Schweiz
Uri

Stau am Gotthard: Bundesrat Albert Rösti macht überraschendes Angebot

KEYPIX - Bundesrat Albert Roesti spricht waehrend der Wintersession der Eidgenoessischen Raete, am Dienstag, 9. Dezember 2025 im Staenderat in Bern. (KEYSTONE/Anthony Anex)
Verkehrsminister Albert Rösti spricht im Ständerat.Bild: KEYSTONE

Stau am Gotthard: Bundesrat Albert Rösti macht überraschendes Angebot

Der Ständerat lehnt einen Einheimischenbonus auf Kantonstrassen entlang der Nord-Süd-Achse ab. Doch die kleine Kammer zeigt Verständnis für die Anliegen der staugeplagten Urner – und der Verkehrsminister steht bereit, um Probleme zu lösen.
09.12.2025, 15:2209.12.2025, 15:22
Kari Kälin / ch media

Früher stauten sich die Autos vor dem Gotthardtunnel vor allem an Ostern, Pfingsten und in den Sommerferien. Mittlerweile ist die Verkehrsüberlastung notorisch. Von Mitte Juli bis Mitte Oktober standen die Fahrzeuge sogar fast täglich Schlange. Kein Wunder, landet das Thema immer wieder auf der politischen Traktandenliste.

«Es gibt keine Ausweichrouten wie im Flachland.»
Josef Dittli (FDP)

Am Dienstag war der Ständerat am Zug. Auf dem Programm stand die Motion «Schaffung der gesetzlichen Grundlagen zur Verbesserung des Verkehrsmanagements auf den Nord-Süd-Achsen». Was sich technisch anhört, ist im Prinzip einfach: Viele Touristen biegen auf die Kantonsstrassen ein, um den Stau zu umgehen. Damit die Urner und Tessiner (und die Bündner entlang der San-Bernardino-Route) aber nicht vom Durchgangsverkehr ausgebremst werden, sollen die betroffenen Kantone ihre Strassen entlang der Nord-Süd-Transitachsen für den Ausweichverkehr abriegeln dürfen. Das Ziel: Kantonsstrassen blieben bei Verkehrsinfarkten den Einheimischen und dem Gewerbe vorbehalten.

Heidi Z'graggen: «Wir brauchen Taten»

Der Ausweichverkehr sei nicht mehr tragbar, sagten Josef Dittli (FDP) und Heidi Z'graggen (Mitte), die den Kanton Uri in der kleinen Kammer vertreten. Sie warnten, dass Feuerwehr, Polizei und Krankenwagen im Ernstfall wegen der auswärtigen Stauflüchtlinge nicht mehr rechtzeitig ans Ziel kämen. Den Einwand, es würden alle Dämme brechen, weil auch die Kantone im Mittelland ihre Strassen sperren könnten, liess Dittli nicht gelten – weil die Topografie in den Alpentälern ganz anders sei: «Es gibt keine Ausweichrouten wie im Flachland.» Das Tirol und das Bundesland Bayern würden ihre Dörfer an Wochenenden bereits mit Durchfahrverboten schützen. Und Heidi Z'graggen mahnte, blosses Verständnis für die staugeplagten Anwohner reiche nicht mehr: «Wir brauchen Taten.»

Heidi Z'graggen, Mitte-UR, meldet sich zu Wort, an der Herbstsession der Eidgenoessischen Raete, am Donnerstag, 25. September 2025 im Staenderat in Bern. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)
Für Heidi Z'graggen ist die Verkehrssituation im Kanton Uri nicht mehr tragbar.Bild: KEYSTONE

Im Nationalrat kam der Vorstoss im Mai mit 101 zu 92 Stimmen durch. Der Ständerat hingegen versenkte ihn am Dienstag mit 21 zu 18 Stimmen.

Pascal Broulis (FDP/VD) wandte ein, das Stauproblem sei kein exklusives Problem der Nord-Süd-Transitachse. Kommissionssprecherin Andrea Gmür (Mitte/LU) sagte, die Engpässe seien nicht den fehlenden gesetzlichen Grundlagen, sondern der Überlastung in Spitzenzeiten geschuldet. Und Verkehrsminister Albert Rösti erklärte, die Kantone könnten Durchgangsstrassen gemäss geltendem Recht bereits zeitweise sperren. Allerdings habe der Bund das Recht, eine solche Anordnung zu überprüfen und allenfalls aufzuheben. Der SVP-Bundesrat zerstreute Befürchtungen, solche Prozesse seien zu langsam. Überraschend bot er seine eigenen Dienste als Verkehrsflussmanager an: «Ich stelle mich persönlich zur Verfügung, wenn es Probleme gibt.» (aargauerzeitung.ch)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
78 Kommentare
Dein Kommentar
YouTube Link
0 / 600
Hier gehts zu den Kommentarregeln.
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Rannen
09.12.2025 15:34registriert Januar 2018
Hier wird seit Jahren geschlafen und was man den Anreihnern an Verkehr zumutet ist absolut nicht tragbar. Eine Gotthard Gebühr wäre eine Faire längst fällige Lösung
6311
Melden
Zum Kommentar
avatar
ABWESEND
09.12.2025 15:29registriert September 2024
"Ich stelle mich persönlich zur Verfügung, wenn es Probleme gibt."

aber was ist nun die Lösung?
391
Melden
Zum Kommentar
avatar
Bennno
09.12.2025 15:38registriert April 2018
Schaut doch nach Birsfelden, wo sie es auch geschafft haben, mit einer Mindestaufenthaltsdauer im Quartier den Durchgangsverkehr zu verhindern, oder mit einer „Maut“ in Form einer Busse zu belegen.
Wer unten ohne UR-Schild auf die Kantonsstrasse rein- und oben frühestens nach 4 Stunden wieder rausfährt, bezahlt nichts, alle andern eine „Maut“ von CHF 200.- zuhanden der Urner Staatskasse.
Und wenn jemand vier Stunden in einem Restaurant Pause macht, bringt er immerhin lokale Wertschöpfung im Gegensatz zu denjenigen, die einfach durchfahren ohne einen Rappen auszugeben.
417
Melden
Zum Kommentar
78
Schweizer Restaurants und Campingplätze sperren Kinder aus – das steckt hinter dem Trend
Wenn Kinder mehr Lärm machen als sie Geld einbringen, sei es klar, dass es irgendwann «Adults-Only»-Angebote gebe, sagt Soziologin Katja Rost. Und plädiert trotzdem für mehr Durchmischung.
Nur für Erwachsene: Im Wellness, im Hotel oder im Café liegen «Adults Only»-Zonen im Trend. Die Nachfrage danach steigt, auch in der Schweiz. Jüngst gab etwa ein Café in Aarau bekannt, dass Kinder dort nur noch ab 14 Jahren erwünscht seien. Nun zieht ein Campingplatz im Berner Oberland nach: Mit der neuen Saison soll er im Frühling 2026 zum ersten kinderfreien Camping der Schweiz werden. Weshalb sind Kinderverbote plötzlich im Trend?
Zur Story