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Bist du eher Front-Kämpfer oder Cüpli-Helfer? 11 Retter-Typen und was sie für Flüchtlinge tun
Fast schon haben wir uns an die Bilder der täglich ankommenden Flüchtlinge gewöhnt. An die von Schwimmwesten übersäten griechischen Strände, an die schwarzen Gummiboote. Und noch immer werden die Körper derer angeschwemmt, die es nicht an Land schaffen. Die Tragödie ist noch nicht zu Ende geschrieben. Und die Integration der Menschen, die nach Europa kommen, wird eine Mordsaufgabe für alle von uns.
Was du als Normalsterblicher konkret tun kannst, erfährst du in drei einfachen Schritten:
- Wähle in der unten stehenden Grafik den Helfer-Typ aus, der dir am ehesten entspricht.
- Lies unter der gewählten Nummer, wer du bist und was für Hilfsmöglichkeiten du hast.
- Tu wenn möglich etwas von dem, was da steht.
Mobile User einfach auf das Bild klicken, dann wird das Ganze gross und mächtig.
Der Front-Kämpfer
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Das ist der Mensch der Tat. Der sein wohliges Leben aufgibt und vor Ort Hilfe leistet. Der Frontkämpfer ist der grösste Idealist von allen Flüchtlingshelfern und entweder selbständig erwerbend, arbeitslos, reich oder jung und frei von Existenzdruck. Oder alles zusammen.
Auf Lesbos engagieren sich zum Beispiel die Helfer um Michael Räber, der Leiter des privaten Projekts Schwizerchrüz. Sie retten Flüchtlinge, die in Seenot geraten. Sie entsorgen die Gummiboote und Schwimmwesten und verteilen die ankommenden Hilfsgüter.
bild: twitter/simonhelbling
>> Für weitere Projekte vor Ort kannst du dir hier die Liste der Schweizerischen Flüchtlingshilfe (SFH) ansehen.
Der Organisator
Dieser Typ stellt aus eigenem Antrieb ein Projekt auf die Beine. Das sind oft Studenten mit einer Vision oder Mütter mit einer Vision. So wie zum Beispiel diese Dame: Simone Maurer aus Rütihof.
Sie hat Mini Decki ins Leben gerufen, denn: «Jedes Kind auf der Flucht braucht eine eigene Decke die wärmt, schützt und ihm ein Zuhause gibt auf der langen, unsicheren Reise.»
bild: minidecki
Auch Materialspenden (Kinderbettwäsche, Baumwollstoffe) werden gerne entgegengenommen und Menschen mit grossem Auto gesucht, die die Decken zu den Kindern fahren.
Hierhin kannst du die fertige Decke schicken: «mini Decki», postlagernd, 5406 Rütihof
Email: minidecki@gmx.ch
Facebook: mini Decki
Homepage: mini Decki
Der Freiwilligen-Dienstler

Dieser Typus engagiert sich freiwillig für verschiedene Arten der Integrationshilfe. Er gibt an Samstagnachmittagen Sprachkurse für Flüchtlinge, begleitet sie auf die Ämter, spielt mit ihnen Fussball, betreut Kinder oder fährt Hilfsgüter dahin, wo sie gebraucht werden.
In Basel:
Basel hilft mit ist ein Projekt, das mit einer einmaligen Kleiderspende für Flüchtlinge begonnen hat und mittlerweile zum Ansprechpartner der Asylzentren in Basel geworden ist: Sie liefern nur das, was wirklich gebraucht wird. Spenden, freiwillige Autofahrer, Events-Organisatoren und -Helfer, alles Mögliche ist hier willkommen.
Email: baselhilftmit@gmail.com
Tel.: 079 104 21 28
Facebook: Basel hilft mit
Besseres Deutsch durch Begegnung ist ein Integrationsprojekt von GGG Benevol. Hier werden die Freiwilligen mit einem fremdsprachigen Migranten zusammengebracht, um einmal wöchentlich ein bisschen zusammen zu plaudern, ins Kino zu gehen, etc.
Email: info@ggg-benevol.ch
Tel.: 061 261 74 24
Das Pilot-Projekt Offener Hörsaal richtet sich an Studenten der Uni Basel und Flüchtlinge mit akademischem Hintergrund. Diese sollen am Hörerprogramm teilnehmen können, das knapp 500 Veranstaltungen in Deutsch, Französisch und Englisch umfasst. Im Frühlingssemester 2016 geht's los. Als «Buddy» wirst du einen Flüchtling während der ganzen Vorlesungs-Zeit begleiten und unterstützen.
Email: info@offener-hoersaal.ch
Facebook: Offener Hörsaal
In Bern:
Theaterflucht ist ein Projekt des SCI Schweiz, das Spielnachmittage (Theater, Tanz, Malen) für Kinder aus asylsuchenden Familien und für Kinder aus der Schweiz organisiert. Sie finden immer am ersten Samstag des Monats im Durchgangszentrum Lyss-Kappelen statt.
Email: theaterfluchtlyss@scich.org
Tel.: Natalie, 031 331 05 93
Caritas Bern setzt Freiwillige im Bereich der Flüchtlingsbegleitung ein. Deutsch lehren, das Krankenkassen-System erklären, Begleitung bei der Wohnungssuche, auf diesen Gebieten wirst du eingesetzt.
Frau Brigitte Raviele, Sachbearbeitung Fachstelle Freiwilligenarbeit Tel.: 031 378 60 33 oder 031 378 60 00
Email: b.raviele@caritas-bern.ch
Details zum Einsatz findest du hier.
In Zürich:
Das Solinetz setzt sich dafür ein, der Fremdenfeindlichkeit und den Verurteilen gegenüber Flüchtlingen etwas entgegenzusetzen. Deshalb ermöglicht es Begegnungen zwischen Einheimischen und Flüchtlingen in den Bereichen Deutschunterricht, Mittagstisch, Öffentlichkeitsarbeit und organisiert Besuche im Ausschaffungsgefängnis.
Willst du dich nützlich machen, findest du hier den Anmeldetalon.
Email: info@solinetz.ch
Tel.: Alexandra Müller, 043 541 65 74
Facebook: Solinetz Zürich
Der Föderverein cocomo sucht laufend Leute, die Migranten den beruflichen Einstieg erleichtern. Hier kannst du dich melden, wenn du einem Flüchtling Nachhilfe in Deutsch oder anderen Fächern geben willst.
Email: info@cocomo.ch
Tel.: 043 366 64 00
Facebook: cocomo
Das AOZ Programm TransFair vermittelt Kontakte zwischen Flüchtlingen und Personen, die schon länger in der Schweiz leben und sich freiwillig einmal pro Woche engagieren möchten.
Tel.: 044 415 66 72
Hier findest du den Fragebogen für interessierte Freiwillige, den du per E-Mail an transfair@aoz.ch schicken kannst.
>> Ist dein Kanton nicht dabei? Hier kannst du dir die Projekt-Liste der Schweizerischen Flüchtlingshilfe ansehen.
Der Heim-Geber
Der Heim-Geber hat viel Platz. Im Herzen und in seiner Wohnung. Und darum nimmt er einen Flüchtling bei sich zu Hause auf. Der typische Heim-Geber gehört dem gehobenen Mittelstand an und verfügt über ein Gästehaus oder mehrere Gästezimmer. Oder er ist Student und will eine WG mit jemandem gründen, der aus einem anderen Kulturkreis stammt.
Gastfamilien-Projekt der Schweizerischen Flüchtlingshilfe (SFH) in den Kantonen Aargau, Bern, Genf und Waadt
Der Projekt-Leiter Stefan Frey hustet mir ins Telefon, als ich ihn anrufe. Er ist krank. Und überarbeitet: In Bern gestalte sich die Sache schwierig, weil die herrschende Asylpolitik den Asylsuchenden die Teilnahme am SFH-Projekt praktisch untersage. Im Aargau verkompliziere die Gemeindeautonomie die Vermittlung der Leute. In der Westschweiz laufe das Projekt aber wie geschmiert: «Jede Woche werden Leute platziert.» Und wie immer vorbildlich verhalte sich Basel. «Ein Musterbeispiel für gelungene Integration», lobt Frey die Stadt am Rheinknie. Die GGG (Gesellschaft für das Gute und Gemeinnützige) habe ein Mandat vom Kanton erhalten und vermittle nun erfolgreich Gastfamilien für Flüchtlinge.
Dein Angebot kannst du online auf der Projekt-Homepage machen.
Tel.: 031 370 75 75
Email: info@fluechtlingshilfe.ch
Facebook: Schweizerische Flüchtlingshilfe
Wegen stark steigender Nachfrage kann es zurzeit zwei bis drei Monate dauern, bis die SFH deine Anfrage bearbeiten kann.
GGG Basel – Gastfamilien für Flüchtlinge
Die GGG sucht Familien, aber auch Einzelpersonen und Paare in Basel-Stadt, die einem oder mehreren Flüchtlingen während mindestens neun Monaten ein Zuhause bieten.
Tel.: 075 413 99 65
Email: info@ggg-fluechtlinge.ch
Hier findest du das Anmeldeformular.
«Wegeleben» in den Kantonen Bern, Zürich, Aargau, Basel und Fribourg
Die Berner Gian Färber und Méline Ulrich haben wegeleben im letzten Sommer aus dem Boden gestampft. Sie konzentrierten sich auf die Vermittlung von WGs in Bern, sie erhielten aber so viele Reaktionen aus anderen Kantonen, dass sie sich zur Expansion entschlossen.
«Mittlerweile sind insgesamt 25 WGs entstanden», erzählt uns Gian. Seit Beginn des Projektes würden sie mehr «Newcomers» (so nennen sie geflüchtete Menschen) kennen, die in eine WG wollen, als WGs, die sich bei ihnen melden. Das heisst also:
Die Schwierigkeit sei wahrscheinlich, den Leuten klar zu machen, dass es einfach nur darum gehe, einen neuen Mitbewohner zu finden, sagt Gian. «Wir erhalten von WGs, die wir anschreiben, oft die Rückmeldung, dass sie keine Zeit für Betreuungsaufgaben hätten.» Genau darum geht es aber in diesem Projekt nicht.
>> Ist dein Kanton nicht dabei? Diese Liste zeigt dir, wohin du dich in deiner Heimat wenden musst.
Der Einmalige
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Der Einmalige will nur ein einziges Mal helfen – eventuell aufgrund eines Neujahrsvorsatzes –, aber er möchte sich emotional nicht allzu fest reinhängen. Deshalb sind für ihn diese Projekte interessant:
Mittagstisch in St.Gallen
Der Mittagstisch findet von Montag bis Freitag um 12.00 Uhr im Solidaritätshaus statt. Gemeinsames Kochen mit und für Flüchtlinge.
Flüchtlinge in Bern zum Essen einladen
Die kirchliche Kontaktstelle für Flüchtlingsfragen in Bern organisiert Essen mit Flüchtlingen. Die aktuelle Anmeldefrist läuft bis zum 30. April 2016. Danach stellt die KKF den Kontakt zwischen Gastgebern und Gästen her. Anmeldungen aus dem ganzen Kanton Bern sind willkommen.
Einfach den Anmeldetalon ausfüllen und an invitation@kkf-oca.ch oder die Postadresse KKF, Effingerstrasse 55, 3008 Bern, schicken.
Mittagstisch Bern
Der Mittagstisch findet jeden Donnerstag um 12 Uhr im grossen Saal der Pfarrei St. Marien (Wylerquartier) statt.
Tel.: 031 991 39 29
E-mail: info@solidaritaetsnetzbern.ch oder direkt an die verantwortliche Sozialarbeiterin christiannevallat@yahoo.fr
Gemeinsam Znacht Zürich
Auch Solinetz vermittelt kochende Zürcher und zu bekochende Flüchtlinge.
Einfach online den Anmeldetalon ausfüllen und absenden.
Email: info@gemeinsamznacht.ch
Facebook: Gemeinsam Znacht
Der Kleider-Spender
bild: heiligenlexikon
Der Kleider-Spender denkt sich: Jetzt spende ich all den Bettel, den ich nicht mehr brauche. Dann kann sich sein Kleiderschrank auch wieder sehen lassen – und es ist endlich Platz da für neue Sachen. Das ist natürlich eine feine Sache. Nur ist es so, dass momentan viele Hilfswerke und Organisationen, die Sachspenden in der Schweiz koordinieren, gar keine weiteren Spenden mehr annehmen können. Der Kleider-Spender-Typus muss also massig vertreten sein.
Das bedeutet nicht, dass niemand mehr auf Spenden angewiesen ist. Nur sollte man sich damit direkt an eine Asylunterkunft in seiner Nähe wenden und mit den zuständigen Leuten abklären, woran wirklich Bedarf besteht.
>> Immer noch keine Ahnung, wohin du dich wenden sollst? Hier findest du die Liste für jeden Kanton.
Eine weitere Option ist Give & Need. Diese Plattform bringt Schweizer, die Sachen zu verschenken haben, mit Flüchtlingen und Asylsuchenden zusammen, die Kleider, Spielsachen, Velos, Computer, Handys oder Küchengeräte brauchen.
Der Event-Hipster
Dem Event-Hipster ist es sehr wichtig, dass er während seiner guten Tat gesehen wird. Deshalb organisiert er den Hilfseinsatz als Event, der auch andere Hipster anziehen soll, die beim Helfen gesehen werden sollen. Vor dem Prosecco-Anstich lädt der Event-Hipster rasch eine Bananenschachtel randvoll mit alten Unterhosen in das Körbchen seines Fixies und radelt damit zum Asylzentrum.
Der Facebook-Poster
Dieser Typus ist ausschliesslich in der Social-Media-Welt aktiv. Er postet Bilder und Artikel über die Flüchtlingsdebatte. Er teilt diesen Artikel. Oder diesen. Oder sowas wie diesen hier. Und den. Er ist der Medien-Helfer, überzeugt davon, die Welt mit seinen Beiträgen zu einem besseren Ort zu machen. Er hat sich allerdings schon lange nicht mehr nach draussen getraut, um nachzuschauen, ob sein Tun auch wirklich Früchte trägt.
Der Kulturelle
bild: rohit Chawla, india Today
Der Kultur-Typ beschäftigt sich auf intellektuelle Weise mit der Flüchtlings-Problematik. Er geht ins Theater, an Lesungen, an Podiumsdiskussionen. Für den Kulturellen ist das ganze Migrationsphänomen des frühen 21. Jahrhunderts eine globale und deshalb dermassen komplexe Angelegenheit, dass ihm zuerst einmal auf intellektueller Ebene beigekommen werden muss.
bblackboxx ist eine künstlerische Manifestation an der Grenze von Basel zu Deutschland. Hier wird das Grenzgebiet, die Ausschaffung, die Ausgrenzungspolitik zum Thema.
Wer selbst etwas zum Grenzgebiet organsieren will, kann sich per Mail an almut.rembges@riseup.net melden.
Facebook: bblackbboxx
Der Gleichgültige

Der Gleichgültige hat vom Flüchtlingsdrama noch nicht wirklich viel mitgekriegt. Er ist mit Whatsapp-Chats beschäftigt und googelt seit acht Monaten, wo es die Winterjacke in der Farbe gibt, die er sich wünscht. Verdammt schwer, dieses Ding in crèmefarbig zu finden.
Der Flüchtlings-Hasser
«Geht alle wieder nach Hause», ist die Haltung des Flüchtlingshassers. Er lebt meist in einer kleinen Gemeinde, deren Finanzen im Lot sind, was sich möglicherweise ändern könnte, sollte man einen Asylbewerber unterbringen müssen. Man weiss es zwar nicht, weil man es noch nie gemacht hat, aber sicher ist sicher. Etwas Unvorstellbareres, als dass ein Gemeindebudget aus dem Lot geraten könnte, bloss weil andere Leute aus einem Krieg flüchten wollen, gibt es für den Flüchtlingshasser nicht.