Am Wochenende stimmen wir über das «Bundesgesetz über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien» ab. Mit den Massnahmen soll das Klimaziel «Netto Null» bis 2050 erreicht werden. Darin geht es natürlich auch um Solarstrom. Bei einer Annahme des Gesetzes müssen auf jedes neue Gebäude mit mindestens 300 Quadratmetern Fläche Solarpanels.
In den letzten Wochen wurde immer wieder auch über Grossprojekte bei Grengiols oder Gondo diskutiert und beim Flughafen Bern-Belp soll in den nächsten Jahren die grösste Solaranlage der Schweiz auf einer Fläche von 250'000 Quadratmetern entstehen.
Doch das ist alles Zukunftsmusik. Wir haben die aktuell grösste Solaranlage der Schweiz besucht. Sie befindet sich in Onnens VD am südlichen Ende des Neuenburger Sees. Um die Grösse zu fassen und die Anlage zu sehen, wandert man am besten auf einen der besten Aussichtspunkte der Region (siehe Wanderroute ganz unten).
Denn wenn man so durch das 500-Seelendorf Onnens spaziert, sieht man natürlich nicht auf die Dächer. Aber: Hinter dem Dorf thront die vorderste Jura-Reihe. Auch wenn vieles bewaldet ist, sticht eine felsige Passage heraus. Von dort oben hat man sicher eine grossartige Aussicht.
Der Aufstieg im Wald ist steil. Aber tatsächlich werden die Mühen belohnt. Bei Sur la Roche sitzt du genau oberhalb der Felskante. Eine Feuerstelle, Sitzbänke und die grandiose Aussicht auf den südlichen Teil des Neuenburger Sees und bis weit in die Alpen wartet. Traumhaft.
Weit unten sehe ich auch Onnens und ein wenig ausserhalb die Lagerhallen, auf welchen sich die Solaranlage befindet. 55'000 Quadratmeter ist die Modulfläche gross, das entspricht circa acht Fussballfeldern. Eine Fläche, praktisch gleich gross wie das Dorf selbst.
Seit Dezember 2016 liefern die rund 30'000 Panels Strom für 2300 Haushalte. Mit einer maximalen Leistung von 8,3 Megawatt wird hier so viel Strom aus Sonnenenergie erzeugt wie sonst nirgends im Land.
Nach dem Abstieg stosse ich noch auf unerwartete Relikte. Erst komme ich an den vier Menhiren von Corcelles vorbei. Die bis zu zweieinhalb Meter hohen Steine wurden wohl rund 4500 Jahre vor Christus hier platziert (einer ist nicht mehr original).
Wenige Meter weiter auf der anderen Seite der Autobahn steht der Dolmen von Praz Berthoud. Beim Bau der A5 wurde dieser im Jahr 2000 von einem Bulldozer freigelegt. Er wurde dann rund 40 Meter versetzt und hier mit fünf Originalsteinen und drei Nachbearbeitungen wieder aufgebaut. Diese Steintische sind die einfachste Form von Megalith-Grabstätten. In der näheren Umgebung wurden weitere prähistorische Relikte gefunden. Ich besuche sie dann mal, wenn ich mehr Zeit habe.
Denn so schön die Reise in die Vergangenheit ist, es geht zurück in die Gegenwart und ich erreiche wenig später Onnens. Gemäss dem EnergieReporter wird hier rund 60 Prozent des Solarpotenzials genutzt – keine Schweizer Gemeinde hat einen höheren Wert. Landesweit liegt der Schnitt bei knapp unter zehn Prozent.
Die Anlage hier wurde im Dezember 2016 ans Stromnetz angeschlossen. Heute gehört sie der Chasseral Solar AG, welche wiederum zu 80 Prozent der Birseck Solar AG und zu 20 Prozent der Swiss Solar City AG gehört. Das Dach ist für 25 Jahre gemietet.
Doch warum entstand die Anlage gerade hier? Meinrad Schmidlin, Asset Manager bei der Aventron AG (Hauptbesitzerin der Birseck Solar AG), sagt auf Anfrage: «Die Dimensionen der Halle sind sicher ein guter Grund. Die Region ist zudem sehr sonnig, darum wird dort ja auch guter Wein produziert. Aber es werden PV-Anlagen auf allen möglichen Dächern und in allen Regionen erstellt.»
Der Solarboom ist auch für ihn offensichtlich: «Alle wollen eine Photovoltaik-Anlage, vor allem die Industrie und das Gewerbe.» Die Schweiz hat im europäischen Vergleich auch Aufholpotenzial. 2023 deckte die Schweiz fast 10 Prozent des Stroms mit Solarenergie ab.
Gemäss Swisssolar wird 2024 rund 6 TWh Solarstrom produziert werden. In diesem Jahr soll damit ein weiteres Marktwachstum von mindestens 10 Prozent folgen. Die Anlage in Onnens wird mit ihren 8,3 MWp (Megawatt Peak) aber bald nicht mehr die grösste der Schweiz sein. Auch Aventron verfolgt unter anderem ein Projekt mit 10 MWp. Die Aussicht von Sur le Roche wird aber grandios bleiben.
Wenn der Lebensraum um hochgestellte Panels nutzbar bleibt , so profitiert die Umwelt unterm Strich.
Der Mont Soleil ist ein schönes Beispiel.