehrheit will Wechsel im Bundesrat – gleich 3 Varianten sind beliebter

69 Prozent der Bevölkerung wollen eine Veränderung der Zusammensetzung des Bundesrates. Dies zeigt eine repräsentative watson-Umfrage.
01.12.2023, 05:00
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Wahrscheinlich bleibt alles beim Alten. Wenn am 13. Dezember die Gesamterneuerungswahlen des Bundesrates anstehen, dürfte sich an der parteipolitischen Zusammensetzung des Gremiums nichts ändern. Alles andere käme einer politischen Sensation gleich.

Dies widerspricht jedoch deutlich dem Willen der Schweizer Bevölkerung, wie eine watson-Umfrage aufzeigt. Gleich drei Varianten sind beliebter als die aktuelle Zusammensetzung.

watson hat in Zusammenarbeit mit dem Sozialforschungsinstitut DemosCOPE in der Deutsch- und Westschweiz eine repräsentative Umfrage durchgeführt. Erstmals wurde die Bevölkerung zur Zusammensetzung des Bundesrates befragt, nachdem die neue Sitzverteilung im Parlament bekannt war.

Die Umfrage wurde zwischen dem 20. und 23. November durchgeführt. Teilgenommen haben 4115 Personen (mehr zur Methodik am Ende des Artikels).

Das sind die wichtigsten Erkenntnisse der Umfrage:

Deutliche Mehrheit will eine Veränderung

2 SVP, 2 FDP, 2 SP, 1 Mitte – so lautet die aktuelle Zusammensetzung des Bundesrates. 69 Prozent der Bevölkerung wünschen sich jedoch (eher) eine Veränderung. Nur gerade 30 Prozent sind (eher) für den Status quo.

Gross ist der Wunsch nach Veränderung bei den Wählerinnen der Grünen, der SP, der GLP und der Mitte. Wähler, die der SVP und FDP nahestehen, sind mit der aktuellen Zusammensetzung mehrheitlich zufrieden. Die Erklärung dafür ist einfach: Der rechtsbürgerliche Block bestehend aus FDP und SVP hat aktuell eine 4:3 Mehrheit.

Welche Zusammensetzung am beliebtesten ist

Wie soll der Bundesrat denn aufgestellt sein? In dieser Frage ist sich die Bevölkerung uneinig. Allerdings erhalten gleich drei Varianten mehr Zustimmung als die aktuelle Zusammensetzung. Ein zusätzlicher Mitte-, GLP- oder Grüne-Sitz auf Kosten der FDP sind bei der Bevölkerung beliebter.

Zur Erinnerung: Die Mitte hat im National- und Ständerat zwar mehr Sitze als die FDP, im Wähleranteil liegt sie jedoch leicht zurück. Würde die Mitte jedoch einen der beiden FDP-Sitze angreifen, gäbe es dafür durchaus Rückhalt in der Bevölkerung.

Die Umfrage zeigt auch, dass die Kandidatur des Grünen-Kandidaten Gerhard Andrey seine Berechtigung hat. Auch ein GLP-Bundesrat ist für die Befragten keine undenkbare Option. Würden sich also Grüne und GLP auf eine gemeinsame Kandidatur einigen, käme dies bei den Wählerinnen und Wählern nicht schlecht an.

Die Befragten konnten ihre Zustimmung auf einer Skala von 1 (überhaupt nicht zufriedenstellend) bis 5 (sehr zufriedenstellend) ausdrücken.

Fachliche Kompetenz am wichtigsten

Braucht es einen Städter? Oder braucht es einen Jungen? Herkunft, Alter und Geschlecht spielen bei Bundesratswahlen eine äusserst wichtige Rolle. Die Befragung hat aber aufgezeigt, dass der Bevölkerung vor allem ein Punkt wichtig ist: die fachliche Kompetenz.

Dies ist ein Denkzettel an die Parteien und an die vereinigte Bundesversammlung. Es gibt die Tendenz, dass nicht mehr die Besten, sondern die Harmlosesten aufs Ticket kommen und gewählt werden. Dabei will die Bevölkerung deutlich Ersteres.

Aufstockung ist unbeliebt

25 Prozent der Stimmen bei den Wahlen gingen an Parteien, die nicht im Bundesrat vertreten sind. Sie sind also nicht in der Landesregierung repräsentiert. Eine Möglichkeit, dass auch diese Wählenden eine Vertretung im Bundesrat erhalten, ist die Aufstockung des Gremiums auf neun Personen.

Bei der Bevölkerung kommt diese Idee jedoch nicht gut an. Eine Mehrheit ist dagegen. Am grössten sind die Sympathien bei den Wählerinnen und Wählern der SP. Anhängerinnen und Anhänger der SVP erteilen der Aufstockung hingegen eine deutliche Abfuhr.

Die Befragten konnten ihre Zustimmung auf einer Skala von 1 (überhaupt keine gute Idee) bis 5 (sehr gute Idee) ausdrücken.

Volkswahl ist unpopulär

Ein deutliches Resultat gibt es bei der Frage, ob das Volk den Bundesrat wählen soll. Die Befragten geben diesem Begehren, das in regelmässigen Abständen aufploppt, eine klare Absage. Nur gerade 25 Prozent finden eine Volkswahl eine gute Idee.

Bundespräsident soll keine vier Jahre bekommen

Aktuell wird der Bundespräsident oder die Bundespräsidentin für ein Jahr gewählt. Dann wird rotiert. Das scheint bei der Bevölkerung gut anzukommen. Von der Idee, den Bundespräsidenten für vier Jahre zu wählen, halten die Befragten wenig.

Zur Methodik
Die Umfrage wurde in Zusammenarbeit mit DemoSCOPE vom 20. bis am 23. November in deutscher und französischer Sprache durchgeführt. Nach erfolgter Datenbereinigung lagen 4115 auswertbare Interviews vor. Diese wurden mittels Propensity-Score-Gewichtung an eine unverzerrte Grundgesamtheit angepasst, um dem Selbstselektionsbias entgegenzuwirken und aussagekräftigere Resultate zu erzielen. Zusätzlich wurde eine Gewichtung der Ergebnisse anhand der Wahlbeteiligung vom Oktober 2023 vorgenommen. Unter der Annahme einer Zufallsstichprobe beträgt der maximale Fehlerbereich für Prozentangaben 2,0 Prozent. Die Umfrage wurde online auf watson.ch durchgeführt.
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165 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Tubel vom Dienst
01.12.2023 06:30registriert Januar 2021
Was für eine Überraschung, die Mehrheit der Wähler einer Partei die nicht im Bundesrat vertreten ist, wünscht sich, dass diese Partei im Bundesrat vertreten ist. Wer hätte das gedacht.
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Linus Luchs
01.12.2023 07:36registriert Juli 2014
Mir ist fast schon egal, ob Cassis von der Mitte, der GLP oder den Grünen abgelöst wird, Hauptsache die destruktive SVP/FDP-Mehrheit wird beendet.
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Schon gegangen
01.12.2023 08:36registriert August 2016
Interessant, dass die SVP am stärksten die Volkswahl begrüsst dabei schaffen es ihre Polteris selten durch Majorzwahlen…
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