Daniel Koch war zu Beginn der Pandemie – im Frühling 2020 – Leiter der Abteilung «Übertragbare Krankheiten» beim Bundesamt für Gesundheit (BAG). In dieser Rolle vertrat er die Bundesbehörde in der Öffentlichkeit. Seit Mai letzten Jahres ist er im Ruhestand. Die Corona-Lage im Land beobachtet der Arzt aber weiterhin genau und äusserte sich nun gegenüber Tamedia auch dazu, weshalb er weitere Massnahmen kritisch sieht.
Koch prognostiziert für die nächsten Tage einen weiteren Anstieg der Fälle. Denn beim Anstieg der Fälle über die Festtage müsse berücksichtigt werden, dass diese vor allem auf Erwachsene fallen, da in den Schulen während dieser Zeit keine Tests durchgeführt wurden. Und dass die Positivitätsrate bei den Tests allgemein gestiegen sei.
Allerdings betont er, dass den Fallzahlen zurzeit weniger Beachtung geschenkt werden sollte als den Hospitalisierungen. Denn:
Dies habe zum einen mit Omikron zu tun, aber auch mit der Tatsache, dass viele Menschen dank der Impfung oder einer bereits durchgemachten Erkrankung über eine Grundimmunität verfügten, die sie vor einem schweren Krankheitsverlauf schützt.
Koch sieht weitere Massnahmen kritisch. Denn diese sollten vor allem darauf abzielen, die ganz Alten und Vulnerablen zu schützen – so könnten die Hospitalisierungen am ehesten beeinflusst werden. Dies zum Beispiel, indem man 2G+ bei Besuchen in Alters- und Pflegeheimen einführe. Allerdings spricht er sich gegen ein «absolutes Besuchsverbot in Heimen» aus.
Koch macht seinen Standpunkt gegenüber den schärfsten Massnahmen in anderen Ländern im Tamedia-Interview klar:
Koch relativiert den Nutzen von Impfungen bei Kindern insofern, dass bei kleinen Kindern ein schwerer Verlauf äusserst selten sei. Eine durchgemachte Krankheit würde ebenfalls einen sehr guten Schutz bieten. Allerdings seien Impfungen bei Jugendlichen sinnvoll.
Koch setzt das Ende der Pandemie in einen globalen Kontext. Eine neue Realität wird sein, dass das Virus besonders in den kälteren Monaten zu einer Welle führen wird – allerdings mit tieferen Hospitalisierungen als aktuell.
Allerdings dürfe man den globalen Blick nicht verlieren. Für viele Menschen gehe es nämlich «um die nackte Existenz» und die Schweiz könne es sich leisten, da unter die Arme zu greifen.
(yam)
Endlich. Danke.