Manchester United liegt auf Rang 5 in der Premier League. Das klingt besser, als es tatsächlich ist. Die Bilanz von 9 Siegen, 7 Remis und 8 Niederlagen ist eines Rekordmeisters unwürdig. Zudem ist das Mittelfeld der Liga extrem eng zusammen. Newcastle United auf Rang 14 liegt bloss vier Punkte hinter den «Red Devils». Der Rückstand auf Leader Liverpool beträgt hingegen bereits 30 Punkte – und dies, obwohl das Team von Jürgen Klopp zwei Spiele weniger absolviert hat.
Gestern gab es für Manchester United den nächsten Rückschlag, eine peinliche 0:2-Heimniederlage gegen den FC Burnley.
Manchester United hat bereits die letzte Saison als schwächstes der «grossen» Teams auf dem enttäuschenden 6. Rang abgeschlossen. Es gibt wenig Grund zur Annahme, dass es in diesem Jahr besser wird. Die «Red Devils» haben (mindestens) sechs grosse Probleme.
Im Sommer hat Manchester United die schwache Defensive gestärkt. Für 87 Millionen Euro kam Harry Maguire von Leicester United, für Rechtsverteidiger Aaron Wan-Bissaka waren 55 Millionen fällig.
Das Problem ist bloss, dass 142 Millionen Euro für zwei Verteidiger nichts bringen, wenn diese ihr Geld nicht wert sind. Vor allem Maguire ist bei weitem kein Top-Verteidiger. Er ist eine robuste Kante für hinten drin, ein zweikampf- und kopfballstarker Allerweltsverteidiger. Aber der englische Nationalspieler ist hüftsteif, langsam und hat keinen guten Spielaufbau.
Maguire has the pace of a tortoise with a broken leg and the positional awareness of a virgin having sex for the first time.
— Sibs (@SibsMUFC) January 22, 2020
Im Sommer hat Manchester United nicht bloss Spieler geholt, sondern auch welche abgegeben. Prominentester Abgang ist Romelu Lukaku. Der technisch limitierte Belgier wurde bei ManUnited oft als Sündenbock dargestellt – trotz 42 Toren in 96 Spielen.
Diese Tore hat Manchester United verkauft – ohne einen echten Ersatz zu holen. Neben den Treffern von Lukaku fehlt auch seine Präsenz. Der bullige Stürmer (1,90 m, 93 kg) hat ein komplett anderes Profil als die übrigen United-Stürmer Marcus Rashford (1,85 m, 70 kg), Anthony Martial (1,83 m, 76 kg), Mason Greenwood (1,81 m, 70 kg), Daniel James (1,70 m, 76 kg) und Jesse Lingaard (1,74 m, 65 kg). Letzterer ist übrigens seit 25 Premier-League-Spielen ohne Tor oder Assist.
Mit all diesen ähnlichen Spielertypen ist es schwer, die Taktik umzustellen. Es fehlt die Wucht im Strafraum. Manchmal braucht es die Brechstange, ManUnited hat sie nicht (mehr) im Angebot.
Ach ja: Sündenbock Lukaku läuft es bei Inter wie am Schnürchen. In 26 Spielen hat er 18 Tore erzielt und ist mitverantwortlich dafür, dass die Mailänder wieder ein ernsthafter Herausforderer von Juventus Turin sind.
Martial getting ready for tonight match #MUNBUR pic.twitter.com/A0c8NtwItf
— DICKean_Rewaju 🌛 (@Rewaju__) January 22, 2020
Just a reminder that Manchester United agreed to fork out an additional £7.2million for Monaco if Martial won the Ballon d'Or by June 2019. #MUNBUR
— Owuraku Ampofo (@_owurakuampofo) January 22, 2020
Die einfachste Analyse ist es immer, dem Trainer die Schuld für schwache Leistungen zuzuschieben. In diesem Fall kommt man aber nicht darum herum, Trainer Ole Gunnar Solskjaer für die Talfahrt mitverantwortlich zu machen.
Der Gedanke ist wunderbar, eine Klub-Legende als Trainer anzustellen, wie es Real Madrid erfolgreich mit Zinédine Zidane oder Juventus Turin mit Antonio Conte getan haben. Es braucht jedoch auch Einsicht, wenn die Aufgabe für einen unerfahrenen Trainer einfach zu gross ist.
Seit dem Rücktritt von Sir Alex Ferguson haben sich folgende Trainer erfolglos bei Manchester United versucht:
Mit Solskjaer schien Manchesters Trainer-Misere endlich zu Ende. Als Interimstrainer holte der Norweger zu Beginn acht Siege in Serie und in 19 Spielen 2,32 Punkte pro Partie. Seit Solskjaer Ende März 2019 definitiv als Trainer bestätigt wurde, ist allerdings der Wurm drin. 45 Partien mit durchschnittlich 1,51 Punkten pro Spiel, lautet die schwache Bilanz.
Auch spielerisch ist während Solskjaers Amtszeit kein Fortschritt zu sehen. United spielt schwach und holt dementsprechend wenig Punkte.
Ole's at the wheel, Man Utd are back!
— BenchWarmers (@BeWarmers) January 22, 2020
📹: @2sporten #MUNBUR pic.twitter.com/MlNBn5NFMW
36:29 Tore in 24 Spielen lautet das Torverhältnis von Manchester United. Das ist in Ordnung, besorgniserregend ist jedoch der Blick auf die Standard-Statistik des Klubs.
Fünf Tore haben die «Mancunians» nach Standards erzielt, das ist im Liga-Vergleich bloss der 14.-beste Wert. Schlechter sind bloss die zwei Aufsteiger Norwich City und Sheffield United sowie der FC Watford.
Noch vernichtender ist die Statistik bei den Gegentoren nach stehenden Bällen. Da sind es bereits zehn Stück, in dieser Sparte ist in der Premier League bloss Everton mit elf Gegentoren nach Standards noch schwächer.
Me getting ready to support Manchester United every week 😪💔#MUNBUR pic.twitter.com/0oFSQREoEz
— Andile King Gwala (@andileking_) January 22, 2020
Der schwierigen Situation nicht gerade förderlich ist das Verletzungspech. Weltmeister Paul Pogba konnte wegen anhaltenden Sprunggelenksproblemen in dieser Saison erst sieben Spiele absolvieren. Der Franzose scheint aber sowieso nicht richtig motiviert, weiterhin bei United zu spielen. Es gibt immer wieder Gerüchte um einen möglichen Abgang des Superstars. Mit Scott McTominay fällt ein weiterer Stammspieler im zentralen Mittelfeld wegen einer Knieverletzung vorerst aus.
Als hätte das nicht gereicht, hat sich der deutlich konstanteste und beste Stürmer Marcus Rashford ebenfalls verletzt. Der Engländer hat in 31 Spielen in dieser Saison 19 Tore auf dem Konto und fällt nun wegen einer Rückenverletzung aus.
Rashford when ole tells him to comeback early from injury.#MUNBUR pic.twitter.com/1dy5FvJSHh
— Lord Divock Origi (@ParkTheBus8989) January 22, 2020
Der Unmut der Anhänger bezieht sich nicht in erster Linie auf die Mannschaft oder den Trainer, sondern viel eher auf die Inhaber und die Geschäftsführung.
Eigentümer von Manchester United ist die amerikanische Unternehmer-Familie Glazer, der auch das Football-Team Tampa Bay Buccaneers gehört. Der 2014 verstorbene Malcolm Glazer kaufte die Aktien von Manchester United auf und machte den Klub zu seinem Privateigentum. Er installierte seine Söhne Joel, Avram und Bryan im Vorstand. Joel ist heute Klub-Präsident.
Doch seit der Glazer-Übernahme läuft es dem Klub sportlich überhaupt nicht mehr. Dafür sind die wirtschaftlichen Zahlen hervorragend, Manchester United ist noch immer einer der wertvollsten Vereine der Welt. Und genau das ist auch der Vorwurf der Fans: Der sportliche Erfolg wird dem wirtschaftlichen untergeordnet, eine klare Struktur fehlt.
Die Glazers sind aber nicht selbst aktiv, sie haben hierzu Ed Woodward als Geschäftsführer engagiert. Dieser ist bei den Fans ebenfalls unbeliebt, das Tischtuch zwischen Fans und Klub-Führung längst zerschnitten.
Die Anhänger tun ihrem Unmut regelmässig auch im Stadion kund. So sangen sie in der Schlussphase des Spiels gegen Burnley einmal mehr: «Steh auf, wenn du die Glazers hasst» oder «We want United back.»
🎶 STAND UP IF YOU HATE THE GLAZERS 🎶
— Full Time DEVILS (@FullTimeDEVILS) January 22, 2020
Old Trafford vocal again with their displeasure of the owners and Ed Woodward. #MUFC #MUNBUR #LoveUnitedHateGlazers pic.twitter.com/jPdsTyJPXK