27 Jahre lang besuchte Bill Browder das WEF in Davos. Doch dieses Jahr ist der bekannte Anti-Putin-Aktivist nicht offiziell dabei. «Die Organisatoren haben den Ticketpreis für mich verdreifacht», sagt Browder gegenüber watson. «Jetzt müsste ich 250'000 US-Dollar bezahlen, um teilzunehmen. Das ist eine absurde Gebühr für einen Menschenrechtsaktivisten. Das will ich nicht bezahlen.»
Der US-Amerikaner gilt als einer der mächtigsten Widersacher des russischen Präsidenten Wladimir Putin. So gilt Browder als Vater des sogenannten «Magnitsky Act», der 2012 von Barack Obama in Kraft gesetzt wurde. Dieser erlaubt es den USA, ausländische Regierungsvertreter zu sanktionieren, die als Menschenrechtsverletzer gelten.
Mit seiner Firma Hermitage Capital Management war Browder zwischen 1995 und 2006 einer der grössten ausländischen Investoren in Russland. Dadurch verdiente der US-Amerikaner ein Vermögen. The Guardian schätzte, dass Browder im Jahr 2006 zwischen 125 und 150 Millionen Pfund mit seinen Geschäften einnahm.
Doch die Beziehung zwischen Russland und Browder verschlechterte sich Mitte der Nullerjahre, als der Geschäftsmann die Korruption in der russischen Wirtschaft anprangerte. «Als Resultat wurde ich aus Russland ausgewiesen», erzählt Browder. «Meine Vermögenswerte wurden eingefroren und mein Anwalt Sergej Magnitsky wurde verhaftet, gefoltert und getötet.»
Nach dem Mord habe er sein Leben als Geschäftsmann aufgegeben und sich dafür engagiert, dass Magnitsky und weitere Opfer Gerechtigkeit erfahren würden, so Browder. «In den vergangenen 14 Jahren ging ich als Menschenrechtsaktivist nach Davos und nicht mehr als Investor.» Dabei habe er jeweils eine Teilnahmegebühr von etwa 75'000 US-Dollar bezahlt. «Der Hauptzweck meiner Reisen nach Davos bestand darin, die russische Regierung wegen ihrer kriminellen Handlungen herauszufordern.»
Bis 2021 waren die Russen gern gesehene Gäste in den Bündner Bergen, obschon sie 2014 die Krim-Halbinsel völkerrechtswidrig annektierten. «Das WEF rollte den Russen den roten Teppich aus, das ist eine Schande», ärgert sich Browder im Gespräch mit watson. «Für mich war das ekelhaft. Ich sah, wie die Mörder stolz durch die Hallen des Forums liefen und als ehrenhafte Gäste empfangen wurden.» Er habe das WEF deswegen immer wieder kritisiert, auch dessen Gründer Klaus Schwab.
Für Browder ist deswegen klar: «Das WEF wollte mich nicht mehr als Mitglied haben, weil ich ein unangenehmer Gast bin. Deshalb haben sie den Preis für mich erhöht.»
Nach Davos gereist ist Browder trotzdem. Er trifft sich mit wichtigen Leuten und versucht, der Ukraine im Krieg gegen Russland zu helfen. Sein Ziel: «Ich will, dass die 350 Milliarden US-Dollar der russischen Zentralbank, welche eingefroren sind, dazu verwendet werden, die Ukraine wieder aufzubauen und zu verteidigen.»
Making progress with @kiraincongress Ukrainian MP on seizing the $350 billion of Russian central bank reserves held in the West for the defence and reconstruction of Ukraine. Very productive talks in Davos pic.twitter.com/Tfqu3KTZmC
— Bill Browder (@Billbrowder) January 16, 2023
Dafür habe er am Montagabend ein Abendessen organisiert, an dem ukrainische Parlamentarierinnen und mehrere Aussenminister, wie Litauens Gabrielius Landsbergis, teilgenommen hätten. Browder gibt sich kämpferisch und meint: «Nur weil ich die Kongresshallen nicht betreten darf, heisst das nicht, dass ich keinen Einfluss mehr habe.»
watson hat das WEF mit den Vorwürfen Browders konfrontiert. Die Organisatoren gaben innerhalb der gegebenen Frist jedoch keine Antwort.
Aus meiner Sicht ist das nicht möglich, denn Russland hat so ziemlich alle Roten Linien überschritten und gehört über Jahre geächtet.
Natürlich sollen bei einem solchen Forum vor Allem relevante Persönlichkeiten eingeladen werden., die etwas relevantes zu sagen haben.
Aber DAS ist ein völliges Armutszeugnis für das WEF und bezeichnend für den Gastgeber - Hauptsache, die Kohle stimmt.
Noch schlimmer, wenn Russen in diesem Jahr eingeladen waren. ..
Daumen runter.