Schweiz
Wissen

Scroll dich durch deinen Alltag: So viel CO₂verbrauchst du an einem Tag

Die Rauchsaeulen von Kaminen im Morgendlichen Gegenlicht, fotografiert am Donnerstag, 19. Januar 2023 in Bern. (KEYSTONE/Christian Beutler)
Zu viel CO₂: Das Heizen mit fossilen Brennstoffen wirkt sich stark auf unser Klima aus. Bild: KEYSTONE

Scroll dich durch deinen Alltag: So viel CO₂ verbrauchst du an einem Tag

Bis 2050 soll der CO₂-Ausstoss massiv reduziert werden und die Schweiz klimaneutral sein. Das erfordert von allen Bemühungen – Tag für Tag. Doch wie stark belastet unser Alltag das Klima wirklich? Eine kleine Reise vom Morgenkaffee bis zum Wäschewaschen.
20.07.2023, 06:0524.07.2023, 09:00
Mehr «Schweiz»

Wir sind CO₂-Schleudern. 2022 erreichten wir, wieder einmal, einen neuen Höchstwert. Die CO₂-Emissionen stiegen um 321 Millionen Tonnen CO₂, fast ein Prozent mehr als im Vergleich zum Vorjahr. Wir sind aber auch Gewohnheitstiere. Unser Alltag und der damit verbundene CO₂ Ausstoss verläuft grösstenteils gleich. Doch wie viel CO₂ stossen wir dabei eigentlich aus? Und wo haben wir das grösste Potenzial, unseren ökologischen Fussabdruck zu verbessern?

Wo wir am meisten CO₂ ausstossen

Der persönliche CO₂-Ausstoss wird in der Regel in Kategorien eingeteilt. Daraus können wir eine grobe Aufteilung unserer Emissionen errechnen. Die Daten stammen von myclimate, basierend auf einem Bericht des Bundesamts für Umwelt.

So weit die Kategorien. Wie aber sieht es konkret aus? Wo stossen wir CO₂ aus, wenn wir am Morgen aus dem Bett fallen und erst mal für Helligkeit – in der Wohnung und im Kopf – sorgen müssen?

Starten wir unseren Tag und schauen etwas genauer, wo wir CO₂ ausstossen – und wie viel. Zur Veranschaulichung sind die einzelnen Tätigkeiten in die obigen Kategorien eingeteilt. Der CO₂-Rechner zeigt dir zudem, wie viel wir schon verbraucht haben.

Wo wir im Alltag CO₂ ausstossen

7:00 Uhr - Strom

Guten Morgen

Wir starten den Tag und sorgen als Erstes für etwas Licht im Dunkeln. Durchschnittlich brennt das Licht rund 4 Stunden, was einen CO₂-Ausstoss von 30g ergibt.

Lichtschalter

30g CO₂

Durchschnitt

30g CO₂

Durchschnittlich brennt das Licht rund 4 Stunden, was einen ungefähren CO₂-Ausstoss von 30g ergibt.

7:15 Uhr - Ernährung

Kaffee & Tee

Wir sind noch nicht ganz Wach. Hier die Rechnung für eine Tasse Kaffee oder Tee.

Kaffee

50g CO₂

Tee

40g CO₂

Durchschnitt

45g CO₂

Kaffee- und Teekonsum sind in der Schweiz ungefähr gleichauf. Daher verwenden wir für den Durchschnitt den Mittelwert.

7:30 Uhr - Ernährung

Frühstück

Eine kleine Stärkung für den Morgen. Ein durchschnittliches Frühstück beinhaltet 300 Kalorien und gleichviel Gramm CO₂

Frühstück

300g CO₂

Durchschnitt

300g CO₂

Kaffee- und Teekonsum sind in der Schweiz ungefähr gleichauf. Daher verwenden wir für den Durchschnitt den Mittelwert.

8:00 Uhr - Wohnen

Duschen

Zeit für die Dusche. 10 Minuten benötigt rund 120 Liter Wasser und warm Duschen verbraucht einiges mehr Energie.

Dusche warm

2000g CO₂

Dusche Kalt

180g CO₂

Durchschnitt

1800g CO₂

10 Minuten duschen benötigt rund 120 Liter Wasser. Bei warmen Duschen kommt ein grosser Teil des CO₂ durch den Stromverbrauch des Boilers.

8:30 Uhr - Mobilität

Pendeln

Wir machen uns auf den Weg zur Arbeit.

Auto

2758g CO₂

Öffentlicher Verkehr

518g CO₂

Fussgänger*innen und Velofahrer*innen

0g CO₂

Durchschnitt

1600g CO₂

Der durchschnittliche Arbeitsweg in der Schweiz beträgt 14km. Um den CO₂-Durchschnitt zu berechnen, teilen wir die obigen Beispiele auf die Anteile Auto (53%), ÖV (27%) und zu Fuss oder mit dem Velo (18%) auf.

9:00 Uhr - Konsum

Arbeit

Wir sind im Büro angekommen und setzen uns an den Computer. Wir rechnen mit acht Stunden Nutzung (Computer und Handy). Wie viel deine Google Suche verbraucht, siehst du ebenfalls.

Laptop

2410g CO₂

Mobiltelefon

1560g CO₂

Google Search

0.2g CO₂ pro Google Suche

Durchschnitt

2000g CO₂

Wir rechnen grob mit acht Stunden Nutzung und zu 80% Laptop und 20% Handy. Wie viel deine Google Suche verbraucht, siehst du ebenfalls.

12:00 Uhr - Ernährung

Mittagessen

Langsam aber sicher kommt der Hunger auf.

Fleisch Mahlzeit

3600g CO₂

Vegetarisch Mahlzeit

1900g CO₂

Vegan Mahlzeit

1450g CO₂

Durchschnitt

2900g CO₂

Durchschnittliche Mahlzeiten aufgeteilt auf die Anteile Omnivoren (94.4%), Vegetarier:innen (5%) und Veganer:innen (0.6%)

12:45 Uhr - Ernährung

Kaffe & Tee

Jetzt brauchen wir dringend einen Koffeinschub für den Nachmittag. Hier die Rechnung für die zweite Tasse Kaffee oder Tee.

Kaffee

50g CO₂

Tee

40g CO₂

Durchschnitt

45g CO₂

Kaffee- und Teekonsum sind in der Schweiz ungefähr gleichauf. Daher verwenden wir für den Durchschnitt den Mittelwert.

17:30 Uhr - Mobilität

Pendeln

Zeit, nach Hause zu gehen.

Auto

2758g CO₂

Öffentlicher Verkehr

518g CO₂

Fussgänger*innen und Velofahrer*innen

0g CO₂

Durchschnitt

1600g CO₂

Der durchschnittliche Arbeitsweg in der Schweiz beträgt 14km. Um den CO₂-Durchschnitt zu berechnen, teilen wir die obigen Beispiele auf die Anteile Auto (53%), ÖV (27%) und zu Fuss oder mit dem Velo (18%) auf.

18:30 Uhr - Ernährung

Feierabendbier

Die Arbeit ist getan, wir gönnen uns ein Bierchen. Hier die Rechnung für eine kleine Flasche Bier.

Bier

250g CO₂

Durchschnitt

250g CO₂

Eine Stange Bier pro Tag ist der Durchschnitt von Schweizer Frauen.

19:00 Uhr - Wohnen

Wäsche

Noch kurz einen Waschgang starten. Hier verbrauchen wir weiter ordentlich CO₂.

Waschmaschine

700g CO₂ pro Wäsche

Waschmaschine und Tumbler

2'400g CO₂ pro Wäsche

Durchschnitt

1550g CO₂

Der grosse Stromfresser ist allerdings der Tumbler! Für unsere Rechnung nehmen wir den Durchschnitt von 2,6 Waschgängen pro Woche und brechen diesen auf einen Tag herunter.

19:15 Uhr - Ernährung

Nachtessen

Unsere letzte Mahlzeit – für heute.

Fleisch Mahlzeit

3600g CO₂

Vegetarisch Mahlzeit

1900g CO₂

Vegan Mahlzeit

1450g CO₂

Durchschnitt

2900g CO₂

Durchschnittliche Mahlzeiten aufgeteilt auf die Anteile Omnivoren (94.4%), Vegetarier:innen (5%) und Veganer:innen (0.6%)

0

2.5

5

7.5

10

12.5

15

17.5

20

CO₂ Zähler in kg CO₂

Der Tag ist vorbei. Im Durchschnitt landen wir, nur rein durch die hier visualisierten Tagesaktivitäten, bei rund 15 Kilogramm CO₂ pro Kopf. Klingt einigermassen vernünftig, doch sind wir bereits nahe am internationalen Tagesdurchschnitt von 16 Kilogramm laut BAFU. Die obige Rechnung ist konservativ und behandelt nur das «Notwendigste». Es fehlen natürlich noch einige signifikante Faktoren spezifisch – das Reisen und der Konsum.

Heizen, Reisen und Einkaufen

Ein signifikanter Teil unserer individuellen Treibhausgasemissionen kommt von Konsumgütern, dem Reisen im Sommer und der Heizung im Winter. In diesem Teil unserer CO₂-Wanderung befassen wir uns mit dem ganzen «Rest», den man gerne vergisst.

Stand

Rund 15kg CO₂ haben wir bisher verbraucht. Doch nicht jeder Tag verläuft gleich. Wir backen von Zeit zu Zeit, brauchen die Heizung oder gönnen uns Ferien. Das schlägt nicht jeden Tag zu Buche, aber aufs Jahr macht es einen grossen Teil unseres CO₂-Ausstosses aus.

Daumen hoch

15'050g CO₂

Strom

Beim Strom kommt zum Durchschnitt noch ein wenig CO₂ dazu. Der Ausstoss stammt primär von Haushaltsgeräten. Nach dem BAFU liegt eine Kilowattstunde bei 128g CO₂.

Backofen elektisch

1 Stunde 140g CO₂

Mikrowelle

1 Stunde 89g CO₂

Restbetrag

517g CO₂

Laut BAFU liegt eine Kilowattstunde bei 128g CO₂.

Wohnen

Wohnen, vor allem heizen, ist enorm Klima belastend. Hier einige Beispiele für verschiedene Heizungsarten.

Ölfass

Öl 4680kg CO₂

Gasflasche

Gas 3650kg CO₂

Holzpellets

Holzpellets 710kg CO₂

Wärmepumpe

Wärmepumpe 490kg CO₂

Restbetrag

2403g CO₂

Gerechnet sind die Durchschnitte auf ein Jahr pro durchschnittlichem Haushalt.

Ernährung

Über den ganzen Tag haben wir unseren Ausstoss für Essen und Trinken fast abgedeckt. Hier noch einige weitere Snacks, die dazukommen.

Käse

2'095g CO₂ / 75g

Eier

180g CO₂ pro Stück

Aufschnitt

1'800g CO₂ / 75g

Banane

70g CO₂ pro Stück

Apfel

35g CO₂ pro Stück

Kornflakes

520g CO₂ mit Kuhmilch

Restbetrag

385g CO₂

Diese Zahlen sind grobe Richtwerte. Der CO₂-Ausstoss für Nahrungsmittel ist stark von deren Herkunft und der Jahreszeit abhängig.

Mobilität

Pro Tag reisen Schweizer:innen im Schnitt 30 Kilometer.

Flug Zurich LA

Zürich - Los Angeles 1600kg CO₂

Flug Zurich London

Zürich - Berlin 167kg CO₂

Auto

Zürich - Lugano 52kg CO₂

Restbetrag

2827g CO₂

Bis jetzt haben wir unsere Rechnung auf den Arbeitsweg beschränkt. Dazu kommen noch unsere Freizeitaktivitäten und Ferienreisen.

Konsum

Der allgemeine Konsum bildet den grössten Teil unserer persönlichen Klimabelastung. Hier einige Beispiele zum CO₂-Ausstoss bei der Herstellung von Konsumgütern.

Rotes T-Shirt aus Baumwolle

Baumwolle 8.4kg CO₂

Laptop

394kg CO₂

Mobiltelefon

72kg CO₂

Restbetrag

6493g CO₂

Die Herstellungskosten für elektronische Geräte sind enorm hoch, doch können wir mit einer Nutzung von mindestens zwei Jahren rechnen. Das T-Shirt ist nach dem notwendigen Material für die Herstellung gerechnet.

Infrastruktur

Als letzten Punkt rechnen wir die Infrastruktur noch dazu. Dies beinhaltet zum Beispiel die Strassenbeleuchtung, die Abfallentsorgung und Strassenreparaturen.

Abfalltonne

380g CO₂

Strassenlaterne

16g CO₂

Restbetrag

2192g CO₂

Die Zahlen sind pro Tag und Person gerechnet, sofern diese bekannt sind. Jährlich werden ca. 400 Millionen kWh Strom für die Strassenbeleuchtung verbraucht und der Abfall-Sektor stösst rund 1,2 Millionen Tonnen CO₂ pro Jahr aus.

0

5

10

15

20

25

30

CO₂ Zähler in kg CO₂

Hier stehen wir nun, aber was bedeutet das spezifisch für mich? Die Schweiz liegt mit rund 29,6 kg CO₂ weit über dem internationalen Tagesdurchschnitt von 16 kg und noch weiter über der planetaren Belastbarkeitsgrenze von 1,6 kg. 1900 lag der pro-Kopf-Ausstoss der Schweiz noch bei 3,6 kg CO₂. Dieser Schnitt hat sich bis heute fast verzehnfacht.

Die Erfindung des CO₂-Fussabdrucks
BP (British Petroleum), das weltweit zweitgrösste private Öl-Unternehmen, enthüllte Anfang der 2000er den «Carbon-Footprint», den CO₂-Fussabdruck, und nur kurz darauf, im Jahr 2004, erschien der erste Fussabdruck-Rechner. Konzeptioniert wurde die persönliche Klimaverantwortung von der Londoner Marketingfirma Ogilvy & Mather – im Auftrag von BP. Das Argument: Wir sind alle persönlich verantwortlich für den Klimawandel. Damit schaffte es die Marketing-Kampagne, die Verantwortung weg vom Öl-Giganten und allen persönlich in die Schuhe zu schieben.

Die Schweiz soll bis 2050 klimaneutral sein. Bis dahin ist der Weg aber noch lang. Mit der Annahme des Klimaschutz-Gesetzes am 18. Juni haben wir dieses Ziel schon mal demokratisch verankert, aber die Schweiz hinkt im internationalen Vergleich anderen europäischen Ländern hinterher. Nach dem Climate Change Performance Index, kurz CCPI, unternimmt die Schweiz nur knapp 60 Prozent der nötigen Massnahmen, um die Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen.

Datenlage und Methodik
CO₂-Emissionen sind von vielen Faktoren wie der Herkunft eines Produktes, dem Transport oder der Energiequelle abhängig. Deshalb sind die Zahlen als grober Richtwert anzusehen.

CO₂-Emissionen:
Die spezifischen Zahlen zum CO₂-Ausstoss von diversen Gütern und Aktivitäten wurden von verschiedenen Publikationen zusammengestellt.
Andere: Clever Carbon, CO2-Everything
Laptops: 8billionTrees
Kornflakes: Environmental sustainability issues in the food–energy–water nexus: Breakfast cereals and snacks - Harish Kumar Jeswani et al.
Mahlzeiten: TED
Strom: BAFU
Heizungen: WWF und BFS
Strassenbeleuchtung: Energie Schweiz
Abfall: BAFU

Durchschnittswerte:
Die Durchschnittswerte wurden aus groben schweizweiten Durchschnitten gerechnet, falls Daten dazu vorhanden sind.
Pendelverhalten: Bundesamt für Statistik
Vegetarische und vegane Personen: Swissveg
Pro-Kopf-Ausstoss 1900: Bundesamt für Statistik
Pro-Kopf-Ausstoss 2022: myclimate
Bier pro Tag: Tages Anzeiger
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Waldbrand im Wallis
1 / 10
Waldbrand im Wallis
Ein Helikopter wirft Wasser auf den Rauch eines verbrannten Waldes oberhalb der Gemeinden Bitsch und Ried-Moerel, in Ried-Moerel, Schweiz, Dienstag, 18. Juli 2023.
quelle: keystone / jean-christophe bott
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Wie stark der Meeresspiegel bereits angestiegen ist – und was droht, wenn es weitergeht
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren: