Garanto, die Gewerkschaft des Zollpersonals, vermeldet einen unerwarteten Abgang an der Spitze. «Nach dem überraschenden Rücktritt von Zentralpräsidentin Sarah Wyss auf den 15. Juli übernimmt ein Co-Präsidium ad interim», so beginnt eine Medienmitteilung vom Mittwoch. Sarah Wyss, Basler SP-Nationalrätin, ziehe sich nach «nach Differenzen mit dem Zentralvorstand über das weitere Vorgehen und über die Einschätzung der Transformation» zurück. Es übernehmen vorerst die bisherigen Vizepräsidenten.
In einem offenen Brief an die Gewerkschaftsmitglieder begründet Wyss, weshalb sie ihr Amt nach nur anderthalb Jahren zurücklegt. Es stehe eine Phase an, in der sich der Zentralvorstand mehr Härte und Vehemenz wünsche, schreibt Wyss. «Dieser konfrontative Kurs ist nicht meiner und ich halte ihn auch nicht für zielführend.»
Wyss zählt als prägende Auseinandersetzungen ihrer Amtszeit viele Konflikte auf, die auf die Figur und das Wirken des umstrittenen Ex-Zolldirektors Christian Bock zurückgehen: Die Diskussionen um den Sozialplan, Vereinbarungen zum Waffentragen und Streit um ein neues Berufsbild.
Trotz Bocks Abgang nach der Departementsübernahme von Karin Keller-Sutter seien noch nicht alle Narben verheilt. Im offenen Brief schreibt Wyss, dass sich die Sozialpartnerschaft in den letzten Monaten in eine positive Richtung entwickelt habe. Sie sei im Gegensatz zum Zentralvorstand überzeugt, auf diesem Weg «am meisten für die Anliegen der Mitarbeitenden tun zu können.»
«Die künftigen Herausforderungen werden gross sein», prognostiziert Wyss. So seien für die kommenden Jahre einschneidende Sparmassnahmen beim Bund geplant, die Zollgesetzesrevision und mögliche Anpassungen im Bereich des Berufsbildes stellten weitere Aufgaben dar.
Es sind Aufgaben, die Sarah Wyss angesichts des Wunschs des Zentralvorstands nach einem härteren Stil nicht selber übernehmen will. Dieser Konflikt um das richtige Auftreten der Zollgewerkschaft gegenüber dem Bund tritt nicht zum ersten Mal zutage. Bereits unter Wyss' Vorgänger im Garanto-Präsidium, dem früheren SP-Parteichef und jetzigen Post -Verwaltungsratspräsidenten Christian Levrat, wünschte sich ein Teil der Gewerkschaftsbasis ein forscheres Auftreten (aargauerzeitung.ch)