«Zurzeit nicht lieferbar.»
Diese Worte waren für Anina, die anonym bleiben möchte, ein Schock. Seit die 28-Jährige vor drei Jahren die Diagnose ADHS erhalten hat, kommt sie dank Medikamenten im Alltag besser zurecht.
Das Medikament Elvanse aus der Gruppe der Amphetamine ist zu ihrem täglichen Begleiter geworden. «Ich muss das Arzneimittel durchgehend nehmen, damit der Körper nicht durcheinanderkommt», sagt Anina. Denn nach einer Einnahmepause spüre sie die Nebenwirkungen des Medikaments für einige Tage stärker als sonst.
Das heisst konkret: Übelkeit, die den ganzen Tag andauert, innere Unruhe die ganze Nacht, nicht nur beim Einschlafen, mehrmals täglich aufkommende Magenkrämpfe.
Seit über sechs Monaten ist das Medikament, das Anina zur Behandlung von ADHS einnimmt, nicht mehr lieferbar. Verfügbar ist das Medikament nur in höheren Dosierungen.
Aus Angst vor noch stärkeren Nebenwirkungen versuchte Anina, auf andere, tief dosierte Präparate auszuweichen. Doch diese vertrug ihr Körper nicht. «Mit anderen Medikamenten fühlte ich mich niedergeschlagen, depressiv, ich schlief schlecht oder brachte vor Übelkeit und Appetitlosigkeit über mehrere Tage kaum einen Bissen runter.» Ihr blieb also nichts anderes übrig, als sich auf eine höhere Dosierung ihres bisherigen Medikaments einzulassen.
Auch die erhöhte Dosis Elvanse führt bei ihr zu stärkerer Übelkeit und Appetitlosigkeit. «Aber wenigstens verfalle ich nicht in depressive Stimmung.» Und: Wenigstens könne sie so arbeiten. In einem lauten Grossraumbüro funktionieren.
Kolleginnen und Kollegen, die sie mehrmals in einer Stunde bei der Arbeit unterbrechen, die sich neben ihr laut unterhalten oder nur schon mit klackenden Schuhen an ihr vorbeilaufen, all das könnte sie ohne ein Medikament kaum aushalten. «Am Ende des Tages wäre ich dadurch so überreizt, dass ich auch kaum noch Energie hätte, um Hobbys nachzugehen, den Haushalt zu machen oder nur schon mich bettfertig zu machen.»
Ein Lichtblick gibt es für Anina derzeit nicht. Die Medikamentenverfügbarkeiten können sich pharmaSuisse zufolge von Tag zu Tag ändern. Der Schweizerischer Apothekerverband bestätigt, dass gerade die Verfügbarkeit von AD(H)S-Medikamenten momentan erschwert ist.
Somit haben sich auch die ADHS-Präparate in die Liste der über 900 Medikamenten eingereiht, die derzeit nicht oder nicht mehr verfügbar sind. Eine Besserung der Lage ist nicht in Sicht. Das Problem der Versorgungsengpässe bei Medikamenten ist mittlerweile ein weltweites Thema, das uns noch sehr lange beschäftigen wird, steht im Bericht von pharmaSuisse.
Die Suche nach meist teureren alternativen Medikamenten sei mit sehr viel Aufwand verbunden. Die Arzneimittel zu importieren, sei mehrheitlich keine Option, da diese auch im Ausland fehlen. Viele Apotheken hätten indes damit begonnen, Medikamente selbst herzustellen – zum Beispiel, indem sie aus Wirkstoffen tiefere Dosierungen herstellen.
Bei dem Medikament von Anina ist dies allerdings nicht möglich, da es sich um eine Pulverkapsel handelt, die so konzipiert ist, dass die Wirkung einige Stunden anhält.
Anina bleibt also nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass ihr Medikament bald wieder lieferbar ist.
ADHS Medis sind Stimulanzien ja, aber in einer niedrigen Dosierung. Hast du kein ADHS mag das gefühlt etwas den Antrieb steigern.
Mit ADHS ist das nicht so, es macht sogar entspannter. Weniger innere und äussere Unruhe, kein Gedankenrasen ect. Endlich mal Ruhe im Kopf. Natürlich steigert es somit die Leistung des Betroffenen, aber weil er sich konzentrieren kann, nicht weil er high ist.
Mit der unbehandeltem ADHS ist die Gefahr einer Suchterkrankung um ein Vielfaches erhöht ( Selbstmedikation).
Auch bei vielen Gefängnis Insassen liegt ein ADHS vor.