Eigentlich bin ich ja zu alt und zu hässlich, um irgendwem irgendwelche Ratschläge im Zusammenhang mit Single-Kontakten zu erteilen. Aus dem Dating-Zirkus bin ich zudem selber bereits vor Jahren definitiv ausgestiegen. Kommt hinzu, dass Leute, die gerne Brettspiele spielen, trotz positiven, durchaus verständnisvollen gesellschaftlichen Einflüssen (wie sie in den letzten Jahren zum Beispiel durch «The Bing Bang Theory» erbracht worden sind) auf dem Dating-Markt wohl noch immer einen ähnlichen Ruf wie Lego-Sammler und Globi-Fans geniessen. Man muss realistisch bleiben: Brettspieler haben vor allem bei Brettspielern Chancen.
Es gibt natürlich trotzdem immer die Möglichkeit, einen Flirt mit Frage- und Antwortspielen à la «Wer bin ich?» oder «Würdest du lieber?» erfolgreich spielerisch zu gestalten. Ansonsten muss man aber eine Person daten, von der man schon vorher weiss, dass sie gerne Spiele spielt. Sogar als leidenschaftlicher Spieler und Spiele-Fan und aus Erfahrung würde ich nämlich behaupten, dass Brett- und Kartenspiele für viele andere Menschen wohl nicht das richtige Medium sind und ein Risiko darstellen, um das Eis zu brechen.
Ich versuche aber die Hausaufgabe, die mir von der watson-Redaktion gestellt worden ist, trotzdem seriös zu bewältigen, aber halt eher sommerlich-locker. Dazu habe ich mich auch bei meinen Mitspielerinnen und Mitspielern umgehört und um Vorschläge und Erfahrungsberichte gebeten. Aus diesem Grund stelle ich auch gleich die Frage ins Publikum:
Nun zu meinen fünf Vorschlägen:
Okay, das «verrückte Spiel mit Verknotungsgefahr» liegt nun wirklich auf der Hand. Wobei man schon dazu sagen muss, dass sogar der leidenschaftlichste Verführer in 96,3 Prozent der Fälle ein Date wohl kaum dazu bringen kann, «Twister» zu spielen. Schafft man das allerdings doch, wird wohl dadurch in 93,8 Prozent dieser Fälle tatsächlich das Eis gebrochen.
Das Spiel, das 1966 zum ersten Mal bei Milton Bradley (MB) herausgebracht wurde, ist eigentlich (wie so oft in ähnlichen Fällen) als Kinderspiel konzipiert worden. Es soll den Gleichgewichtssinn trainieren und die Körperkoordination fördern. Wie wir aber mittlerweile aus zahlreichen Hollywood-Teenie-Komödien alle wissen, besitzt das Spiel durchaus eine erotische Komponente. Es kann zu zahlreichen und intensiven Körperkontakten kommen. Zudem wird es oft so gespielt, dass jemand auf die Schnauze fällt, ein Pfand abgeben oder eine blöde Aufgabe absolvieren muss.
Und für alle, die das Spiel nicht kennen: Um Twister zu spielen, wird eine etwa zwei Quadratmeter grosse Plastikfolie mit bunten Punkten auf dem Boden ausgebreitet. Eine Drehscheibe bestimmt dann, welche Punkte die Kandidaten mit welchem Arm und Fuss berühren müssen, wodurch sich die Spieler dann akrobatisch verrenken.
Verlag: Hasbro, etwa 30 Franken.
Alkohol ist ein Eisbrecher und Alkohol ist ein Verführer. Leuten, die sich dafür entscheiden, ein Trinkspiel als Eisbrecher einzusetzen, für die spielt die Art, Beschaffenheit und Qualität des Trinkspiels aber eigentlich keine grosse Rolle. Man kann «Trinkspiel kaufen» googlen und findet mit einem einzigen Mausklick auf Anhieb Dutzende Vorschläge, die ich jetzt nicht weiter kommentieren möchte.
Laut Wikipedia ist ein Trinkspiel «ein spielerischer Bestandteil der Trinkkultur, bei dem durch Spielregeln festgelegt ist, dass zu bestimmten Zeitpunkten bestimmte Mengen an alkoholischen Getränken durch bestimmte Mitspieler zu trinken sind.» Und noch ein bisschen unnützes Wissen dazu: Das älteste belegbare Trinkspiel ist das bereits im antiken Griechenland bekannte Kottabos, bei dem die Spieler auf einem Sofa liegend mit einem gezielten Schwung aus einem Trinkgefäss Gegenstände mit Weintropfen treffen mussten.
Aber Vorsicht: Trinkspiele können gefährlich sein. Aus meiner hauptberuflichen Erfahrung als Gerichtsberichterstatter habe ich doch auch einige konkrete und nicht lustige Fälle erlebt, in denen solche Verhaltensweisen gerade im Zusammenhang mit Dating am Schluss in einem Gerichtssaal geendet haben.
So, nun aber wirklich ernsthaft und seriös: Ich kenne tatsächlich mehrere Leute, die zum Dating erfolgreich in einen realen Escape Room gegangen sind. Wem das zu risikoreich ist, der kann ein ähnliche Erlebnis auch haben, ohne wirklich eingeschlossen zu werden: Mit Escape-Room-Spielen. Schon der griechische Philosoph Platon hat ja mal gesagt: «Beim Spiel kann man einen Menschen in einer Stunde besser kennenlernen als im Gespräch in einem Jahr.»
Man sollte aber vorher wirklich abklären, ob es dem Gegenüber auch tatsächlich Spass macht, gemeinsam Rätsel zu lösen. Ist dies der Fall, gibt es kaum einen besseren Eisbrecher als diese Art von kooperativem Spiel. In der speziellen Situation unter Zeitdruck sieht man nämlich gleich, wie der andere Mensch so tickt, ob man gemeinsam harmoniert, wie das Verhalten unter Stress abläuft und ob das Gegenüber auch ein bisschen schlau in der Birne ist.
Erst neulich haben wir zum Beispiel aus der «Exit»-Reihe von Kosmos den Titel «Die Geisterbahn des Schreckens» ausprobiert. Dieser Fall ist im Gegensatz zu anderen Titeln völlig linear und eher story-getrieben aufgebaut und eignet sich besonders gut für Einsteiger, die noch nicht so viel Erfahrung mit Rätsel-Spielen haben. Gleichzeitig bietet er aber doch ein paar sehr originelle, unterhaltende und clevere Überraschungen.
Rätselspiel von Inka und Markus Brand. Verlag: Kosmos. Preis: etwa 17 Franken.
Ein ganz konkretes, schon etwas älteres, aber nach wie vor kaufbares Zwei-Personen-Spiel, mit dem einige Bekannte sehr gute Erfahrungen gemacht haben, ist «Halali!» von Rudi Hoffmann. Da es um die Jagd geht, passt es sogar thematisch ein bisschen. Es hat ganz simple Regeln, ist super-witzig, asymmetrisch und auch sehr glückslastig, so dass nicht die Gefahr besteht, dass immer dieselbe Person gewinnt und das Gegenüber deshalb das Gefühl bekommt, am falschen Ort zur falschen Zeit zu sein.
Die Spieler duellieren sich im Wald und übernehmen unterschiedliche Rollen. Der eine bekommt die Jäger und Holzfäller, der andere die Bären und Füchse. 48 Quadratische Plättchen, die unterschiedliche Protagonisten, aber auch Bäume, Enten und Fasane zeigen, werden zu Beginn zufällig verdeckt auf dem Spielplan ausgelegt. Wer am Zug ist, darf entweder ein Kärtchen aufdecken oder ein bereits aufgedecktes eigenes oder neutrales Kärtchen (mit den Enten und Fasanen) ziehen. Beide Spieler machen Jagd auf Enten und Fasane, aber auch auf den Gegner. Die einzelnen Figuren haben dabei unterschiedliche Zugreichweiten und -möglichkeiten. Der Holzfäller darf zum Beispiel auch Bäume fällen, die im Weg sind. Ich kenne Pärchen, welche dieses Spiel auch nach Jahren noch immer in die Ferien mitnehmen und serienweise Partien auf der Sonnenterrasse hinunterspielen.
Zweipersonen-Spiel von Rudi Hoffmann, Verlag: Kosmos; Preis: etwa 25 Franken.
Und dann komme ich halt mal wieder auf einen meiner All-Time-Favoriten zurück, nämlich «Klask». Spiele, bei denen man sich relativ nah gegenüber sitzt, immer wieder in die Augen schaut, sich vielleicht (rein zufällig) berührt und die eine wettkampfmässige physikalische Dynamik entfachen, bei dem das Date auch ein bisschen ins Schwitzen und aus sich herauskommen muss, sind ja eigentlich für die Sache prädestiniert.
Zwei Spieler steuern bei diesem Mix aus Tischfussball und Air-Hockey mit Magneten unter einem Holzbrett ihre Metallkegel. Damit versuchen sie, einen Ball ins gegnerische Tor zu bugsieren. Der Kegel darf allerdings dabei auch nicht ins eigene Loch fallen, und in der Hitze des Gefechts sollte man die Kontrolle über ihn nicht verlieren. Pfiffig wird es zusätzlich, weil man dem gegnerischen Kegel auch noch drei kleine weisse Magnete anschiessen kann, die auf dem Spielfeld liegen. Und man muss höllisch aufpassen, die Magnete selber nicht einzufangen. Kleben nämlich zwei von ihnen am Metall-Kegel, zählt das wie ein Tor. Das kann schon ohne Date emotional ziemlich elektrisieren.
Magnetisches Geschicklichkeitsspiel von Mikkel Bertelsen, Verlag: Gamefactory, etwa 60 Franken.