Im Cupfinal geht es um wenig Ruhm – der Cupsieg hat im Eishockey einen geringen sportlichen Wert – aber um recht viel Geld. Nachfolgend die Fix-Einnahmen der beiden Finalisten aus dem Wettbewerb, die durch den Verband an die Klubs bezahlt werden. Weil ohne Zuschauer gespielt werden musste, hat Cup-Chef Willi Vögtlin für diese Saison folgenden Auszahlungsplan gemacht:
1. Runde gegen Dübendorf (9:0) 20'000.–
2. Runde in Lugano (3:2) 24'000.–
3. Runde in Langenthal (8:0) 25'000.–
4. Runde in Fribourg (4:1) 48'000.–
Final 90'000.–
Im Falle eines Cupsieges kommen noch 100'000 Franken Prämien dazu.
1. Runde in Basel (4:0) 20'000.–
2. Runde gegen Davos (2:0) 16'000.–
3. Runde in Ajoie (3:0) 25'000.–
4. Runde gegen Servette (3:2 n. P.) 32'000.–
Final 90'000.–
Im Falle eines Cupsieges kommen noch 100'000 Franken Prämien dazu.
Bei beiden Klubs bekommen die Spieler keine Siegesprämie. Das Geld geht vollumfänglich in die Klubkasse.
Aber warum ist es nun der letzte Cup-Wettbewerb? Weil der Verband im denkbar ungünstigsten Moment den Stecker gezogen hat. Letzte Saison hat Ajoie ein Cup-Märchen geschrieben, das die Sport-Schweiz bewegt hat. Mit diesem Märchen wurde aus dem einstigen hässlichen Entlein definitiv ein strahlender Schwan. Der Eishockey-Cup war im Februar 2020 auf der nationalen Sport-Landkarte angekommen.
Die Sport-Vermarktungs-Agentur Ringier Sports hält die Marketing- und Medienrechte am Wettbewerb und zahlt dafür dem Verband pro Saison eine Garantiesumme von ziemlich genau 1,7 Millionen Franken. Was bedeutet: Der Verband hat garantierte 1,7 Millionen Franken. Im kompletten Risiko ist Ringier Sports. Die Agentur muss Sponsoren und Medienveranstalter zur Refinanzierung der Garantiesumme finden. Dieser Vertrag läuft mit Ende der Saison 2020/21 aus.
Ringier Sports löst anfangs Juni 2020 seine Option auf ein Erstverhandlungsrecht ein und hat nun sechs Monate, also bis im Dezember 2020, Zeit, dem Verband ein Angebot für einen neuen Vertrag zu unterbreiten.
Die Verantwortlichen von Ringier Sports lassen bei informellen Gesprächen durchblicken, dass man wohl nicht mehr eine Garantiesumme in der Höhe von 1,7 Millionen Franken zahlen kann. Die Marktsituation hat sich verändert. Der Cup-Hauptsponsor, die Versicherungs-Gesellschaft Zurich, steigt in der Folge komplett aus dem nationalen Eishockey aus.
Ligamanager Denis Vaucher, in der Sache federführend, drängt auf einen neuen Vertrag. Man müsse bis Ende Juni 2020 zu Handen der Ligaversammlung wegen der Spieldaten wissen, ob es auch künftig einen Cup geben werde. Aber Ringier Sports hat bis im Dezember 2020 Zeit, ein Angebot zu unterbreiten. Einen Grund zur Eile gibt es sowieso nicht. Weil es bei Lichte besehen keine Terminnot gibt.
Wie aus heiterem Himmel zieht Vaucher den Stecker. Am 19. August 2020 vermeldet der Verband offiziell, der Cup werde nicht mehr weitergeführt. Aus. Vorbei. Ringier Sports erhält nicht einmal mehr die Möglichkeit, dem Verband ein schriftliches Angebot für eine Weiterführung zu unterbreiten.
Der Verband unter Vauchers Federführung hat von sich aus, ohne je auch nur ein Angebot vorliegen oder auch nur verlangt oder darüber verhandelt zu haben, einfach den Stecker gezogen und so ein gutes Geschäft vermasselt.
Es ging also nicht um fehlendes Geld. Es war der Egoismus der Klubs, die nicht mehr fünf Spieltage pro Saison für den Cup reservieren mochten. Die Zusatzbelastung von bis zu fünf zusätzlichen Partien (für die Finalisten) war offensichtlich den Berufsspielern nicht mehr zuzumuten.
Das beweist dieses brisante E-Mail. Am 17. Juli 2020 um 10.18 Uhr schreibt Bürki Reto, Marketing-General beim Verband, an Ringier Sports:
Lieber X
Danke fürs Mail und auch euer Schreiben vom 5. Juni 2020 (Ausübung Erstverhandlungsrecht), dessen Erhalt wir hiermit gerne auch noch einmal schriftlich bestätigen. Merci auch für euer Interesse an einer weiteren Zusammenarbeit und am Schweizer Eishockey allgemein.
Wie bereits anlässlich unseres Meetings vom Mittwoch avisiert, müssen wir euch aber leider mitteilen, dass sich die Ligaversammlung – unter anderem in Ermangelung ausreichender Spieldaten – gegen eine Weiterführung des Swiss Ice Hockey Cup ab der Saison 2021/22 entschieden hat. Die von euch gewünschten Verhandlungen über eine Verlängerung unserer Zusammenarbeit in Sachen Swiss Ice Hockey Cup sind somit hinfällig geworden.
Wir hoffen auf euer Verständnis, danken euch fürs Engagement und verbleiben mit sportlichen Grüssen
Denis Vaucher, Willi Vögtlin und Reto Bürki
Wie viel Ringier Sports für eine Fortsetzung des Cup-Wettbewerbes hätte offerieren können, muss Spekulation bleiben. Brancheninsider gehen davon aus, dass nach wie vor rund eine Million Franken Garantiesumme möglich gewesen wäre. Nicht mehr 1,7 Millionen Franken, aber immerhin noch eine Million – auch das wäre für den Verband bzw. die Klubs immer noch ein gutes Geschäft gewesen.
Es sparen ja alle, dazu kommen billige Ausländer sowie a Fonds perdu Beiträge vom Bund.
Dafür hat man ja zwei zusätzlich Meisterschaftspiele und Pre Playoffspiele eingeführt, damit diese Clubs mehr als 5 zusätzliche Spiele haben.
Der Cup hat immer wieder schöne Geschichten geschrieben und vor allem den Unterklassigen Zusatzeinnahmen generiert.
Wieso erstaunt es mich nicht, taucht immer wieder derselbe Name auf.
Der Cup wurde wohl auch der Reform geopfert.
Mich erstaunt nichts mehr.
Der Cup war ziemlich beliebt, nicht zuletzt dank dem Ajoie Sieg 2020. Daher wäre es nicht unmöglich gewesen, den Wettbewerb zu finanzieren.
Wenn man abet die aktuelle Einstellung einiger Verband und National League Verantwortlichen sieht, dann ist es ihnen ein Dorn im Auge, wenn ein Swiss League Team gegen ein National Team spielt, erst recht wenn das Swiss League Team dann noch gewinnt.
Sie wollen einfach die Abschottung der National League vom Rest vorantreiben, auch wenn Fans und Spieler das nicht begrüssen.