In Zeiten der Krise oder der Blamage gibt es keine populärere Massnahme als die Lohnkürzung. Da rockt der Stammtisch, wenn verkündet wird, dass den Stars die Bezüge gekürzt werden. Jawoll, so ist es recht. Da wird durchgegriffen und gut gemänätscht.
Soeben hat auch YB nach der grössten Blamage in der Geschichte des Schweizer Cups (0:1 in Buochs) Lohnkürzungen in hoher vierstelliger Summe angekündigt. Das kommt gut an beim Publikum.
Dabei handelt es sich bei juristischem Lichte besehen um eine reine «Propaganda- Lüge». Um Opium fürs Publikum. Um reinen Populismus, wie er sonst nur von den Politikern zelebriert wird. Um schlaues Ablenken von den wahren Ursachen der Probleme.
Die Schweiz ist ein Rechtsstaat mit einer der fortschrittlichsten und arbeitnehmerfreundlichsten Gesetzgebungen der Welt. Eine Kürzung von Löhnen ist gar nicht möglich und wird auch nie gemacht. Da braucht es nur eine SMS von einem Anwalt an den Sportchef und der Spuk ist vom Tisch. Wer Löhne kürzen möchte, müsste den Arbeitsvertrag fristgerecht kündigen und neu verhandeln. So ist eine Lohnkürzung bei Spielerverträgen, die mindestens bis Ende Saison oder darüber hinaus laufen, gar nicht machbar.
Es gibt aus der jüngeren Geschichte Beispiele von freiwilligen Lohnkürzungen in Zeiten der Krise, um zur wirtschaftlichen Rettung eines Klubs beizutragen. Aber auch in diesen Fällen wurde gehörig geschwindelt. Die Lohnkürzungen wurden meistens später wieder zurückerstattet.
Hingegen entgehen den Spielern und Trainern durch Niederlagen, bzw. durch ein Ausscheiden aus einem Wettbewerb, definitiv Prämien. Das ist nicht gelogen. Die meisten Fussball- und Hockeyklubs kennen in den Arbeitsverträgen ein Bonus/Malus-System. Die Entschädigungen hängen von messbaren Leistungen (wie Tore), Siegen, Niederlagen, Punkten, Klassierungen oder Zuschauerzahlen ab. Aber mit Lohnkürzungen hat das alles nichts zu tun.
Ein weiterer reiner Propaganda-Trick sind sogenannte Mehrjahrespläne. Sie sind bei Sportunternehmen mit schwach entwickelter Leistungskultur (wie etwa bei YB) en vogue. Mehrjahrespläne kennen wir aus dem untergegangenen realen Sozialismus. Dort waren bei der staatlich gelenkten Planwirtschaft solche Pläne üblich – meistens in Form von sogenannten «Fünfjahresplänen».
Im Sportbusiness lebt diese Errungenschaft aus dem Sozialismus weiter. Ironie der Geschichte: Sehr oft sind es Erzkapitalisten, die sich im Sportbusiness solche Mehrjahres- oder Mehrstufenplänen unterjubeln lassen, u.a. die Gebrüder Rihs bei YB. Die Sportchefs gaukeln vor, der Erfolg könne man nicht sofort erwarten, es brauche Zeit, und in ferner Zukunft, in zwei oder drei Jahren, werde man Meister – was natürlich nie der Fall ist.
Aber der Leistungsdruck ist erst einmal in eine ferne Zukunft verschoben. Mehrjahrespläne haben, wie wir aus der Geschichte wissen, in der Wirtschaft nicht funktioniert und sind, erst recht für ein so dynamisches Geschäft wie es der Sport ist, völlig untauglich. Der Erfolg ist sowieso nicht planbar.
Die Kunst des Sportmanagements ist es, jederzeit aus den vorhandenen wirtschaftlichen und sportlichen Möglichkeiten ein Maximum herauszuholen, dabei einer Unternehmensphilosophie treu zu bleiben und so für Kontinuität zu sorgen.
Wir können uns also merken: Wenn von Lohnkürzungen und Mehrjahresplänen fabuliert wird, ist grösstes Misstrauen angebracht.