Totimpfstoffe enthalten abgetötete Krankheitserreger, die das körpereigene Abwehrsystem dazu anregen, Antikörper gegen das Virus zu bilden. Die inaktivierten Krankheitserreger können sich im Körper nicht vermehren. Oder einfach gesagt: Totimpfstoffe basieren auf inaktivierten Viren, die die Antikörperbildung aktivieren, ohne eine Erkrankung auszulösen. Im Falle des Coronavirus enthalten Totimpfstoffe das komplette SARS-Cov-2-Virus, allerdings in inaktiver und damit nicht schädlicher Form. Den Corona-Totimpfstoffen werden Wirkverstärker beigemengt, weil die Wirkung der abgetöteten Erreger nicht ausreicht.
>> Coronavirus: Alle News im Liveticker
Die Prävention von viralen Erkrankungen mittels Totimpfstoffen wird bereits seit Jahrzehnten angewendet. Die Europäische Kommission schreibt in einer Mitteilung, dass es sich dabei «um eine klassische, seit 60 bis 70 Jahren eingesetzte Impftechnologie mit bewährten Verfahren und sehr hoher Sicherheit» handle. Totimpfstoffe werden unter anderem auch bei Krankheiten wie Tollwut, Tetanus oder Keuchhusten eingesetzt.
Ja, in Europa werden aktuell zwei Totimpfstoffe gegen das Coronavirus hergestellt. Für beide fehlt allerdings in der EU und auch in der Schweiz noch die Zulassung. Einer der Impfstoffe wurde vom amerikanische Pharmaunternehmen Novovax entwickelt. Er zählt nur bedingt zu den Totimpfstoffen, weil er ein künstlich hergestelltes Spike-Protein von Sars-CoV-2 enthält, also nur einen Bestandteil des Erregers. Dieses Protein löst die Immunreaktion im Körper aus.
Der zweite, klassische Totimpfstoff, der aktuell getestet wird, ist jener des französisch-österreichischen Pharmaunternehmens Valneva. Dieser enthält vollständige, inaktivierte Coronaviren und unterscheidet sich damit vom Novovax-Impfstoff.
Weltweit werden in Asien, Latein- und Südamerika Totimpfstoffe bereits eingesetzt.
Totimpfstoffe lassen sich relativ schnell in grossen Mengen herstellen und können bei Temperaturen von zwei bis acht Grad Celsius mehrere Jahre lang aufbewahrt werden. Bei Raumtemperatur können sie bis zu 24 Stunden lang eingesetzt werden. Zudem haben Totimpfstoffe in den meisten Fällen weniger Nachwirkungen als mRNA- oder Vektorimpfstoffe.
Wie sicher und wirksam der Corona-Totimpfstoff tatsächlich ist, müssen Studien erst noch zeigen. Es zeichnet sich bereits jetzt ab, dass mRNA-Impfstoffe deutlich gezielter wirken und besser schützen als Totimpfstoffe. Hinzu kommt, dass der Impfschutz bei Totimpfstoffen mit der Zeit nachlässt und nach einigen Jahren eine Auffrischimpfung erforderlich ist. Und weil die Totimpfstoffe hierzulande wohl erst in mehreren Monaten verfügbar sein werden, gehen Personen, die auf diese Impfstoffe warten, grosse gesundheitliche Risiken ein. Deshalb empfehlen Experten auch, nicht auf die Totimpfstoffe zu warten, sondern sich jetzt schon mit den bereits verfügbaren Impfstoffen zu schützen.
Nein. Die Schweiz hat zwar bereits sechs Millionen Dosen des Impfstoffes von Novavax bestellt. Es wurde allerdings bei Swissmedic weder ein Zulassungsantrag für Novovax noch für Valneva gestellt. Die Impfstoffe sind hierzulande also noch nicht erhältlich.
In der EU hat Novovax am 17. November als erster Totimpfstoff die Zulassung beantragt. Von diesem Vakzin hat die EU bereits im August 200 Millionen Dosen vorbestellt. Es besteht die Hoffnung, dass Novovax in den EU-Ländern bereits Ende dieses Jahres verfügbar sein könnte. Zudem hat die EU-Kommission Mitte November einen Vertrag mit dem Pharmaunternehmen Valneva genehmigt, der den EU-Ländern für das kommende Jahr fast 27 Millionen Dosen ihres Corona-Totimpfstoffes zusichert. Laut Aussagen von Valneva beginnt die Auslieferung des Impfstoffs frühestens im April 2022.
Der deutsche Profi-Fussballspieler Joshua Kimmich hat sich in der Vergangenheit skeptisch gegenüber Corona-Impfungen geäussert. Der Star von Bayern München ist noch nicht geimpft und will angeblich auf einen Totimpfstoff warten. Dies berichten diverse deutsche Medien, die sich auf Angaben aus Mannschaftskreisen des Spielers berufen. Die Gerüchte rund um Joshua Kimmich haben eine breite Diskussion über die Totimpfstoffe lanciert.
Viele Impfskeptiker misstrauen der mRNA-Technologie. Sie befürchten, dass diese das Erbgut verändern oder falsche Immunantworten hervorrufen könnte. Obwohl diese Befürchtungen unbegründet sind – mRNA-Impfstoffe verändern das Genom nicht –, könnte ein Totimpfstoff dazu führen, dass sich auch bisherige Impfverweigerer impfen lassen werden. Denn viele von ihnen sind der Meinung, dass bewährte, seit Jahren erforschte Impfstoffe den neuartigen Technologien vorzuziehen seien. Es ist deshalb davon auszugehen, dass sich vermehrt auch Impfskeptiker impfen lassen, wenn die «klassischen, traditionellen» Totimpfstoffe erhältlich sind.