Sport
Fussball

3 Erkenntnisse nach Schweizer WM-Aus – so droht an Heim-EM ein Debakel

epa10785283 Aitana Bonmati of Spain celebrates after scoring the opening goal during the FIFA Women's World Cup 2023 Round of 16 soccer match between Switzerland and Spain at Eden Park in Aucklan ...
Im WM-Achtelfinal der Schweiz gegen Spanien offenbarte sich ein Klassenunterschied.Bild: keystone

3 Erkenntnisse nach dem Schweizer WM-Aus: So droht an der Heim-EM 2025 ein Debakel

Geht die Entwicklung im Schweizer Frauen-Nationalteam so weiter, dann könnte es an der Heim-WM 2025 sehr bitter werden. Das sind die Erkenntnisse nach der 1:5-Klatsche der Schweizerinnen gegen Spanien.
06.08.2023, 19:15
Raphael Gutzwiller, Auckland / ch media
Mehr «Sport»

Es war eine brutale Klatsche. 1:5 verlor die Schweiz den WM-Achtelfinal gegen Spanien. Die Weltmeisterschaft ist für die Fussballerinnen jäh zu Ende. Nach einer Partie, in der die Nati ihren Gegnerinnen von A bis Z unterlegen war. Zeitweise erinnerte die Partie an ein Cupspiel zweier Teams, die nicht nur eine Liga auseinander sind. Von einem Schweizer Exploit war im Vorfeld geträumt worden - die Realität nach diesem WM-Achtelfinal ist eine ganz andere.

Weltspitze ist für die Schweiz weit entfernt

Die Weltspitze im Fussball der Frauen ist für die Schweiz Lichtjahre entfernt. Während bei Spanien die meisten Profis bei Barcelona oder Real Madrid sind, verfügen die Schweizerinnen über viele Spielerinnen aus der eigenen Liga – die grösstenteils eine Amateurliga ist. Und einige andere Natispielerinnen spielen in Topligen zu selten. Gegen Spanien ist das ganze Team sichtlich überfordert.

Dabei hat die WM gut begonnen. Die Schweiz hat das Minimalziel Achtelfinal erreicht – sogar als Gruppensiegerin. Dabei profitierten die Schweizerinnen jedoch von einer ziemlich leichten Gruppe. Nach dem 2:0-Auftaktsieg gegen die Philippinen remisierte die Schweiz gegen Norwegen und Neuseeland. Zwar brachten sie nach vorne fast nichts zustande, doch dank defensiver Stabilität reichte dies immerhin für den WM-Achtelfinal. Beim ersten richtig guten Gegner zeigt sich aber, wie weit die Schweiz von einem Exploit gegen eine Topnation entfernt ist.

Grings macht sich mit Personalentscheiden angreifbar

Schlimmer noch: Das letzte richtig überzeugende Spiel der Schweizerinnen ist eine gefühlte Ewigkeit her, ein Sieg in der WM-Qualifikation gegen Italien. Das war im November 2021. Seither gab es viele Enttäuschungen. Und seit Inka Grings Anfang Jahr das Nationalteam übernommen hat, siegte sie aus zehn Spielen nur ein einziges Mal. Gegen die Aussenseiterinnen aus den Philippinen. Auch wenn die Deutsche dank der Achtelfinalqualifikation nicht um ihren Job bangen muss, gibt es mehrere Punkte, die kritisiert werden können.

Zu reden geben Personalentscheide. Vor dem Turnier liess sie Toptalent Riola Xhemaili zu Hause. Gegen Neuseeland wechselt sie zur Verblüffung der Spielerinnen selber im Stand von 0:0 die Führungsspielerinnen Ramona Bachmann und Ana-Maria Crnogorcevic aus. Dazu kommt, dass sich die ehemalige Trainerin des FC Zürich angreifbar macht, weil sie augenscheinlich auf ihre ehemaligen Klubspielerinnen setzt. Seraina Piubel, Nadine Riesen und Julia Stierli spielten unter Vorgänger Nils Nielsen praktisch nie, nun sind sie Stamm. Die drei FCZ-Akteurinnen überzeugten in der Gruppenphase, gegen Spanien fehlte es ihnen aber an der Qualität und Erfahrung.

Switzerland's forward Ramona Bachmann, center, reacts next to Switzerland's head coach Inka Grings, right, during the FIFA Women's World Cup 2023 soccer match between Switzerland and Ne ...
Ramona Bachmann wirkte bei ihrer Auswechslung gegen Neuseeland unzufrieden.Bild: keystone

Aus dem Nachwuchs kommt zu wenig nach

Fakt ist, dass die Schweiz nur über wenige Spielerinnen von internationalen Format verfügt. Die Führungsspielerinnen Lia Wälti, Ramona Bachmann und Ana-Maria Crnogorcevic sind inzwischen alle über 30 Jahre alt. Schon jetzt droht ein krasser Qualitätsabfall, wenn sie möglicherweise nach der EM 2025 abtreten. Talente gibt es zwar einige, aber es wird dauern, bis die Lücke in der Nati geschlossen wird. Erste Probleme werden schon bald offensichtlich, weil Torhüterin Gaëlle Thalmann zurücktritt.

Aus dem Nachwuchs kommen noch zu wenige gute Spielerinnen nach. Während Mädchen und Jungs in vielen Ländern ähnlich gut gefördert werden, gibt es in der Schweiz noch Handlungsbedarf. Auch in diesem Bereich braucht es eine Verbesserung, will die Schweiz den Anschluss an die grossen Nationen nicht verlieren.

Switzerland's Ana Maria Crnogorcevic shows dejection next to Switzerland's defender Julia Stierli, left, after the team's 1-5 defeat and elimination from the tournament following the FI ...
Die besten Spielerinnen wie Ana-Maria Crnogorcevic sind bereits über 30 Jahre alt.Bild: keystone

Geht die Entwicklung so weiter, droht an der Heim-EM 2025 ein Debakel. An Europameisterschaften gibt es keine leichte Gegnerinnen wie Neuseeland oder die Philippinen. Das hat die Schweiz vor einem Jahr in England gesehen, als sie mit einem Punkt in der Gruppe ausgeschieden ist. Nach der WM muss festgestellt werden: Der Abstand zur Weltspitze ist seither nicht kleiner geworden. Vielleicht wurde er sogar noch grösser.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die Nati-Noten nach dem 1:5 gegen Spanien
1 / 18
Die Nati-Noten nach dem 1:5 gegen Spanien
Die Fussball-WM der Frauen 2023 endet für die Schweiz mit einer herben Pleite. Im Achtelfinal fliegt sie gegen Spanien hochkant raus. Die Noten:
quelle: keystone / michael buholzer
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Alisha Lehmann und Co. duellieren sich im ultimativen Rate-Duell
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Odermatt gewinnt verrücktes Rennen in Val-d'Isère – Aerni verpasst Podest nur knapp
Marco Odermatt kehrt im Riesenslalom in einem kuriosen Rennen zum Siegen zurück. Der Nidwaldner gewinnt nach drei Ausfällen am Stück in Val d'Isère zum vierten Mal in Folge. Luca Aerni überrascht mit Rang 4.

Acht Hundertstel blieben Odermatt am Ende als Vorsprung übrig in einem im zweiten Durchgang vom grossen Umsturz im Klassement geprägten Riesenslalom. Um diese minime zeitliche Differenz hielt der Innerschweizer den unerwarteten Zweitklassierten Patrick Feurstein hinter sich. Der Österreicher, im ersten Lauf lediglich auf Platz 24, schaffte es im Weltcup zum ersten Mal unter die ersten drei. Noch geringer, nämlich vier Hundertstel, war Feursteins Marge auf seinen Landsmann Stefan Brennsteiner, der sich Rang 3 sicherte.

Zur Story