Skilager schienen der Jugend verleidet zu sein. Ihre Zahl schwand jahrelang dahin, wie der Naturschnee neben den Kunstschneepisten für die Talabfahrten. Eine nationale Statistik hat die Schweiz zwar nie geführt. Aber die verfügbaren Indikatoren liessen keinen anderen Schluss zu: sinkende Verkaufszahlen von Bergbahnen und Skiverkäufern; Gruppenunterkünfte, die früher im Winter durchgehend ausgebucht waren, aber heute in der Hochsaison noch leere Betten haben. Skilager steckten in den 1980er-Jahren fest.
Das wollten die Bergbahnen ändern. Sie gründeten die Schneesport-Initiative «Gosnow», zu der heute auch die Skischulen gehören, die Wintersportindustrie, kantonale Behörden und das Bundesamt für Sport. Ihre gemeinsame Analyse: Skilager sind nicht passé. Sie sind bloss vielen Lehrern zu aufwendig geworden und zu riskant. Ein Unfall genügt, und die Eltern laufen schon Sturm. An diesem Punkt setzt «Gosnow» an. Ein Schneesportlager soll sich mit drei Klicks mit der Computermaus organisieren lassen, oder mit einem einzigen Telefonanruf.
«Gosnow» gibt es nun seit vier Jahren. Und bislang scheint sich die Analyse zu bestätigen. «Dieses Jahr werden wir voraussichtlich rund 110 Skilager vermitteln können, für 4000 Kinder. Letztes Jahr waren es 70 Lager und etwa 3000 Kinder», sagt Ole Rauch, Geschäftsführer von «Gosnow». «Wir glauben, dass wir damit den Abwärtstrend gestoppt haben oder zumindest auf gutem Weg dazu sind.»
Die Bergbahnen freuen sich. «Die Initiative hat ein Ziel bereits erreicht: Sie hat einen Gegentrend ausgelöst. Skilager sind heute kein Auslaufmodell mehr», sagt Ueli Stückelberger, Direktor von Seilbahnen Schweiz. Diese Wende zeige sich deutlich an den Rückmeldungen von Lehrern. «Die Lehrer freuen sich, dass sie Skilager dank ‹Gosnow› mit drei Klicks organisieren können. Verfehlt findet diese Initiative niemand.»
Stückelberger ist zuversichtlich, dass «Gosnow» in den nächsten Jahren noch deutlich mehr Skilager organisieren wird. In der föderalistischen Schweiz würden die Dinge immer etwas länger dauern, da brauche es etwas Durchhaltewillen. «Gosnow»-Geschäftsführer Rauch glaubt, die Voraussetzungen dafür seien gut. «Wir haben die Hürden abgebaut. Ein Skilager in den Bergen ist zum Beispiel nicht mehr teurer als eine Herbstwoche im Mittelland.»
Auch dank der Unterstützung der öffentlichen Verkehrsbetriebe. Die SBB machen eifrig Werbung für eine saisonale Aktion, die im Rahmen der Schneesport-Initiative «Gosnow» läuft. Für bloss 10 Franken können Schülerinnen und Schüler ins Skilager reisen und wieder zurück. Dasselbe Angebot gilt auch bei eintägigen Schneesporttagen. Von Schaffhausen nach Zermatt und zurück. Von der Aktion der SBB haben im letzten Jahr, als die Aktion das erste Mal durchgeführt wurde, bereits 11'500 Schülerinnen und Schüler Gebrauch gemacht. «In diesem Jahr rechnen wir damit, dass nochmals 10 Prozent mehr das Angebot nützen», sagt eine Sprecherin.
Ein Rest an Unsicherheit bleibt indessen noch. «Wir wissen schlicht nicht, wie viele Schneesportlager schweizweit organisiert wurden, dieses Jahr oder vor zehn Jahren. Wir haben bloss unsere eigenen Zahlen», sagt Rauch. Andererseits sieht er noch viele Möglichkeiten für «Gosnow». «Wir haben die Infrastruktur beieinander, um ein Mehrfaches der heutigen Lager zu vermitteln. Wir müssen unser Angebot bloss noch bekannter machen.» Noch würden viele Lehrer und Schulen «Gosnow» nicht kennen.