Streller, Gashi, Kaludjerovic, Sadik, Schär – gleich fünf Spieler tragen sich beim «Spitzenkampf» der 3. Runde zwischen Thun und Basel in die Torjägerliste ein.
Am Ende macht Fabian Schärs später Kopftreffer zum 3:2 den Unterschied. Der Meister siegt, trotz Thuns Aufholjagd vom 0:2 zum 2:2, und schiebt sich mit den Punkten Nummer sieben bis neun am FCZ vorbei an die Tabellenspitze.
Es ist ein Schützenfest – doch für Gesprächsstoff sorgen mit Thuns Keeper Christian Leite und Basels Debütant Yoichiro Kakitani zwei Spieler, die nicht getroffen haben.
Thuns Neo-Goalie Christian Leite, der in der Saisonpause von Winterthur zu den Berner Oberländern gestossen ist, dürfte die Szene aus der 19. Minute eine schlaflose Nacht bereiten. Beim Abschlag haut er völlig unbedarft über den Ball und serviert Marco Streller mit seinem Slapstick-Patzer das 1:0 auf dem Silbertablett.
Der 28-jährige Keeper, der mit dem wiedergenesenen Guillaume Faivre um einen Stammplatz konkurriert, dürfte seine Position mit diesem Aussetzer nicht gerade verbessert haben.
Pascal Zuberbühler analysiert auf Teleclub: «Das war ein Riesenbock, eine sehr unglückliche Aktion. So etwas ist ein Alptraum für den Goalie – es tut mir richtig weh da zuzuschauen. Und man kann ja nicht einmal dem Boden die Schuld geben, weil hier Kunstrasen liegt.»
Obwohl auch dieses Gegentor die Thuner am Ende einen Punkt kostet, will sich Trainer Urs Fischer nicht so drastisch äussern: «Solche Fehler passieren im Fussball, entscheidend ist die Reaktion der Mannschaft.»
Ohnehin dürfte sich Christian Leite nicht so schnell aus der Bahn werfen lassen. Denn obwohl dem gebürtigen Brasilianer der grosse Durchbruch lange verwehrt geblieben ist, hat er im Fussball-Business schon einiges erlebt.
2009 wird Leite als Komplize von Darko Damjanovic zu einem der Hauptverdächtigen im Schweizer Wettskandal. Der Vorwurf: Mit dem FC Wohlen soll er Challenge-League-Partien manipuliert und somit einer kriminellen Bande satte Gewinne bei Internetwetten ermöglicht haben.
Der FC Winterthur, sein nächster Klub, glaubt seinen Unschuldsbeteuerungen und hält am Goalie fest. Zu Recht: 2012 wird Leite vom Bundestrafgericht in Bellinzona freigesprochen. Das Urteil hat jedoch einen Makel: es basiert auf einer Gesetzeslücke. Nicht eine Maschine, sondern ein Mensch hätte für eine Verurteilung betrogen werden müssen, heisst es in der Begründung des Gerichts.
Bereits vor dem endgültigen Freispruch avanciert «Leite the Wall» auf dem Fussballplatz wieder zum Helden. 2011 ermöglicht er dem FC Winterthur ein Cup-Märchen. Auf der ausverkauften Schützenwiese pariert er im Penaltyschiessen die Versuche von Alexander Farnerud und Mario Raimondi. Winterthur trägt Leite nach dem Viertelfinaleinzug auf den Schultern, YB weint bitterlich.
Einige Tränen dürften bei der Partie zwischen Thun und Basel auch die Verantwortlichen des japanischen TV-Senders SkyPerfectTV vergossen haben – allerdings eher aus Gründen der Freude. In der 77. Minute gibt FCB-Trainer Paulo Sousa grünes Licht für das Debüt des japanischen Nationalspielers Yoichiro Kakitani. Seinetwegen hat sich der japanische Fernsehsender die Übertragungsrechte aller Basler Partien gesichert und bereits die Spiele gegen Aarau und Luzern vergeblich live übertragen.
Nach einigen letzten Instruktionen via Dolmetscher steht Kakitani dann wirklich auf dem Platz. Auf Twitter veranlasst das heissersehnte Debüt des filigranen Offensivkünstlers zahlreiche Fans aus Fernost zu Jubelstürmen.
ヨシロー… RT @FC_Basel: 77. Yoshiro Kakitani is on the pitch now for Mohamed Elneny.
— ファン太 (@fanta_crz) 2. August 2014
«Japans Antwort auf Neymar», kann während der begrenzten Einsatzzeit nach seiner Einwechslung aber nur einmal für Wirbel sorgen: Nach fünf Super-League-Minuten kommt er im Anschluss an einen Tempolauf im Thuner Strafraum zu Fall. Schiedsrichter Alain Bieri verweigert ihm nach dem Duell mit Stefan Glarner ein Willkommensgeschenk, denn ein solches wäre der Penaltypfiff gewesen. Kakitani starrt den Mann in Schwarz nur hilflos an – für eine verbale Beschwerde hätte er wohl noch seinen Dolmetscher gebraucht.