Schweiz
Winter

Trotz faulen Lehrern und Snapchat – Die Jugend strömt wieder ins Skilager

Eine Gruppe Snowboarderinnen aus dem Jugendskilager (JUSKILA) tobt sich am Mittwoch, 3. Januar 2007, im frischen Pulverschnee in Lenk aus. Bereits zum 66. Mal findet in der ersten Januarwoche das trad ...
Eine Gruppe Snowboarderinnen beim Jugendskilager in der Lenk.Bild: KEYSTONE

Bergbahnen freuen sich: Die Jugend strömt wieder ins Skilager

Der Winter kann kommen! Die Gründer einer Schneesport-Initiative glauben, den jahrelangen Abwärtstrend gestoppt zu haben.
05.11.2017, 07:2305.11.2017, 11:32
Philipp Felber und Niklaus Vontobel / Schweiz am Wochenende
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Skilager schienen der Jugend verleidet zu sein. Ihre Zahl schwand jahrelang dahin, wie der Naturschnee neben den Kunstschneepisten für die Talabfahrten. Eine nationale Statistik hat die Schweiz zwar nie geführt. Aber die verfügbaren Indikatoren liessen keinen anderen Schluss zu: sinkende Verkaufszahlen von Bergbahnen und Skiverkäufern; Gruppenunterkünfte, die früher im Winter durchgehend ausgebucht waren, aber heute in der Hochsaison noch leere Betten haben. Skilager steckten in den 1980er-Jahren fest.

Das wollten die Bergbahnen ändern. Sie gründeten die Schneesport-Initiative «Gosnow», zu der heute auch die Skischulen gehören, die Wintersportindustrie, kantonale Behörden und das Bundesamt für Sport. Ihre gemeinsame Analyse: Skilager sind nicht passé. Sie sind bloss vielen Lehrern zu aufwendig geworden und zu riskant. Ein Unfall genügt, und die Eltern laufen schon Sturm. An diesem Punkt setzt «Gosnow» an. Ein Schneesportlager soll sich mit drei Klicks mit der Computermaus organisieren lassen, oder mit einem einzigen Telefonanruf.

Jetzt auf

«Gosnow» gibt es nun seit vier Jahren. Und bislang scheint sich die Analyse zu bestätigen. «Dieses Jahr werden wir voraussichtlich rund 110 Skilager vermitteln können, für 4000 Kinder. Letztes Jahr waren es 70 Lager und etwa 3000 Kinder», sagt Ole Rauch, Geschäftsführer von «Gosnow». «Wir glauben, dass wir damit den Abwärtstrend gestoppt haben oder zumindest auf gutem Weg dazu sind.»

Durchhaltewille gefragt

Die Bergbahnen freuen sich. «Die Initiative hat ein Ziel bereits erreicht: Sie hat einen Gegentrend ausgelöst. Skilager sind heute kein Auslaufmodell mehr», sagt Ueli Stückelberger, Direktor von Seilbahnen Schweiz. Diese Wende zeige sich deutlich an den Rückmeldungen von Lehrern. «Die Lehrer freuen sich, dass sie Skilager dank ‹Gosnow› mit drei Klicks organisieren können. Verfehlt findet diese Initiative niemand.»

Ski instructor and ski pupils of Swiss Snow Sport School Muerren-Schilthorn AG during a skiing lesson on a slope in the Muerren-Schilthorn ski area in the canton of Berne, Switzerland, pictured on Mar ...
Eine Gruppe Skischüler in Mürren. Bild: KEYSTONE

Stückelberger ist zuversichtlich, dass «Gosnow» in den nächsten Jahren noch deutlich mehr Skilager organisieren wird. In der föderalistischen Schweiz würden die Dinge immer etwas länger dauern, da brauche es etwas Durchhaltewillen. «Gosnow»-Geschäftsführer Rauch glaubt, die Voraussetzungen dafür seien gut. «Wir haben die Hürden abgebaut. Ein Skilager in den Bergen ist zum Beispiel nicht mehr teurer als eine Herbstwoche im Mittelland.»

SBB werben für saisonale Aktion

Auch dank der Unterstützung der öffentlichen Verkehrsbetriebe. Die SBB machen eifrig Werbung für eine saisonale Aktion, die im Rahmen der Schneesport-Initiative «Gosnow» läuft. Für bloss 10 Franken können Schülerinnen und Schüler ins Skilager reisen und wieder zurück. Dasselbe Angebot gilt auch bei eintägigen Schneesporttagen. Von Schaffhausen nach Zermatt und zurück. Von der Aktion der SBB haben im letzten Jahr, als die Aktion das erste Mal durchgeführt wurde, bereits 11'500 Schülerinnen und Schüler Gebrauch gemacht. «In diesem Jahr rechnen wir damit, dass nochmals 10 Prozent mehr das Angebot nützen», sagt eine Sprecherin.

Ein Rest an Unsicherheit bleibt indessen noch. «Wir wissen schlicht nicht, wie viele Schneesportlager schweizweit organisiert wurden, dieses Jahr oder vor zehn Jahren. Wir haben bloss unsere eigenen Zahlen», sagt Rauch. Andererseits sieht er noch viele Möglichkeiten für «Gosnow». «Wir haben die Infrastruktur beieinander, um ein Mehrfaches der heutigen Lager zu vermitteln. Wir müssen unser Angebot bloss noch bekannter machen.» Noch würden viele Lehrer und Schulen «Gosnow» nicht kennen. 

Der Titel ursprüngliche Titel des Artikels lautete: «Trotz faulen Lehrern und Snapchat – Die Jugend strömt wieder ins Skilager». Er wurde in abgeändert in «Bergbahnen freuen sich: Die Jugend strömt wieder ins Skilager»
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25 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Loeffel
05.11.2017 09:53registriert Oktober 2016
@watson: lieb gemeinte konstruktive Kritik von mir: Wenn ihr einen Artikel extern bezieht (was absolut ok ist) und den Text 1:1 übernimmt, dann würde ich vorsichtig sein beim Titel ändern. Ihr habt den Titel "Watson-ized" - aber den Text nicht. Titel ist frech und provokativ, der Text hingegen rockt etwa so stark wie ein Celine Dijon Song. Der absolut saubere faktenbasierte Text passt einfach nicht zum Titel mit den faulen Lehrern und Snapchatdrama - und hinterlässt beim gemeinen Leser unnötige Fragezeichen am Sonntagmorgen 🤓
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Skeletor82
05.11.2017 09:20registriert Juli 2017
Was für eine Frechheit! Diese Titelsetzung! Wisst Ihr was Pädagogen für Arbeit leisten in einem Skilager? Organisation der Unterkunft, Budgetplanung bzgl Essen, Ausrüstung, ausgebildete Ski-Snowboardleiter finden, Programmplanung, Einteilung der Gruppen, Reorganisieren, etc.

Unzählige Überstunden, hohe Verantwortung und vieles mehr.

Schwach, sackschwach, diesen Titel bar jeder Logik und Statistik so zu setzen.

Nachsitzen - am Besten als Hauptverantwortlicher eines Skilagers.
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Turist
05.11.2017 09:20registriert März 2016
Die Lehrer sind nicht faul, sie wagen sich aber nicht mehr an sowas heran.
Wenn was passiert (Unfälle können passieren) gehen Eltern auf die Lehrer los. Zudem wird man auch nicht entlöhnt, obwohl man die Verantwortung für 24 Kids 24 h über 5 Tage trägt. Auch Begleitpersonen werden schlecht bezahlt. Aber ohne gehts nunmal nicht.

Bei uns haben schon Eltern reklammiert, weil man mit der Klasse Eislaufen geht.
Es sei unverantwortlich, ihr Kind könne sich ja verletzen usw.

Einmal mehr sind nicht die Lehrer, sondern die Gesellschaft das Problem.

Ist bloss Selbstschutz der Lehrer.
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