Es läuft die 93. Minute, als Wouter Burger den Ball in die Gasse spielt. Doch weil es sich um einen Rückpass auf den völlig verdutzten Finn van Breemen handelt, der prompt gegen Aliou Baldé zu spät kommt, sitzt Burger kurz darauf mit dem Gesicht in den Händen vergraben auf dem Boden. Und mit ihm vergräbt sich der ganze FC Basel.
1:2 gegen den bisher noch sieglosen Aufsteiger Lausanne-Sport. Die dritte Niederlage im vierten Spiel. Nur Mitaufsteiger Lausanne-Ouchy ist noch schlechter gestartet als der neue Tabellenvorletzte aus Basel. So lautet die bittere rot-blaue Realität. Und natürlich ist der FCB in der Geschichte der Super League nie schlechter aus den Startlöchern gekommen.
Doch viel angsteinflössender als der Blick auf die Tabelle ist das Gezeigte auf dem Rasen. In der ersten Halbzeit wird die Rumpf-Elf des FCB, die sich nach Abgängen und Verletzungen quasi von selbst aufgestellt hat, von einem auch nicht wirklich guten Lausanne dominiert. Das Gros der Zweikämpfe geht an die Romands, in der Spitze können kaum Bälle festgemacht werden und hinten wird mitgelaufen statt attackiert.
Der Ex-Basler Kaly Sène und Assistgeber Rares Ilie spazieren schon in der sechsten Minute ohne Gegenwehr in den Strafraum. Und es passt zur aktuellen FCB-Situation, dass der Ex-FCB-Stürmer einen Meter vor der Linie ein Luftloch schlägt und der Ball dennoch via Hacke ins Tor geht.
Sène trifft in der Folge noch zwei weitere Male. Doch einmal steht er klar im Abseits und das vermeintliche 2:0, bei dem Sène im Anschluss süffisant und provokativ vor der Muttenzerkurve jubelt, wird vom VAR wieder einkassiert, weil Liam Millar beim Ballverlust auch leicht gefoult wurde. «Mit der Lausanne-Brille ist das für mich ein Tor», sagt Trainer Ludovic Magnin.
Der FCB ward nicht gesehen. Lausanne trifft dafür auch noch den Pfosten und hätte durchaus auch mit einem 3:0 in die Pause gehen können, in welcher der am Knöchel verletzte FCB-Captain Fabian Frei bei «Blue» sagt: «Schlechter können wir nicht spielen.»
Trainer Timo Schultz erklärt später: «Es war klar, dass wir nicht so weitermachen können.» Und auch Goalie Marwin Hitz findet nach dem Spiel harte Worte: «Wir müssen arbeiten. Im Team, ums Team und auch drum herum.»
Hitz nimmt auch seine Chefs in die Pflicht, indem er sagt: «Es ist jedem klar, dass das Kader so nicht reicht.» Und er macht mit seiner Kritik auch nicht vor Teamkollegen halt: «Spieler, die kurz vor einem Transfer sind, sind schnell angeschlagen. Das ist etwas, was sich nicht gehört, und schwer zu verdauen.» Gemeint ist wohl Riccardo Calafiori, der unter der Woche noch normal trainierte, fürs Spiel dann aber nicht bereit war.
Positiv in Erinnerung wird dieses Spiel nur Andrin Hunziker bleiben. Der Basler kam zur Pause für Thierno Barry, und mit seiner Hereinnahme gelang es dem FCB, das Geschehen etwas in Richtung Lausanne-Tor zu verlagern. Hunziker war es dann auch, der in der 61. Minute nach schöner Direktkombination über Burger und Liam Millar das 1:1 markierte und vor seinen Freunden in der Muttenzerkurve sein erstes FCB-Tor bejubelte.
Es hätte sich in der Folge einiges zum Besseren wenden können. Auch, weil der FCB das Spiel unterdessen offener gestalten kann. Doch als Lausanne sich schon mit dem Punkt abgefunden hatte, folgte der Blackout von Burger und van Breemen und so entführte am Ende doch der Gast drei Punkte. «Wenn du die Seuche hast, hast du die Seuche», erklärte Magnin mitleidig und Schultz kann nur konstatieren: «In dieser Situation kommt uns die Ligapause gelegen. Ich bin froh, wenn die Transferperiode rum ist.»
Anfang September will der FCB dann den Neustart realisieren. «Auf diese Hoffnung bauen wir», sagt Hitz. Doch der Goalie merkt auch an: «Dann sind bereits mehr als zehn Prozent der Saison gespielt. Erst dann zu starten, ist eigentlich zu spät.»
Schauen wir mal. Bin mir da nicht so sicher.