In der 93. Minute kommt der nächste Schock für den FC Basel. Lausannes Aliou Baldé profitiert von einem Fehlpass von Wouter Burger und dem zaghaften Einsteigen von Finn van Breemen und stürzt die Basler mit seinem Tor zum 2:1 weiter in die Krise. In der derzeitigen Situation des FCB wäre ein Punkt immens wichtig gewesen – nach vier Runden steht «Rotblau» mit drei Punkten nämlich auf Platz 11.
«Es ist jedem klar, dass das Kader so nicht reicht», wütete Goalie Marwin Hitz nach dem Spiel. Auch Sportchef Heiko Vogel verkündete bereits mehrfach, dass weitere Neuzugänge geplant sind. Bisher gab es aber viel mehr Gerüchte über mögliche Abgänge als Zuzüge. Dan Ndoye in Richtung Bologna und Riccardo Calafiori zur AC Milan stehen kurz vor dem Absprung.
Doch es gibt Hoffnung für den FCB. Das nächste Ligaspiel muss der Klub erst Anfang September bestreiten. Am nächsten Wochenende steht die 1. Runde des Schweizer Cups gegen den Neuenburger Klub Saint Blaise aus der 2. Liga Interregional an, die für den 27. August geplante Super-League-Partie gegen Lugano wurde wegen der Europacup-Qualifikation verschoben. So haben Vogel und Co. bis zum Klassiker gegen den FCZ am 3. September Zeit, um neue Spieler zu präsentieren, die Basel aus der Krise helfen sollen.
Einer davon soll der frühere Barça-Spieler Yusuf Demir sein. Der 20-jährige Österreicher steht derzeit bei Galatasaray Istanbul unter Vertrag, sei aber bereits mit dem FC Basel einig. Demir würde auf Leihbasis in die Super League kommen und würde die durch Ndoyes Abgang frei werdende Position auf dem rechten Flügel besetzen.
Der U21-Nationalspieler hat seine Stärken ähnlich wie Ndoye im Dribbling und in der Spielgestaltung. Ausserdem wird ihm von seinem jetzigen Coach Okan Buruk eine hohe Einsatzbereitschaft zugeschrieben. Genau das, was der FCB braucht, um seine Offensive wiederzubeleben. In den letzten beiden Spielen ohne Ndoye fehlte es an Kreativität und es wurden nur zwei Tore erzielt.
Der deutsche Mittelstürmer ist neben dem georgischen Mittelfeldtalent Gabriel Sigua der bisher einzige Neuzugang, den Sportchef Heiko Vogel seit dem Saisonstart präsentierte. Maurice Malone absolvierte die letzte Saison leihweise beim Wolfsberger AC und traf in 29 Spielen neunmal. Dazu bereitete der 22-Jährige elf Treffer vor. Nun verstärkt er den dünn besetzten Sturm um Thierno Barry, Jean-Kévin Augustin und Andrin Hunziker, den Torschützen vom Sonntag.
Für Malone spricht aber auch seine Flexibilität. Vor allem auf der linken Seite war der Ex-Augsburger, der den FCB zwei Millionen Euro gekostet hat, in der Vergangenheit sehr erfolgreich. Das war laut Vogel neben der Dynamik und Schnelligkeit ausschlaggebend für eine Verpflichtung.
Obwohl die Offensive zuletzt eher harmlos war, tat sich beim FCB vor allem in der Defensive eine riesige Schwachstelle auf. Dies hatte nicht zuletzt mit den Ausfällen vom bisher sehr souveränen Arnau Comas und Aushilfs-Verteidiger Fabian Frei zu tun. Finn van Breemen kommt auf Super-League-Niveau noch überhaupt nicht zurecht und auch Nasser Djiga strahlt nicht immer die notwendige Sicherheit aus.
Deshalb soll gemäss kroatischen Medien nun Adrian Barisic kommen. Der bosnische Innenverteidiger spielt derzeit beim kroatischen Erstligisten NK Osijek, wo er seit letzter Saison unbestrittener Stammspieler ist. Das Angebot über drei Millionen Euro des FCB liege Osijek bereits seit einiger Zeit vor, doch wollte der Klub noch die Conference-League-Qualifikation abwarten. Nach der 1:5-Niederlage im Hinspiel sei Osijek jetzt aber bereit, seinen besten Verteidiger ziehen zu lassen.
Mit seiner Statur und einer Grösse von 1,93 Metern könnte der 22-Jährige eine sehr gute Ergänzung für die ebenfalls gross gewachsenen Finn van Breemen und Arnau Comas sein. Barisic wurde im Juni erstmals für Bosniens Nationalteam nominiert und gab sein Debüt beim 0:3 in Portugal. Zudem wird er von der deutschen Agentur Roof beraten, die neben Weltstars wie Kai Havertz und Serge Gnabry mit Barry, Malone sowie Hitz auch drei FCB-Spieler unter Vertrag hat.
Nach dem Kreuzbandriss von Sergio Lopez ist auch ein Rechtsverteidiger ein Thema bei den Baslern. Gemäss «Blick» ist der FCB an Arkadiusz Pyrka aus Polen interessiert. Der 20-Jährige wäre wohl als Backup für Routinier Michael Lang (32) eingeplant.
Pyrka spielt seit 2020 für Piast Gliwice und etablierte sich im letzten Jahr als fester Bestandteil der Viererkette beim polnischen Tabellenfünften. Dabei erzielte er in 33 Spielen zwei Tore und gab einen Assist. Ausserdem absolvierte er auch schon vier Partien für die polnische U21-Nationalmannschaft. Im Vergleich zu Demir und Barisic ist eine Verpflichtung von Pyrka aber noch nicht imminent.
Ausgerechnet gegen den FC Zürich darf Taulant Xhaka nach seiner Sperre von acht Spielen wieder mittun. Die Rückkehr des albanischen Mittelfeldspielers dürfte dem FCB und den vielen jungen Spielern guttun. So kann der 32-Jährige in der Zentrale für Sicherheit sorgen und unter anderem für den oftmals vorpreschenden Wouter Burger – sollte dieser den Verein nicht verlassen – als defensive Absicherung dienen.
Die ungewöhnlich lange Pause bis zum nächsten Ligaspiel kommt auch Fabian Frei entgegen. Der 34-jährige Captain muss derzeit mit einem Bänderriss pausieren, erklärte in der Halbzeit der Partie gegen Lausanne-Sport aber, dass er im Spiel gegen den FCZ wieder dabei sein sollte. Dann könnte er mit Xhaka als bewährtes Mittelfeld-Duo die Ruhe ausstrahlen, die im Spiel der Basler derzeit fehlt.
Sollte Frei rechtzeitig fit werden, hätte das Team von Trainer Timo Schultz auch auf dem Platz wieder einen Spieler mehr, der Probleme klar anspricht. Nach seiner Ehrung für sein 500. Spiel im rotblauen Trikot meldete sich Frei auf Instagram zu Wort: «Es erfüllt mich mit Stolz, der Rekordspieler dieses wunderbaren Klubs sein zu dürfen und ich probiere jede Sekunde diesem Titel gerecht zu werden.» Dazu gehöre auch, in schwierigen Situationen voranzugehen und Verantwortung zu übernehmen.
«Ihr könnt mir glauben, dass ich momentan genau so frustriert, enttäuscht und zum Teil ratlos bin wie Ihr das seid», richtet er sich an die Fans. Doch Frei hat auch ein klares Ziel: «Dass wir endlich wieder gemeinsam feiern können und das Joggeli in Extase versetzen können.» Dafür brauche es nun viel Arbeit und gerade die erfahrenen Spieler wie er, Xhaka, Lang oder auch Hitz «müssen den Jungen helfen und sie führen».
Der FCB hat ein Mentalitätsproblem und kein Qualitätsproblem. Diese Manschaft wurde völlig konzeptlos zusammengewürfelt. Da bringt es auch nichts, weiterhin ohne Konzept Spieler zu verpflichten. Es fehlen die Führungsspieler wie Frei und Xhaka auf dem Platz.
Die Abgänge sind sicher keine Ausrede, der FCB war schon letzte Saison extrem schwach unterwegs.