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Erneuerbare Energie in der Schweiz: Diese Gemeinde produziert am meisten

Une vue aerienne de la conduite forcee "Peroua-Condemines" qui travers le hameau des Condemines au-dessus de Riddes lors d'une visite de presse apres la remise en service des installati ...
Im Oktober 2023 wurde diese Druckleitung nach sechs Jahren Unterbruch bei Nendaz von der Grande Dixence wieder in Betrieb genommen.Bild: keystone

Diese Gemeinde produziert am meisten erneuerbaren Strom – und so sieht es bei dir aus

Erneuerbare Energien sind in aller Munde – und sorgen vielerorts für Kontroversen. Doch wo wird überhaupt am meisten erneuerbarer Strom produziert? Diese Gemeinden sind die Schweizer Vorreiter.
14.03.2024, 19:0615.03.2024, 14:07
Reto Fehr
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Wasser, Sonne, Wind, Biomasse oder Kehricht: Aus allen fünf Bereichen kann Strom hergestellt werden – und das wird in der Schweiz auch gemacht. Aber welche Gemeinde trägt wie viel bei?

Der «Energie Reporter» von Energie Schweiz und geoimpact, dem Förderprogramm des Bundes im Bereich Energie, liefert in diesem Jahr erstmals die entsprechenden Resultate. Seit 2021 zeigt er die Entwicklungen der Energiewende in den Gemeinden und Kantonen der Schweiz, ab sofort auch mit dem Bereich «erneuerbare Stromproduktion». Die Werte wurden basierend auf einem Modell mithilfe von künstlicher Intelligenz erarbeitet. Dazu werden schweizweite Mess- und Produktionsanlagedaten verwendet.

Erneuerbare Stromproduktion pro Kopf

Die schweizweit durchschnittliche erneuerbare Stromproduktion pro Jahr und Person liegt aktuell bei 4.8 Megawattstunden (MWh). Zur Einordnung: Ein Zwei-Personen-Haushalt verbraucht pro Jahr etwa 3.5 MWh. Die höchste pro-Kopf-Produktion hat die Gemeinde Ferrera GR mit 3971.8 MWh pro Jahr und Person. Die tiefste Produktion weisen die vier Gemeinden (Rongellen, Simplon, Linescio, Bosco/Gurin) mit 0 MWh pro Jahr und Person auf.

Die relevantesten Einflussfaktoren für die Produktion von erneuerbarem Strom sind die Art und Grösse der Produktionsanlagen auf dem Gemeindegebiet sowie die Einwohnerdichte.

Pro Kopf schneiden bei der erneuerbaren Stromproduktion jene Gemeinden am besten ab, die mit Wasserkraft viel Strom produzieren, aber sehr wenige Einwohner ausweisen. Darum liegt hier Ferrera mit der Kraftwerke Hinterrhein AG an der Spitze.

Gemeinden mit der höchsten erneuerbaren Stromproduktion pro Kopf:

  1. Ferrera GR: 3971 MWh
  2. Zwischbergen VS: 2969 MWh
  3. Guttannen BE: 2448 MWh
  4. Personico TI: 1146 MWh
  5. Innertkirchen BE: 1076 MWh
  6. Göschenen UR: 984 MWh
  7. Törbel VS: 983 MWh
  8. Russin GE: 854 MWh
  9. Soazza GR: 729 MWh
  10. Wassen UR: 683 MWh

Gesamte erneuerbare Stromproduktion

Blicken wir auf die absoluten Zahlen, hüpft Nendaz VS auf Rang 1. Der Grund liegt auf der Hand. Von der Grande Dixence wird das Wasser in Fionnay turbiniert und dann zur Zentrale in Nendaz weitergeleitet.

Während die meisten Gemeinden in der Top-10-Liste von einem Stausee profitieren, kommt das zweitplatzierte Rheinfelden dank des Flusskraftwerks auf seine hohe Stromproduktion. Die Stromproduktion mit Wasser ist deutlich die ertragreichste.

Gemeinden mit der höchsten erneuerbaren Stromproduktion:

  1. Nendaz VS: 2'568'339 MWh
  2. Rheinfelden AG: 1'249'960 MWh
  3. Innertkirchen BE: 1'148'360 MWh
  4. Scuol GR: 1'011'519 MWh
  5. Glarus Süd GL: 793'129 MWh
  6. Cevio TI: 725'348 MWh
  7. Biasca TI: 666'584 MWh
  8. Riddes VS: 659'613 MWh
  9. Sils im Domleschg GR: 636'073 MWh
  10. Breil/Brigels GR: 635'948 MWh

Strom aus Wasserkraftwerken

Blicken wir nur auf Strom aus Wasserkraftwerken, verändert sich an den Gemeinden in den Top 10 nichts – ausser dass die Zahlen etwas tiefer liegen. Insgesamt tragen bisher 611 der 2134 Schweizer Gemeinden einen Anteil zur Stromproduktion mithilfe von Wasser bei.

Gemeinden mit der höchsten Stromproduktion aus Wasserkraftanlagen:

  1. Nendaz VS: 2'565'684 MWh
  2. Rheinfelden AG: 1'241'192 MWh
  3. Innertkirchen BE: 1'147'901 MWh
  4. Scuol GR: 1'009'748 MWh
  5. Glarus Süd GL: 789'001 MWh
  6. Cevio TI: 725'057 MWh
  7. Biasca TI: 662'997 MWh
  8. Riddes VS: 657'880 MWh
  9. Sils im Domleschg GR: 636'015 MWh
  10. Breil/Brigels GR: 634'275 MWh

Strom aus Photovoltaikanlagen

Mit 2128 Gemeinden tragen praktisch alle Gemeinden der Schweiz etwas zur Stromproduktion mithilfe der Sonne bei. Auf den vordersten Plätzen liegen hier grössere Städte, welche auch entsprechende Dachflächen für grosse (und viele) Anlagen bieten.

Gemeinden mit der höchsten Stromproduktion aus Photovoltaikanlagen:

  1. Zürich: 40'859 MWh
  2. Winterthur ZH: 29'784 MWh
  3. Basel: 23'648 MWh
  4. St.Gallen: 20'799 MWh
  5. Bern: 20'291 MWh
  6. Bellinzona TI: 16'979 MWh
  7. Thun BE: 16'924 MWh
  8. Frauenfeld TG: 14'934 MWh
  9. Lausanne VD: 14'696 MWh
  10. Mendrisio TI: 14'592 MWh

Strom aus Windkraftanlagen

Beim Wind sind (bisher) deutlich weniger Gemeinden aktiv. Nur deren 32 produzieren Strom aus Windkraft. Die meisten liegen dabei im Berner Jura mit dem Windpark auf dem Mont-Crosin und Mont-Soleil.

Gemeinden mit der höchsten Stromproduktion aus Windkraftanlagen:

  1. Villeret BE: 35'228 MWh
  2. Courtelary BE: 26'672 MWh
  3. Saint-Imier BE: 21'640 MWh
  4. Muriaux JU: 17'226 MWh
  5. Martigny VS: 13'653 MWh
  6. Cormoret BE: 10'065 MWh
  7. Airolo TI: 9376 MWh
  8. Saint-Brais JU: 9212 MWh
  9. Obergoms VS: 6770 MWh
  10. Andermatt UR: 5299 MWh

Strom aus Biomasseanlagen

Aus Biomasse wird in der Schweiz in gut 250 Gemeinden Strom produziert. Deutlich an der Spitze liegt hier Domat/Ems. Auf dem Werksgelände der Ems-Chemie AG wurde 2006 ein Biomasse-Kraftwerk in Betrieb genommen. Das Chemieunternehmen kann so fossile Brennstoffe substituieren und die CO₂-Bilanz markant verbessern.

Auf Rang 2 folgt Aarberg mit einem grossen Holzkraftwerk, welches vor allem Energie für die Verarbeitung von Zuckerrüben liefert. Auch in Frauenfeld (Rang 3) ist ein grösseres Holzheizkraftwerk in Betrieb.

Gemeinden mit der höchsten Stromproduktion aus Biomassenanlagen:

  1. Domat/Ems GR: 80'078 MWh
  2. Aarberg BE: 67'460 MWh
  3. Frauenfeld TG: 65'353 MWh
  4. Wallisellen ZH: 47'007 MWh
  5. Sisseln AG: 45'725 MWh
  6. Basel: 44'612 MWh
  7. Bern: 37'375 MWh
  8. Galgenen SZ: 29'524 MWh
  9. Vétroz VS: 29'038 MWh
  10. Küssnacht SZ: 25'894 MWh

Strom aus Kehrichtverbrennungsanlagen

29 Gemeinden produzieren Strom als Nebenprodukt der Kehrrichtverbrennung. Mit dem in den Kehrichtöfen erzeugten Dampf wird eine Turbine mit Generator angetrieben, womit sich die Energie des Dampfes in elektrischen Strom umwandeln lässt. Auf der folgenden Karte sehen wir also, wo in der Schweiz Kehrichtverbrennungsanlagen stehen. Die grösste Energie wird in Root von Kehrichtverbrennungsanlage Renergia gewonnen.

Gemeinden mit der höchsten Stromproduktion aus Kehrichtverbrennungsanlagen:

  1. Root LU: 80'659 MWh
  2. Zuchwil SO: 57'102 MWh
  3. Hinwil ZH: 50'268 MWh
  4. Monthey VS: 46'409 MWh
  5. Bellinzona TI: 44'940 MWh
  6. Winterthur ZH: 44'727 MWh
  7. Aire-la-Ville GE: 38'216 MWh
  8. Buchs AG: 35'993 MWh
  9. Zürich: 35'945 MWh
  10. Thun BE: 33'865 MWh
So wird die Stromproduktion berechnet
Der Wert umfasst die Stromproduktion aus Wasserkraft-, Solastrom-, Windkraft-, Biomasse- und Kehrichverbrennungsanlagen, wobei bei Kehrichtverbrennungsanlagen nur die Hälfte des gesamthaft produzierten Stroms als erneuerbar gezählt wird.

Derzeit sind keine öffentlichen Messdaten zur Stromproduktion für alle Produktionsanlagen oder alle Gemeinden in der Schweiz verfügbar. Daher muss mit einem Modell gearbeitet werden. Die hier angegebenen Werte basieren auf einem Modell, das schweizweit oder kantonal gemessene Stromproduktion pro Technologie auf die einzelnen Gemeinden aufteilt. Die Verzögerungszeit des gemessenen erneuerbaren Stromproduktion beträgt ca. 1.5 Monate.

Der Wert «Erneuerbare Stromproduktion» wird monatlich aktualisiert. Die zugrundeliegenden Datenquellen haben unterschiedliche Aktualisierungsintervalle.

Hier gibt es ausführlichere Informationen.
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54 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Bennno
14.03.2024 21:45registriert April 2018
Die interessanteste Grafik fehlt, nämlich der PV-Strom pro Einwohner. Solange PV primär auf Dächer gebaut wird, ist logisch, dass in Gemeinden mit mehr Einwohnern, und somit tendenziell auch mehr Dächern, mehr PV-Strom produziert wird. Wie aktiv die Gemeinde ist, würde erst mit der Angabe pro Kopf sichtbar. Im Gegensatz zu Wasser, Kehricht, Biomasse und Wind sind bei Photovoltaik ausserdem die technischen Potenziale pro Kopf am ehesten vergleichbar.
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Badener
14.03.2024 20:20registriert März 2017
Was hier auffält ist, wie sehr wir von den Leistungen unserer Vorgänger profitieren, (Wasserkraft) und wie wenig aktuelle Techniken (Solar/Wind) eingeführt werden. Gschämmig.
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Puki
14.03.2024 19:29registriert August 2019
Es ist kläglich wenig und wir kommen leider nur sehr sehr lamgsam vorwärts. Wo ist nur die innovative und zukunftsgerichtete Schweiz gebliben?
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