Blerim Dzemaili (l.) und Granit Xhaka an der Pressekonferenz: Hoffentlich fallen sie nicht vom Stuhl. Bild: HANDOUT/REUTERS
Die Schweiz strebt heute Abend um 21 Uhr in Lille im letzten Vorrundenspiel gegen Frankreich den Gruppensieg an. Dazu braucht es einen Sieg und eine Leistung nahe an der Grenze. Einen Grossen zu ärgern, das wär was ...
Die beiden Siege der Franzosen gegen Rumänien und Albanien haben im Land der Gastgeber nicht zu uneingeschränkter Begeisterung geführt. Zu viel Mühe hatte «L'equipe tricolore» in den Augen ihrer Supporter. Die Provokation von Superstar Paul Pogba gegenüber den Medien sorgte für zusätzliche Unruhe. Für den Schweizer Nationaltrainer Vladimir Petkovic hat sich an der Hierarchie dadurch aber nichts geändert. «Frankreich bleibt Favorit in unserer Gruppe und an der ganzen EM.»
Paul Pogba sorgte mit seinem Verhalten im Gastgeberland für Gesprächsstoff. Bild: PASCAL ROSSIGNOL/REUTERS
Vladimir Petkovic
Petkovic ist überzeugt, dass sich die Franzosen wie andere Favoriten auch, die nur schleppend ins Turnier gekommen sind, «von Spiel zu Spiel steigern werden.» In der Partie um den Gruppensieg gegen Frankreich werde sein Team trotzdem «versuchen, das eigene Spiel durchzuziehen», so Petkovic.
Der Schweizer Coach hat zumindest am Tag vor dem Duell mit dem Gastgeber nicht das Taktieren im Sinn. Die Schweiz strebt im Stade Pierre-Mauroy den Sieg an, auch wenn schon ein Unentschieden zu Platz 2 und damit zur sicheren Teilnahme an der K.o.-Runde reichen würde. Petkovic: «Wir wollen die Chance packen, den 1. Platz zu holen. Das würde uns dann auch einen einfacheren Gegner in den Achtelfinals bescheren.»
Die Spielstätte von heute: Hier haben die Schweizer Tennis-Cracks 2014 den Davis Cup gewonnen. Bild: ANDY RAIN/EPA/KEYSTONE
Granit Xhaka
Als Gruppensieger bekämen es die Schweizer am kommenden Sonntag in Lyon mit dem Dritten der Gruppe C, D oder E zu tun. Als Zweiter warten am Samstag in St-Etienne wohl Deutschland oder Polen. Als Dritter müssten die Schweizer bis mindestens am Dienstagabend zittern, um dann in den Achtelfinals auf Deutschland, Polen oder vermutlich England zu treffen.
Neben der Zukunft beschäftigten sich die Schweizer in diesen Tagen auch mit der Vergangenheit. Das 2:5 an der WM 2014 in Brasilien gegen Frankreich ist noch in Erinnerung. Petkovic wurde am Samstag von Granit Xhaka und Blerim Dzemaili zum Medientermin begleitet. Die beiden hatten vor zwei Jahren die Schweizer Tore erzielt. «Wir haben aus dieser Niederlage sicher unsere Lehren gezogen», sagte Dzemaili. «Ob wir wirklich besser sind als an der WM, werden wir morgen sehen.»
Szene aus Salvador an der WM 2014: Stephan Lichtsteiner (l.) und Xherdan Shaqiri versuchen Patrice Evra den Ball abzunehmen. Bild: KEYSTONE
In Brasilien waren die Schweizer von einem entfesselten Gegner überrannt worden. Zunächst setzte Frankreichs Stürmer Olivier Giroud den Schweizer Innenverteidiger Steve von Bergen in einem blutigen Zweikampf ausser Gefecht, dann kassierten die Schweizer bis zur Pause innerhalb von 23 Minuten drei Tore. Nach 73 Minuten stand es 5:0 für Frankreich.
Blerim Dzemaili
Die beiden Treffer von Dzemaili und Xhaka in der Schlussphase waren damals insofern nicht unerheblich, weil sie die Schweizer dank dem verbesserten Torverhältnis gegenüber Ecuador und Honduras in eine günstigere Ausgangslage vor dem letzten Gruppenspiel brachten. Diesmal haben die Schweizer selbstredend nicht bloss Schadensbegrenzung im Sinn.
«Wenn wir einen Grossen ärgern können, kann das für den weiteren Verlauf des Turniers etwas auslösen», sagte Xhaka. Die Schweizer legen sich die Latte selber gerne hoch; gegen Frankreich wissen sie, was es braucht für den Erfolg. Xhaka: «Es muss für uns überall passen.» (drd/sda)