Thomas J. Mace Archer-Mills gibt dem SRF während der Hochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle Insights ins Königshaus. In Wahrheit heisst er Thomas Muscatello, stammt aus New York und lebt in Vermont.
Wie viele andere Medien haben auch die SRF-Infoflaggschiffe den Vorsitzenden der britischen Monarchisten-Vereinigung, Thomas J. Mace Archer-Mills, als Royals-Experte gefeatured. Doch der ist nicht, wer er vorgibt zu sein.
Rund um die Vermählung der US-Schauspielerin Meghan Markle mit dem britischen Prinzen Harry war er ein gefragter Mann: Thomas J. Mace Archer-Mills, als Vorsitzender der British Monarchist Foundation ausgewiesener Royals-Spezialist und -experte.
Gegenüber einem norwegischen TV-Sender mahnte er an, dass Markle sich zurücknehmen und sicherstellen müsse, «dass die Traditionen und Werte, die wir als britisches Volk haben, immer im Vordergrund stehen». Im Interview mit einem US-Sender riet er Markle aus der Ferne, «keine Mitglieder des Königshauses gegen sich aufzubringen». Adrett und very british gekleidet gab er entlang der Route der Kutschenfahrt des Brautpaares den Royal-Experten und gab Interview um Interview, Einschätzung um Einschätzung.
Thomas J. Mace Archer-Mills Tommy aus den USA
Busy on Castle hill.. reporting away for the #RoyalWedding @toryshulman @chrisshipitv @SchaumburgLippe @TheRoyalExpert @MarkISutherland @BMSF_UK @cpecq pic.twitter.com/Fzul6pLpIT
— Thomas J. Mace-Archer-Mills (@ThomasJMMADM) May 19, 2018
Auch SRF holte Thomas J. Mace Archer-Mills anlässlich der Royals-Hochzeit vor die Kamera, denn er ist immer gut für ein knackiges Quote und liebt Markle-Bashing.
Zwei Tage vor der Hochzeit sagte er gegenüber «10vor10»: «Sie muss noch lernen, den Mund zu halten. Sie ist eine selbsternannte Feministin. Das tun wir hier nicht, wir machen die Dinge ruhig und mit Würde.» Das Quote geht seit gestern Abend durch die Weltmedien. Aus unerfreulichem Grund.
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Denn Archer-Mills Einschätzungen sind bei SRF beliebt. Bereits anlässlich des 70. Hochzeitstages der Queen vergangenen Dezember und weiteren Gelegenheiten gab Archer-Mills der «Tagesschau» des SRF seine Einschätzung zur Lage des Königshauses und der Nation zum Besten.
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Bei SRF ist man not amused über den Royal-Hochstapler: «Wir ärgern uns sehr, dass wir diese Person für einen Experten gehalten haben», sagt SRF-Sprecher Stefan Wyss. Dieser sei sehr professionell und mit einem grossen Wissen aufgetreten und habe weder bei SRF noch bei vielen anderen Medien einen Verdacht geweckt.
Als Sofortmassnahme nimmt SRF alle online verfügbaren Beitrage zur Hochzeit von Harry und Meghan mit diesem «Experten» vom Netz. «Zudem werden wir auf unserer Website ein Korrigendum aufschalten.» (amü)
Wie Recherchen des «Wall Street Journal» (WSJ) nun zeigen, ist der britische Chefmonarchist Archer-Mills gar nicht der britische Chefmonarchist Archer Mills, sondern ein kommuner Amerikaner.
Er heisst Thomas «Tommy» Muscatello, ist 38 Jahre alt und stammt aus Upstate New York, wo er nahe an der Grenze zu Vermont aufgewachsen ist. Mit den Recherchen des WSJ konfrontiert, weigerte sich Muscatello, seine Nationalität offenzulegen und gab stattdessen an, die britische Lebensweise schon von klein auf bewundert und verinnerlicht zu haben.
Er habe schon früh einen britischen Akzent angenommen, Konversationen mit Freunden konsequent mit dem Ausspruch «God save the Queen!» beendet und fühle sich seit jeher mehr als Brite denn als Amerikaner.
Sein falscher Name setze sich aus verschiedenen Namensteilen von Freunden und Bekannten zusammen, ausserdem habe er eine Übereinkunft mit zwei älteren britischen Staatsbürgern, die er «Grossvater und Grossmutter» nennen dürfe.
Nebst dem Vorsitz seiner British Monarchist Foundation engagiert sich Muscatello auch sonst in der Wissensvermittlung rund um die Royals. So hat er auch ein Buch veröffentlicht über die Trinkgewohnheiten in Buckingham Palace mit dem Titel «Their Majesties’ Mixers – when they reign, they pour». Darüber hinaus bezeichnet sich Muscatello auch als Präsident des «Centre for British Royal Studies», dessen Publikationsliste sich laut WSJ auf von Muscatello selbst verfasste Biographien beschränkt.
Gegenüber dem Guardian beschwerte sich Muscatello über den journalistischen Vertrauensbruch des WSJ. Dieses habe ihn mit einer falschen Interview-Anfrage hintergangen und danach auch noch die Fakten falsch dargestellt.
Muscatellos Vater hingegen bestätigte die Recherchen des WSJ: «Mein Sohn sagte zu mir: ‹Dad, eines Tages will ich nach England auswandern und Teil von allem werden, was dort abgeht.›» (thi)
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